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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Sonnenuntergangstour mit der Cordelia. Das war’s so ziemlich.«
    Mein Verstand tanzte durch Zeit und Raum, stellte sich vor, wie sie hier saß, dort entlangging, in dem Geschäft verschwand, mit den anderen beim Bier saß und quatschte. Das Ganze überlagert von dem Bild, wie Daddy allein den weiten Weg hierherfuhr, in der vagen Hoffnung, etwas Neues herauszufinden.
    »Sie hatte Fotos von dir dabei«, sagte Jorie. »Als Baby, als Kleinkind und immer so weiter. War mächtig stolz auf dich.«
    »Oh.« Ich spürte, wie sich mir die Kehle zusammenschnürte. Jorie trat einen Schritt auf mich zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und bog mich mit einer Umarmung zu sich herunter wie einen Kiefernschössling. »Schon gut«, sagte ich und löste mich sacht von ihr. »Danke für die netten Dinge, die Sie mir gesagt haben.« Ich wandte mich um und folgte dem Geist meiner Mutter in die Stadt. Dottie trottete hinter mir her wie ein treuer Hund, und unterwegs sammelten wir die Jungs ein.
    Der Verkäufer im Buchladen sah uns an wie Schulschwänzer. Was ihn dabei offenbar irritierte, war, dass er uns nicht kannte. Ich ging an den Regalen entlang und betrachtete die Buchtitel. »Wo ist Ihre Krimiabteilung?«, fragte ich ihn. Widerstrebend wandte er seinen wachsamen Blick von Bud und Glen ab, die in den Zeitschriften stöberten, und deutete auf die Wand direkt hinter mir. »Standen die schon immer hier?«, fragte ich.
    »Bud«, flüsterte Glen so laut, dass wir ihn alle hören konnten. »Sieh dir das an.«
    Der Verkäufer runzelte die Stirn. Wahrscheinlich überlegte er, warum ich ihn danach gefragt hatte und ob Glen sich tatsächlich das ansah, was er vermutete.
    »Ja«, sagte er. »Der Laden gehört mir seit vielen Jahren, und die Krimis haben immer da gestanden. Wollt ihr die Zeitschriften kaufen, oder was?«, sagte er zu Bud und Glen.
    Bud ging mit einer Autozeitschrift zur Kasse und holte seine Brieftasche heraus. Der Verkäufer beobachtete, wie Glen seine Zeitschrift zurücklegte, unter die neueste Ausgabe von Good Housekeeping.
    »Da gehört die nicht hin«, knurrte er Glen an. Glen verdrückte sich aus dem Laden.
    Ich stand mit geschlossenen Augen vor dem Krimiregal und versuchte, meine Mutter heraufzubeschwören, sie dazu zu bringen, mir einen Hinweis zu geben, mir zu sagen, welche Bücher sie gekauft hatte, um sie am Pool zu lesen. Offenbar hatte ich ziemlich lange so dagestanden, denn Bud flüsterte mir zu: »Lass uns gehen. Es sei denn, du willst was kaufen.«
    Ich folgte ihm nach draußen. Wir gingen zu Dottie und Glen, die sich auf die runden Hocker im Musikpavillon gesetzt hatten.
    »Das war vielleicht ein Blödmann«, sagte Glen.
    »Vorsicht, Bulle«, sagte Bud. Wir folgten seinem Blick zu einer uniformierten Gestalt, die auf der anderen Seite des Platzes über den Gehsteig ging. Sie bog in eine Seitenstraße ab und war bald verschwunden.
    »Wir haben doch nichts angestellt«, sagte Glen.
    »Wir schwänzen die Schule«, entgegnete Bud. »Dein Gedächtnis ist echt kürzer als ein Streichholz.«
    »Wo ist Grundys Kleiderladen?«, fragte ich. Ich stand in der Mitte des Pavillons und machte eine Vierteldrehung nach rechts. Nichts. Noch eine Vierteldrehung, und noch eine, bis ich mich immer schneller um meine eigene Achse drehte. Die Informationen über meine Mutter und die überraschenden Dinge, die ich über meinen Vater erfahren hatte, vermischten und verwischten sich immer mehr, während ich herumwirbelte und versuchte, das Ganze zu begreifen. Plötzlich packte Dottie mich mitten in der Drehung an den Schultern und zischte: »Hör auf. Der Bulle kommt auf uns zu.«
    »Mist«, brummte Bud.
    Der Polizist kam zum Pavillon und stellte einen hochglanzpolierten Stiefel auf die unterste Stufe. Er war schlank und gut aussehend, ein bisschen wie Bing Crosby, mit hellen, weit blickenden Augen, die uns verrieten, dass er viel Zeit auf dem Wasser verbrachte.
    »Tag«, sagte er. »Solltet ihr nicht in der Schule sein?«
    Dottie sagte: »Ja«, und Glen im gleichen Moment: »Nein.«
    »Ja, sollten wir«, sagte Bud.
    Der Polizist nickte. »Und warum seid ihr nicht in der Schule?«
    Bevor Bud etwas erwidern konnte, sagte ich: »Meine Mutter ist vor fünf Jahren von hier verschwunden. Ich wollte mal herkommen und mich umsehen. Ihr Name ist Carlie Gilham, und ich bin ihre Tochter Florine. Ich habe meine Freunde gebeten, mich hierherzubringen. Es ist nicht ihre Schuld.«
    Der Polizist musterte mich. »Ich erinnere mich an sie«, sagte

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