Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Raupe das Kinn.
„So ist es! Doch stecke ich in diesem erbärmlichen Insekt fest! Bring mich zurück in meinen Körper, damit ich meine ganze Macht wieder entfesseln und euer Volk in den Krieg führen kann!“ geiferte der Körper der Kaiserin, begleitet vom starken Gesichtsausdruck der lenkenden Raupe auf ihrer Schulter. Der Schamane nickte unterwürfig.
„So sei... es... Kaiserin...“
Dann drehte er sich zum Feuer. Mittlerweile hatte sich das ganze Dorf versammelt und knapp einhundert Ööörks starrten gebannt auf ihn und die Frau hinter ihm. Der Schamane erhob die Arme, trieb die Spannung mit einigen Sekunden des Schweigens nahezu unerträglich in die Höhe und dann rief er laut:
„DIE KAISERIN... IST ZURÜCK... BEREITET ALLES... VOR... FÜR EINE... SEELENWANDERUNG!!!“
Bereits kurze Zeit später saß Grimmbold zusammen mit Servatius, Siegbert und Stoffel am Feuer. Sie alle rührten sich nicht und sprachen auch kein Wort, sondern verfolgten gebannt das Ritual des Ööörkschamanen, mit Ausnahme von Stoffel. Er war nach einigen Augenblicken äußerst gelangweilt vom herumtanzen des Schamanen und hatte wieder einmal damit begonnen, sich selbst die Ohren zu kauen.
Steif und unbewegt stand der Körper der Kaiserin in einem Kreis aus schwarzem Öl, zudem hatte der Schamane ihr einiges von dieser zähen glitschigen Flüssigkeit mit einem Grasbüschel über den Körper gespritzt. Dieselbe Behandlung hatte die Raupe erhalten, auch sie saß in einem Kreis aus diesem Öl.
Danach hatte der Schamane mit seinem Tanz begonnen. Begleitet von kehligen Grunzlauten und keuchenden Schreien stampfte und sprang er um die beiden Kreise herum, schüttelte seine Füllfederhalterkette und bespritzte immer wieder aufs neue die beiden mit Öl. Dabei hatte die Raupe einen grimmigen und ungeduldigen Gesichtsaussdruck aufgesetzt, während der menschliche Körper im anderen Kreis lediglich geistesabwesend vor sich hin starrte und leicht sabberte.
Schließlich griff der Ööörkschamane mitten ins Feuer hinein, riss einen brennenden Scheit heraus und warf ihn genau zwischen beide Kreise. Zischend und rauchend entzündeten sie sich und das Feuer fraß sich über das Öl, umschloss die beiden darin befindlichen Wesen. Urplötzlich warf der Schamane die Arme über den Kopf und brüllte so markerschütternd, dass es sogar dem Grimmbold unheimlich wurde.
In diesem Moment begannen die Frau und die Raupe zu zucken und rote Blitze schossen zwischen beiden hin und her. Die Frau schrie und schrie, zappelte und wand sich unter den Blitzen und ebenso zappelte und wand sich die Raupe, schrie jedoch nicht.
“Die Seelen... haben... zu wandern begonnen...” knurrte der Schamane und die Blitze spiegelten sich rot wie kochende Lava in seinen Augen wider.
Mit einem Mal endeten die roten Blitze und es war mucksmäuschenstill. Mit gesenktem Kopf stand die Kaiserin der Finsternis da, stand regungslos in ihrem Kreis, dessen Feuer nun erloschen war.
Langsam, fast vorsichtig, kam Grimmbold näher zu ihr.
“Majestät?” flüsterte er und wagte sich noch einen Schritt näher. Da hob die Frau langsam den Kopf. Ihre Augen glühten rot, ihr Mund war zu einem diabolischen Grinsen verzogen.
“Grimmbold...” zischte sie. “Ich bin zurück.”
Der Kobold lachte auf und freudestrahlend sah er zu seinen drei Spionfledermäusen. Stoffel und Siegbert klatschen in die Hände, nur Servatius hatte einen mürrischen Gesichtsausdruck aufgesetzt und musterte die Kaiserin von unten bis oben.
Der Schamane der Ööörks gesellte sich zu Grimmbold und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
“Wir haben... lange gewartet... auf euch...” sprach er zu der Kaiserin und sie kicherte. Da fiel ihr Blick auf die Raupe in dem anderen Kreis. Die Frau beugte sich zu dem Insekt herunter, nahm es behutsam in die Hand und hielt es sich nah vor das Gesicht. Sie betrachtete die kleine Raupe von allen Seiten.
“Da habe ich also dringesteckt. Wie erbärmlich. Danke, kleine Raupe, für diesen kurweiligen Unterschlupf, doch jetzt brauche ich dich wohl
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