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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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ein Plätzchen suchen oder mich auf die Veranda der Barringtons setzen, etwas essen und vielleicht in meine Bücher schauen, bis die Schule aus war.
    Als ich beim Haus der Barringtons ankam, war Louisa da und lud gerade Bettwäsche aus einem mit Holz verkleideten Kombi. Ich beobachtete sie eine Weile. Es gefiel mir, wie ihre dunkle Haut die Sonne aufsog wie ein schöner, starker Tee, anstatt das Licht zu reflektieren wie meine helle Haut. Während sie zwischen dem Wagen und der Hintertür hin- und herging, summte sie ein Kirchenlied, das Grand bestimmt gefallen hätte. Anscheinend war Louisa auch eine Freundin von Jesus.
    Ihre Anwesenheit machte meine Pläne zunichte, deshalb ging ich zurück in den Wald. Da der Frühling gerade erst angefangen hatte, war das Unterholz noch licht, und so entdeckte ich auf halbem Weg zwischen dem Haus und dem Waldrand einen schmalen Pfad, der nach links führte. Ich folgte ihm. Er schlängelte sich durch struppiges Gebüsch, bis ich plötzlich auf einer kleinen Lichtung in einem Kreis von dicken, alten Kiefern stand. In der Mitte der Lichtung lagen drei große, rötlich braune, mit Glimmer gesprenkelte Felsen, geradezu der ideale Platz für ein Picknick. Ich streckte mich darauf aus. Die Felsen waren warm von der Sonne, und ich lauschte auf den Wind und das Gezwitscher der Vögel.
    »Was hast du getan, Florine?«, sagte plötzlich eine Stimme. Ich sprang auf und blickte mich um, doch ich sah nur drei kleine Vögel, die durch die Luft flitzten. Irgendwo hinter mir krächzte eine Krähe.
    »Ich hab’s für Carlie getan«, sagte ich.
    »Du hast es für dich getan. Carlie war nur ein Vorwand«, sagte die Stimme.
    »Ich hab’s für uns getan.« Doch was mir vorhin noch vollkommen logisch und sinnvoll erschienen war, kam mir auf einmal genauso durchgeknallt vor wie Virginia Murphys irres Geschrei. Wieder krampfte sich mein Bauch zusammen. Eine kleine grüne Grasnatter schlängelte sich neben meinen Zehen zum Rand des Felsens. Sie hielt kurz inne, dann glitt sie daran herunter und verschwand als kaum wahrnehmbare Bewegung im Moos.
    »Ich muss zurück«, sagte ich laut. »Ich muss aufräumen, bevor irgendjemand merkt, was ich getan habe.« So schnell ich konnte, lief ich zurück zum Hauptweg. Unterwegs begegnete ich noch einmal Dickie. Ich schlug einen Haken um ihn herum und rief: »Bin schon auf dem Weg.« Ich kraxelte über die Cheeks und rannte den Hang hinunter, durch Daddys Garten, riss die Werkstatttür auf und stürmte ins Haus. Dort blieb ich wie angewurzelt stehen. Stella stand in der Küche und warf gerade eine Kehrschaufel voll Glassplitter in den Mülleimer. Die Narbe auf ihrem Gesicht sah aus wie eine Peitsche, die nur darauf wartete, zum Einsatz zu kommen. Ihre sturmgeladenen Blicke hätten mich zum Kentern bringen können.
    Sie ging zur Küchentür und öffnete sie. »Raus«, zischte sie. Die Tür knallte so fest hinter mir zu, dass das ganze Haus bebte. Grand gegenüber murmelte ich etwas von Bauchweh und dass der Hausmeister mich nach Hause gebracht hatte und verschwand für den Rest des Tages in meinem Zimmer. Am Abend kam Daddy vorbei, um Hallo zu sagen. Er legte seine große Hand auf meine Stirn. »Grand sagt, du bist krank.«
    »Ich hab Bauchweh«, sagte ich. Er weiß es nicht, dachte ich. Sie hat es ihm nicht gesagt.
    Während ich da lag und darauf wartete, dass die Hölle über mich hereinbrach, bekam ich schließlich doch noch meine Tage.

25
     
    Stella verlor nie ein Wort über das, was passiert war, aber sie sprach eine Zeit lang nicht mit mir. Es war ein mühsamer Tanz, wenn wir uns nicht aus dem Weg gehen konnten, aber irgendwie schafften wir es. Wenn ich etwas in Rays Laden besorgen musste und sie an der Kasse war, legte ich ihr meine Sachen hin, sie tippte alles ein, packte es in eine Tüte, stellte sie mir auf den Tresen und kehrte mir den Rücken zu, es sei denn, es war noch jemand hinter mir, dann wandte sie demjenigen ihre Aufmerksamkeit zu.
    Ich glaube, irgendwo tief in meinem Innern, da, wo Grand und Jesus ihren Platz hatten, tat es mir leid, aber ich hatte mich darauf versteift, dass sie bei uns nichts verloren hatte und schon gar nicht das Recht besaß, irgendetwas zu verändern. Und das gab mir auf eine verquere Weise das Gefühl, richtig gehandelt zu haben.
    »Was ist eigentlich los zwischen dir und Stella?«, fragte Daddy mich schließlich.
    »Was sagt sie denn, was los ist?«, fragte ich. »Nichts, aber irgendwas ist los. Früher hat sie zu Hause

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