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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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nicht«, sagte ich.
    »Du musst da nicht allein durch«, sagte Bud. »Wir helfen dir.«
    Dann fiel mir der Wal wieder ein. Ich erzählte ihm davon. »Was für einer war es?«
    »Ein Zwergwal.«
    »Die sollen Glück bringen«, sagte er. »Aber vielleicht auch nicht.«

50
     
    Stella drehte völlig durch. Sie stand am Kai, als Bud und ich anlegten, und ich war kaum an Land, da stürzte sie sich auf mich und kreischte: »Das kann nicht wahr sein. Sag, dass es nicht wahr ist. Oh Gott, Florine, wir haben ihn verloren.« Ich schrie auf, nicht nur aus Trauer, sondern auch, weil ihr Ansturm mir im Rücken wehtat. Dottie war auch da, und ihr liefen ebenfalls Tränen über die Wangen, aber sie half mir, mich von Stella zu befreien.
    Später, nachdem Sam und Glen Daddy in den Hafen gebracht hatten und die Beerdigungsformalitäten in Gang gesetzt worden waren, sagte Stella mir, dass Daddy in ihrer gemeinsamen Grabstelle oben bei der Kirche begraben werden sollte, gleich neben Grand. Offenbar hatten sie das schon vor einer Weile geplant, was mich überraschte, aber ich hatte mich ja auch nur um meine eigenen Dinge gekümmert.
    »Für dich ist da auch noch Platz«, sagte Stella. »Du kannst zwischen Grand und Leeman begraben werden, wenn du möchtest.«
    »Keine Ahnung, wo ich mal begraben werde«, sagte ich. »Ich hoffe, das ist noch eine Weile hin.«
    »Na, jedenfalls kannst du dich gerne zu uns legen, wenn du keinen anderen Platz findest. Du bist immer willkommen.«
    Ich hoffte doch sehr, dass das Leben mir noch mehr zu bieten hatte als eine Grabstelle neben Stella und Daddy. Aber fürs Erste beschäftigte mich etwas anderes. Ich holte tief Luft und sagte: »Bitte flipp jetzt nicht aus, aber was hieltest du davon, Daddy auf See zu bestatten?«
    »Was?«, rief sie aus.
    »Daddy hat das Meer geliebt, mehr als alles andere. Und deshalb habe ich mich gefragt, ob du dir vorstellen könntest, dass wir mit dem Boot rausfahren und ihn auf dem Wasser bestatten.«
    »Nur über meine Leiche.« Stella fing an zu zittern. »Ich werde nicht zulassen, dass er ganz allein da draußen bleibt. Wenn ich jetzt schon nicht mehr mit ihm zusammen sein kann, dann wenigstens für die Ewigkeit, und zwar oben auf dem Friedhof. In unserem Grab. Ich weiß, du bist seine Tochter, aber ich bin nichts ohne ihn. Das musst du verstehen, auch wenn du alles andere nicht verstanden haben solltest.« Sie fing wieder an zu schluchzen, ich gab ihr ein Taschentuch, und damit war das Thema erledigt.
    Wir gingen zusammen mit Madeline und Dottie in das Beerdigungsinstitut, um einen Sarg auszusuchen. »Er muss den besten kriegen«, sagte Stella, doch es gelang Madeline zumindest, sie von einem Modell aus Mahagoni abzubringen, das vermutlich mehr kostete als das Haus. »Florine, was meinst du?«, fragte Madeline ein paarmal.
    »Na ja, vielleicht -«, fing ich an, doch jedes Mal brachten mich Stellas Schluchzer zum Verstummen. Während eines besonders heftigen Anfalls deutete ich auf einen schlichten dunklen Sarg, und Madeline nickte. Zu meiner großen Erleichterung willigte Stella ein.
    Am Abend vor der Beerdigung saßen Dottie, Bud, Glen und ich auf Grands Veranda. Dottie machte eine Flasche Rose auf, und ich hielt mein rubinrotes Weinglas gegen das Licht und betrachtete die satte Farbe. Glen und Bud tranken Bier und kippelten mit den Schaukelstühlen nach hinten.
    »Lasst das«, sagte ich. »Das halten die Beine nicht aus.« Gehorsam schaukelten sie wieder nach vorne.
    »Wie kommt’s eigentlich, dass in so einer Situation keiner weiß, was er sagen soll?«, fragte Dottie.
    »Meine Güte, so, wie Stella drauf ist, gibt’s doch auch wirklich nichts zu sagen«, meinte Glen.
    »Sie hat ihn geliebt«, sagte ich. »Er war alles, was sie jemals wollte.«
    »Das sagt sie andauernd«, sagte Dottie.
    »Stimmt ja auch«, sagte ich.
    »Vielleicht sollte sie sich einen Hund zulegen«, sagte Glen. Bud und Dottie prusteten los, und selbst ich musste kichern.
    »Glaubst du im Ernst, ein Hund könnte Leeman ersetzen?«, fragte Dottie.
    »Na ja, dann war sie zumindest nicht mehr so einsam«, sagte Glen. »Hunde sind gute Gefährten.«
    Ich dachte an Daddy, der sich so wenig wohlzufühlen schien in seinem blauen Anzug, die großen Hände über einer Bibel gefaltet und für alle Ewigkeit in eine Kiste gesperrt. Da wurden mir schlagartig zwei Dinge klar: Ich würde ihn nie wiedersehen, und ich musste mit dem Wissen leben, dass er für immer in einem unbequemen Anzug unten in der Erde

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