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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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meine Füße führten mich zum Haus der Barringtons. Ich stand am Waldrand und dachte daran, wie Mr. Barrington mir die Hand geküsst und gesagt hatte, ich sei bezaubernd, genau wie meine Mutter. Ich dachte an das Feuer. An den Mann, der auf Bud und mich gepinkelt hatte. An Louisa, die erste Schwarze, die ich je gesehen hatte. Daran, wie Mr. Barrington mich zurechtgewiesen hatte. Wie Carlie meine Schulter gedrückt hatte, als er das tat. »Meine kleine Verbrecherin«, hatte sie mir ins Ohr geflüstert. Der Wind schnappte das Wort »Verbrecherin« auf und verbreitete es unter den Kiefern.
    Das Haus sah schön aus im winterlichen Sonnenlicht. Jede einzelne verwitterte Holzschindel war zu erkennen, und die lupinenblauen Einfassungen der Veranda und der Fenster hoben sich leuchtend davon ab. Ich ging zur Veranda und spähte durch eines der großen Fenster ins Innere. Die Möbel schlummerten behäbig unter weißen Schonbezügen, bis auf ein rosenholzfarbenes Sofa, das dicht vor einem riesigen Marmorkamin stand. Auf dem Metallrost lagen verkohlte Holzreste.
    »Nanu«, murmelte ich. »Das ist ja komisch.« Der Hausmeister, der sich um die Sommerhäuser kümmerte, wohnte einige Meilen entfernt. Ich hatte ihn schon öfter in Rays Laden gesehen, wenn er irgendwas für die Sommergäste besorgte. Er trug immer kniehohe Gummistiefel, selbst an den heißesten Tagen, und ging schnell, als hätte er in den Stiefeln einen weiten Weg zurückzulegen.
    Ich fragte mich, wieso er den Kamin nicht sauber gemacht hatte. Vielleicht hatte er was mit der Frau eines anderen laufen, und die beiden trafen sich heimlich hier. Oder er kam hierher, um zu trinken. Aber vielleicht interessierte das auch niemanden. Ich ging die Stufen hinunter und über den Rasen bis zum Ende des Grundstücks und sah hinaus aufs Meer. Wie weit mochte Carlies Horizont wohl entfernt sein? Zehn Meilen? Zwanzig? »Wenn du weiter zur Schule gegangen wärst«, sagte ich laut zu mir selbst, »hätten sie’s dir vielleicht verraten.«
    »Wahrscheinlich nicht. Das sind alles ahnungslose Idioten«, sagte eine Männerstimme hinter mir.
    Ich fuhr herum. Der Typ stand so dicht vor mir, dass ich einen Satz nach hinten machte.
    Mit etwas Abstand und angesichts der Tatsache, dass er lächelte, betrachtete ich ihn genauer. Sommersprossen und ein rötlicher Bart, hellbraunes Haar, dunkelbraune Augen. Er konnte kaum älter sein als ich. Er trug eine alte Seemannsjacke, Jeans und abgewetzte Wanderstiefel.
    »Wie geht’s dir, Florine?«, fragte er.
    »Danke, gut.« Ich wusste immer noch nicht, wen ich vor mir hatte.
    »Ich hab gesehen, wie du ins Haus geschaut hast, und ich nahm an, dass es nicht lange dauern würde, bis du meinen Pick-up bemerkst. Deshalb dachte ich mir, ich erspare dir das Rätselraten, wer sich hier rumtreibt.«
    »Und wer treibt sich hier rum?«
    »Ich bin am Boden zerstört!«, sagte er. »Andy Barrington. Ich hab euch geholfen, die Knaller anzuzünden.« Er zog einen Handschuh aus und reichte mir seine Hand. Sie war warm.
    Der ganze Sommer von damals raste wie ein Schnellzug durch mich hindurch, und ich wich erneut einen Schritt zurück.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Andy.
    »Nachdem du uns über den Weg gelaufen bist, gab’s ‘ne Menge Ärger«, sagte ich.
    »Na, falls es dich tröstet: Ich hab auch ‘nen Haufen Ärger gekriegt, nachdem ich Tante Camillas Virgin Mary mit Wodka aufgepeppt hatte. Das fanden sie nicht so witzig, weil sie gerade seit einer Weile trocken war. Danach haben sie mich nach Massachusetts zurückgeschickt.«
    »Und warum bist du jetzt hier?«
    »Weihnachtsferien. Ich durfte eher fahren, weil ich so gute Noten hatte. Eines Tages saß ich im Englischunterricht und dachte an das Haus hier, und plötzlich sagte mir irgendwas, dass ich herkommen sollte. Meine Mutter ist auf den Bahamas, und Dad verbringt die Feiertage irgendwo in den Berkshires mit einer Flasche. Also bin ich vor zwei Wochen von Boston raufgefahren.«
    »Haben deine Eltern sich getrennt?«
    »Ja. Ein paar Jahre nachdem wir uns kennengelernt haben. Mein Vater fing an zu trinken, als ob die Alkoholvorräte auf der Welt knapp würden, und irgendwann hat meine Mutter ihn verlassen. Ich sehe ihn vielleicht zweimal im Jahr. Ist immer sehr amüsant - er nimmt mich auseinander, und ich zähle die Stunden, bis ich wieder verschwinden kann. Mist, tut mir leid. So genau wolltest du es wahrscheinlich gar nicht wissen.«
    Ich zuckte die Achseln. Irgendwie überraschte es mich nicht. »Wie

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