Rückkehr nach St. Elwine
das in der Tat. Darauf kannst du wetten“, antwortete Rachel scherzhaft.
"Kaffee oder Tee? Schönen guten Morgen, ich bin Kate."
Liz schaute in ein freundliches, offenes Gesicht. Sie schätzte die Frau auf Mitte fünfzig. Ihr glattes, aschblondes Haar war zu einem lockeren Knoten im Nacken gebunden, und sie lächelte Elizabeth an.
„ Oh, guten Tag. Ich bin Elizabeth Crane. Ich habe hier in St. Elwin gelebt – früher, als kleines Mädchen."
"Ja, Rachel erzählte mir davon. Ich selbst bin erst vor fünf Jahren hergezogen. Mein Mann liebte diese Gegend. Wir verbrachten hier oft unseren Urlaub. Bis er mich schließlich überreden konnte, für immer in St. Elwin zu leben. Leider starb er bereits ein Jahr danach."
"Oh, tut mir leid." Liz hasste solche Wendungen, die ein Gespräch ohne weitere Vorwarnung, nehmen konnte.
"Nun, er war wesentlich älter als ich und ich denke, es kommt ohnehin immer so, wie es kommen muss. Das nennt man wohl Schicksal."
Kate hob die Schultern, und Elizabeth begriff, dass sie eine Frau vor sich hatte, die das Leben zu akzeptieren schien, so wie es war und ohne groß nach dem Warum zu fragen.
"Jedenfalls bin ich froh, dass Kate hier ist." Rachel entfernte mit der Zunge einen Krümel von ihrer Lippe und fügte dann hinzu: "Ich wüsste nicht, was ich ohne sie täte. Und quilten kann sie erst, einfach himmlisch. Fast zwanzig Stiche auf ein Inch. Du glaubst es nicht."
Jetzt klopfte Elizabeth an die Tür ihres zukünftigen Chefs.
Dr. Jefferson brüllte laut aber freundlich: "Herein!"
"Guten Tag Sir, ich bin Elizabeth Crane."
Sie war entschlossen, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren und brachte ein freundliches Lächeln zustande.
"Dr. Crane. Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt."
Lachend erhob sich Dr. Jefferson aus seinem Sessel. Er reichte ihr seine riesige Hand und nahm die ihre so zart in die seine, dass sie ob dieser Leichtigkeit völlig verblüfft blinzelt musste. Der zarte Druck seiner Hand stand im krassen Widerspruch zu seiner wirklich unglaublichen Pranke. Er schien ihre Gedanken allerdings zu erraten und ließ wieder sein dröhnendes Lachen hören.
"Ich weiß, ich weiß, die meisten Menschen haben den gleichen erstaunten Ausdruck in den Augen, wenn ich ihnen die Hand drücke."
"Na ja." Liz räusperte sich verlegen.
"Wie auch immer, ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt. Ihre Referenzen sind hervorragend, dass muss ich schon sagen. Ihre Mentoren waren offenbar zufrieden mit Ihnen. Demnach habe ich eine große, kräftige, eher maskuline Frau erwartet. Und nun steht eine kleine zierliche und sehr hübsche Person vor mir. Wenn Sie mich fragen, eine ganz fürchterliche Angewohnheit von mir, die Menschen in irgendwelche Schubfächer einzuteilen. Verzeihen Sie vielmals! Wie kommt es, dass Sie mit Ihrem Talent und Ihrem Aussehen in St. Elwin arbeiten wollen? In so einer kleinen Stadt. An so einem unbedeutenden Krankenhaus?"
Ha, er wollte sie offenbar testen. Jetzt kam es also auf die richtige Antwort an. Liz war sich nicht ganz sicher, was er zu hören wünschte. Immerhin gingen ihn ihre Beweggründe nichts an. Andererseits wollte sie keineswegs unhöflich erscheinen. Daher folgte sie einfach ihrer Intuition.
"Nun, ich bin hier aufgewachsen", antwortete sie anfangs zögernd. "Und jetzt wollte ich einfach nach Hause zurückkehren. Es gibt ja schließlich keinen Grund dafür, warum ein noch so unbedeutendes Krankenhaus nicht eine erstklassige Ärztin haben kann."
"Der Punkt geht an Sie." Wieder dröhnte sein Lachen durch das Büro.
"Also, am besten, Sie machen morgen den Tagesdienst von sieben bis fünfzehn Uhr. Ich selbst bin Ihr direkter Vorgesetzter und gleichzeitig Chefarzt der Chirurgie. Ich habe leider zu viel Papierkram am Hals, und deshalb muss ich mich auf Sie verlassen können. Ihre Referenzen sprechen ja für Sie. Jetzt brauchen Sie es mir nur noch zu beweisen! Enttäuschen Sie mich nicht, Kindchen! Die Oberärzte wechseln hier, bedauerlicherweise, viel zu oft. Ich stelle mich ungern ständig auf neue Gesichter ein."
"Ich habe vor zu bleiben“, sagte Liz fest und war selbst am meisten erstaunt, wie überzeugt ihre Stimme klang.
Er lächelte ein wenig melancholisch. Hoffentlich! Ich wünschte, es wäre so , fügte Theodor Jefferson in Gedanken hinzu. Er war neugierig, auf was er sich da einließ. Die nächste Woche würde es zeigen. Doch sein nahezu untrüglicher Instinkt sagte ihm bereits, dass er eine wirklich gute Wahl getroffen hatte. Ihm
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