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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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das Fenster zumachen?«
    »Nein«, sagte ich. »Die Gegend hier macht mich nur fertig.«
    »Mich auch«, sagte Dottie. »Wie weit ist es noch?«
    »Nicht mehr sehr weit«, sagte Bud. »Schau mal auf die Karte, Florine.«
    »Noch ungefähr zwei Zentimeter«, sagte ich.
    »Verdammt lange Fahrt«, sagte Dottie.
    Ich musste ihr zustimmen. Worüber hatten Patty und Carlie die ganze Zeit geredet? Sie sahen sich doch fast jeden Tag.
    Was gab es da noch zu sagen, was nicht schon längst gesagt war? Hatte Carlie darüber gesprochen, wie stur Daddy war? Hatte Patty von ihrem neuesten Freund erzählt? Hatten sie je über mich geredet? Und wenn ja, was hatten sie wohl gesagt?
    »Wir haben Glück, dass die Touristen noch nicht da sind«, sagte Bud. »Ab dem Memorial Day ist hier überall Stau.«
    Die ersten Werbeplakate und Motels tauchten auf. Im Vergleich zu den Touristenfallen, Fischrestaurants und Meeresblicken, die es hier gab, wirkte Camden armselig. Wir fuhren eine kleine Straße hinunter, die nach Crow’s Nest Harbor hineinführte, und kamen an einem kleinen Platz vorbei, auf dem ein Musikpavillon stand. Rundum reihten sich Geschäfte aneinander. Carlie hatte diesen Platz überquert und war in diese Geschäfte gegangen, hatte Kleider anprobiert und Sachen für mich, Daddy oder sich selbst gekauft.
    Wir kamen zu einem Stoppschild. Vor uns lag das Gebäude, in dem der Crow’s Nest Harbor Howler, die Lokalzeitung, gedruckt wurde. Daddy hatte eine Ausgabe davon mitgebracht. Carlies Foto und ein Artikel über uns waren darin gewesen, darüber, dass wir zu Hause auf ihre Rückkehr warteten.
    »Hat alles nichts genützt«, sagte ich laut.
    »Was hat nichts genützt?«, fragte Bud. »Wo haben Patty und Carlie gewohnt?«
    »Im Crow’s Nest Harbor Motel. Unten am Wasser.«
    Bud steuerte eine Straße hinunter, die zum Meer führte, und auf ein großes blaues Schild mit einer lächelnden Krähe zu, die eine Matrosenmütze auf dem Kopf hatte und in einem unordentlichen Nest saß.
    »Das muss es sein«, sagte Glen.
    Bud parkte in einer Seitenstraße, und wir stiegen aus.
    »Dann mal los«, sagte Bud, und wir gingen einen Fußweg hinunter zu dem Motel.
    Es bestand aus einer weißen, eingeschossigen Anlage in L-Form und einem umzäunten, von weißem Beton umgebenen Swimmingpool in der Mitte. Der Pool war leer, aber es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie Patty Carlie zum Abschied zuwinkte und dann in das warme, seidige Wasser sprang, ohne zu ahnen, dass sie Carlie nie wiedersehen würde.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte Dottie. Alle drei sahen mich an. Ich wollte gerade die Achseln zucken, da sah ich ein Zimmermädchen in einer der Wohneinheiten verschwinden. »Ob sie uns mal reinschauen lässt?«, überlegte ich. »Ich wüsste gerne, wie die Zimmer aussehen.«
    »Glen und ich gehen mal runter zum Hafen«, sagte Bud. »Wahrscheinlich kriegt sie ‘nen Schreck, wenn wir alle vier bei ihr auftauchen und in das Zimmer reinwollen. Kommt einfach nach, wenn ihr fertig seid.« Er lächelte mich schief an, dann verschwand er mit Glen. Dottie und ich gingen zu der offenen Tür, und Dottie steckte den Kopf in die Dunkelheit, »’tschuldigung«, sagte sie, »können wir uns vielleicht das Zimmer mal ansehen? Meine Bowlingmannschaft überlegt, eine Fahrt hier rauf zu machen, und wir sind auf der Suche nach einer Unterkunft.«
    Das Zimmermädchen, eine kleine, dunkle Frau, drall wie ein gut gefüttertes Rebhuhn, breitete gerade eine weiße Tagesdecke über eines der beiden Betten. Sie ging um das Bett herum und strich die Decke glatt. »Von mir aus«, sagte sie. »Hauptsache, ihr fasst nichts an.«
    Sie verschwand im Bad, und Dottie und ich betraten das Zimmer. Zwei weiß bezogene Betten vor einer hellblauen Wand mit dunkelgrünem Farnmuster. Dazwischen ein honigfarbener Nachttisch, auf dem zwei kleine Lampen standen, mit blauem Schirm und durchsichtigem, mit Muscheln gefülltem Glasfuß. An der gegenüberliegenden Wand eine Kommode mit einem Fernseher obendrauf. Ein schwerer blauer Vorhang, hinter dem ein großes Fenster zu erkennen war, und davor ein kleiner Tisch mit zwei hellblau bezogenen Stühlen. Ich ging hinüber und zog die Vorhänge auf. Das weiße Licht der Bucht drang ins Zimmer und fiel auf Dotties Gesicht, das bereits gebräunt war. Ihre glänzenden braunen Augen betrachteten die Aussicht. »Nicht übel«, sagte sie.
    Das Zimmermädchen betätigte die Klospülung. Sie summte ein paar Töne, dann verstummte sie. Sie zog

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