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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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    "Dabei sieht er doch verdammt gut aus." Verträumt seufzend schlug Rachel die Lider nieder.
    "Eben, und er weiß es. Das ist dir doch wohl klar. Er ist eingebildet und arrogant und bekam stets, was er wollte. Schon immer, falls du dich recht erinnerst. Und außerdem brauchte er kaum den kleinen Finger zu rühren. Anstrengung war ein Fremdwort für ihn. Es existierte wahrscheinlich nicht mal in seinem Wortschatz. Wenn ich nur daran denke, wie die Mädels ihn angehimmelt haben. Er hat doch jede genommen, die nicht bei drei auf dem Baum war", antwortete Liz ihrer Freundin.
    "Nun ja, was konnte er schon groß dagegen tun? Die Mädchen bestürmten ihn geradezu."
    "Jetzt fängst du auch noch an! Das ist hoffentlich nicht dein Ernst. Es reichte schon, dass Doris und Martha ihn immer verteidigten, den armen Jungen. Du bist jetzt schließlich eine verheiratete Frau Rachel Ganderton, also benimm dich gefälligst auch so und mach mir keine Schande!", bestürmte Elizabeth sie geradezu.
    Sie lachten schon wieder. Gott - wie hatten ihr die witzigen Diskussionen mit ihrer Freundin gefehlt.
    "Natürlich! Bei allem Respekt, da hört der Spaß doch auf.“ Rachel tat empört. Verschmitzt grinsend fuhr sie allerdings kurz darauf fort: „Aber schließlich bin ich nicht blind und auch nur eine schwache Frau, Liebes. Allerdings ganz so schlimm, wie du glaubst, ist Josh nicht. Jedenfalls wirbelt er nicht mehr so viel Staub auf wie damals. Er arbeitet viel und trainiert die Jungs. Baseball - als ehrenamtlicher Coach."
    "Welche Jungs? Hat er 'ne ganze Baseballmannschaft gezeugt oder was? Wundern tät mich das allerdings nicht." Liz schnaubte erneut verächtlich.
    "Nein, ganz sicher nicht“, sagte Rachel. „Er hat keine Kinder. Ich beziehe mich da auf die Jungen, die hier in der Stadt aufwachsen. Du weißt schon. Ach übrigens, da fällt mir etwas ein. Hat er nicht auch öfter versucht, bei dir zu landen? Da war doch mal etwas, in der Halloweennacht bei Martha im Pub. Du erinnerst dich sicher. Du hast mir nie verraten, was eigentlich los gewesen war. Hatte er tatsächlich Erfolg?"
    Elizabeth ging absichtlich nicht weiter darauf ein, sondern versteckte ihre Verwirrung hinter einer fadenscheinigen Gegenfrage.
     
    Jetzt lag sie zufrieden zusammengekuschelt in ihrem Bett und die Erinnerungen kehrten unerwünscht zurück an ihre Zeit in St. Elwin. Ja, Joshua Tanner hatte mehrmals versucht, mit ihr auszugehen. Das hatte ihre Freundin vollkommen richtig in Erinnerung behalten. Flirten tat er ohnehin andauernd. Liz glaubte sogar, er konnte gar nicht mehr anders. Es schien, als hätte er diese besondere Fähigkeit bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Sie jedenfalls, hatte ihn jedes Mal abblitzen lassen und zwar auf die uncharmante Art.
    "Zieh ab Tanner - ich bevorzuge richtige Männer und keine Jungs!", hatte Liz zuckersüß gesäuselt und dabei stets gehofft, dass sie halbwegs überzeugend klang.
    Bis zu jenem Halloweenabend vor elf Jahren. Es gab eine Riesenparty drüben im Pub bei Martha. Die Jungs hatten mehreren Mädchen irgendetwas in ihre Drinks gemixt. Um diese Jahreszeit war in der kleinen Stadt an der Küste nicht mehr viel Betrieb. Die Touristen besuchten fast ausschließlich in den warmen Sommermonaten diesen idyllischen Ort. Die Gästezimmer über dem Pub waren demnach nicht vermietet, und der Einfachheit halber steckten die Schlüssel von außen in den Türen. Allerdings nicht an diesem Abend. Da hatten die Jungen sie nach und nach verschwinden lassen, absichtlich. Sie steckten selbstverständlich kurze Zeit später von innen, die Türen waren abgeschlossen worden, und in den Räumen dahinter lagen Teenager in den großen Gästebetten, die ihrer Neugier nicht mehr längeren Einhalt gebieten wollten. Sie waren heiß auf Sex gewesen, wie die meisten von ihnen in dem Alter. Nirgendwo sonst konnten sie sich schließlich so ungestört vergnügen.
    Eine große Anzahl der Mädchen wäre auch ohne manipulierte Drinks bereitwillig nach oben gegangen. Aber sie, Liz, natürlich nicht. Schon gar nicht mit Joshua Tanner, dem diese Tatsache absolut klar sein musste. Unter dem Vorwand, Rachel sei oben und warte dort auf sie, überredete er Liz, ihm schließlich die Stufen hinauf zu folgen. Ihr war komisch gewesen an diesem Abend. Sie hatte sich albern gefühlt und federleicht und, ja, fast frei von den Sorgen, die täglich von neuem über sie herzufallen drohten. Sogar richtig unbeschwert, was mehr als ungewöhnlich für sie

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