Am heißen Strand von Mexico
Prolog
Es war Mitte Oktober. Die Crenshaws gaben eine Party, zu der sie jeden im Umkreis von mehreren Meilen eingeladen hatten.
Joe und Gail Crenshaws ältester Sohn Jake und Ashley, das einzige Kind von Joes Vorarbeiter Kenneth Sullivan, hatten vor ein paar Stunden geheiratet, und nun feierten all ihre Freunde und Nachbarn bei einem von Joes berühmten Barbecues.
Lichterketten schmückten die Bäume rund um das große Haus, und Dutzende Fackeln spendeten nicht nur ein stimmungsvolles Licht, sondern verscheuchten auch die Moskitos, die nach dem ersten Kälteschub in Texas in der vergangenen Woche übrig geblieben waren.
Die Terrasse diente als Tanzfläche. Eine Countryband spielte, und Gäste jeden Alters tanzten oder sahen den anderen dabei zu.
Heather, Jakes vierjährige Tochter aus erster Ehe, rannte zwischen den Erwachsenen herum, dicht gefolgt von Blackie, ihrem kleinen Hund, und einem halben Dutzend anderer Kinder.
Joe und Gail beobachteten das Ganze von einem der Picknicktische aus. Gail schmunzelte über die Freudenschreie der Kinder. Ihr Leben hatte sich sehr verändert, seit Jake vor ein par Monaten herausgefunden hatte, dass er eine Tochter hatte. Endlich war Gail Großmutter. Sie hätte nicht glücklicher sein können.
"Ich bin so froh, dass Heather mit den anderen spielt. Auf ihrer Geburtstagsparty vor drei Wochen wollte sie noch die ganze Zeit bei Jake im Arm sein."
"Ich glaube, der Hund hat ihr geholfen, ihre Schüchternheit zu überwinden." Joe sah sich um. "Alle scheinen sich prächtig zu amüsieren. Nur gut, dass das Wetter sich gehalten hat."
Gail lachte. "Wir hatten noch nie schlechtes Wetter bei einer Party. Ist dir das schon mal aufgefallen?"
"Ich dachte mir, dass du es so haben wolltest, also habe ich getan, was ich konnte."
Sie schmunzelte. "Du hast ein unglaubliches Selbstbewusstsein." Sie gab ihm einen Kuss. "Manchmal frage ich mich, wieso du dich all die Jahre mit mir abgegeben hast."
Er zog sie dicht an sich. "Soll ich dir das noch mal ganz genau erklären?"
Sie wurde rot und wechselte das Thema, bevor er noch anzüglicher werden konnte.
"Ich bin froh, dass Jake und Ashley es bei einer kurzen Verlobungszeit belassen haben." Gail blickte zu ihrem Sohn und dessen Frau hinüber. "Es ist wundervoll, Jake so glücklich zu sehen, nachdem er jahrelang allein war."
Die Band spielte ein langsames Stück, und Jake und Ashley bewegten sich eng umschlungen zu der Musik.
Joe sah sich nach seinen drei jüngeren Söhnen um. "Ich hoffe, die anderen entschließen sich bald, Jakes Beispiel zu folgen."
Er entdeckte die drei im Schatten eines großen Baumes. Joe liebte seine Söhne, obwohl sie es ihm nicht immer leicht gemacht hatten. Was dem einen nicht an Streichen eingefallen war, das hatte sich ein anderer ausgedacht. Gail bezeichnete sie als übermütig. Joe fand sie eher aufsässig.
Aber er musste zugeben, dass sie sich ziemlich gut entwickelt hatten. Und eigentlich war er richtig stolz auf sie.
Er und Gail waren verblüfft gewesen, als Jason, der Jüngste, gestern unerwartet aufgetaucht war. Er hatte bei der Army Karriere gemacht und war inzwischen Mitglied einer Spezialeinheit.
John, der Zweitjüngste, arbeitete seit drei Jahren beim Geheimdienst National Security Agency. Zurzeit war er in San Antonio stationiert. Joe fragte schon lange nicht mehr nach der Arbeit seiner zwei jüngsten Söhne, denn das war alles streng geheim. Er war bloß froh, dass John zur Hochzeit hatte kommen können.
Um Jared dagegen machte Joe sich Sorgen. Jared war schon immer sehr unabhängig gewesen. Er war Ingenieur geworden und hatte gleich nach dem Examen einen Job bei einer der größten Ölfirmen der Welt bekommen. Offenbar gefiel es ihm, immer dort eingesetzt zu werden, wo es gerade Probleme gab. Und so reiste er von einem Brennpunkt der Erde zum nächsten. Jetzt war er gerade aus Saudi-Arabien zurückgekommen.
Joe wusste, dass Jared ein hervorragender Ingenieur war. Während seines Studiums hatte er sogar Öl auf der Ranch der Familie entdeckt. Aber Joe gefiel überhaupt nicht, dass Jared immer genau da eingesetzt wurde, wo es gerade gefährlich war. Jared war ein Draufgänger. Oder er hielt sich für unsterblich. Jedenfalls liebte er das Risiko, das hatte er schon als Kind getan.
Deshalb konnte Joe es gar nicht erwarten, dass Jared endlich sesshaft wurde.
Gail lächelte, während sie ihre drei jüngeren Söhne beobachtete, die sich unterhielten. Es war lange her, seit alle vier zum letzten
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