Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
an.
„Ohhh, Lord Sinclair, welch seltener Besuch!“ sagte der Türwächter und lächelte, wobei der Klopfring in seinem Maul leicht aufragte.
„Lass uns durch, Türwächter. Sarah ist vielleicht in Gefahr. Wir müssen ihr helfen!“ bat Vincent und streckte das Taschentuch wieder in seine Hosentasche. Doch die Dämonenfratze schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, Lord Sinclair. Es gibt nur eine Bewahrerin der Welten. Ich kann euch nicht hinein lassen!“
„Aber du musst uns durchlassen! Wir müssen ihr helfen! Ich bin immer noch dein Meister!“ widersprach der alte Lord erbost.
„Nein, das seid ihr nicht! Der kleinen Sarah wurde der Zugang übertragen und sie wurde auch zur Bewahrerin der Welten ernannt! Nur sie hat die Befugnis, anderen den Zugang zu ermöglichen! Niemand sonst!“ wies der Türwächter den alten Lord zurecht, doch dann wurde die metallene Fratze still, sein Blick glitt an Sinclair vorbei und er fügte hinzu: „Okay, abgesehen von ihm !“
„Wer hat Sarah zur Bewahrerin ernannt? Ich bin der Bewahrer, ich bestimme meine Nachfolge! Was erzählst du da für einen Blödsinn, Türwächter? Und wen meinst du mit...“ fragte Vincent und erstarrte, denn schon im nächsten Augenblick erfuhr er die Antwort auf seine Frage:
„Mein guter alter Rialc'Nis. Er meint natürlich mich. Ich habe dem Mädchen alle Befugnisse zugeteilt und sie zu deiner Nachfolgerin bestimmt. Sag, solltest du mich tatsächlich vergessen haben, alter Freund? Nach all den Jahren? Nach allem was ich für dich getan habe?“ ertönte eine männliche Stimme hinter Lord Sinclair. Ehrfürchtig drehte er sich herum und blickte den Besitzer der Stimme an, der neben Fez stand. Auch der Drache war vor Ehrfurcht erstarrt.
Lord Vincent Sinclair wusste nicht, was er sagen sollte. Schon seit Ewigkeiten war er nicht bei diesem Namen genannt worden. Rialc'Nis. Und schon seit Ewigkeiten hatte er jenen Mann vor sich, der einen braunen Gehrock mit dazu passendem Zylinder trug und sich auf seinen Spazierstock aufstützte, nicht mehr gesehen.
“Ich hätte es wissen müssen, daß du deine Finger im Spiel hast.” begann der alte Lord. “Sarah ist noch ein Kind! Wie kannst du ihr eine solche Verantwortung übertragen und somit solchen Gefahren aussetzen?” fragte er seinen Gegenüber vorwurfsvoll. Doch der fremde Mann im Gehrock lächelte nur.
“Ach, Rialc'Nis. Du selbst hast sie in Gefahr gebracht und zwar ohne einen einzigen Anflug von Sorge. Und du wusstest genau, was du tatest. Sieh es ein: Wir sind alt! Und es wird Zeit, die Verantwortung abzugeben, findest du nicht auch?” widersprach er, doch Vincent schnaubte nur abfällig.
“Alt...” spie er regelrecht aus. “Ich mag alt sein, Fez ebenso, aber du? Du bist unsterblich!”
“Nun, selbst die Unsterblichkeit hat ihren Preis. Alles hat seinen Preis, vergiss das nie!” antwortete der andere Mann ruhig, während Vincent immer mehr in Rage geriet.
“Und was willst du nun? Soll ich hier sitzen und Sarah im Stich lassen? Die Kaiserin ist zurückgekehrt, das spüre ich, das weiß ich! Und du genauso! Mach mir doch nichts vor! Warum schreitest du nicht ein? Du hast die Macht dazu! Mehr Macht als nötig wäre! Warum dieses Ränkespiel?”
“Da hast du recht. Sie ist erwacht und aus ihrem Exil zurück. Und alles ist ein Spiel, das ganze Leben, das Universum, einfach alles. So sind die Regeln des Daseins. Ich weiß vieles. Was war, was ist, was sein wird. Doch eingreifen kann ich nicht. Ich kann nur lenken, die Dinge ein wenig zurechtbiegen und im richtigen Moment den richtigen Menschen den richtigen Schubs geben.”
“Was wird geschehen? Sag es mir! Ich bitte dich!” flehte Lord Sinclair und er fühlte sich so hilflos wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
Der Mann mit dem Zylinder trat langsam näher an ihn heran und legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter. Seine Nase berührte fast die von Vincent und seine braunen Augen durchdrangen die seinen.
“Es wird Krieg geben, Rialc'Nis. Die Finsternis gegen das Licht. Und du hast recht, Sarah kann das nicht allein
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