Rückkehr von den Sternen
an.
»Ja.«
Sie schob sich näher heran zu mir. Ich nahm ihre Hand, legte sie auf die meine, ganz flach â die Finger gingen kaum über meine Handfläche.
»Warum ist deine Hand so hart?« fragte sie.
»Von den Sternen. Die sind so kantig. Und jetzt frag mich mal, warum ich so schreckliche Zähne habe.«
Sie lächelte. »Deine Zähne sind völlig normal.«
Dabei hob sie meine Hand und war so vorsichtig, daà ich an meine Begegnung mit dem Löwen denken muÃte. Statt mich betroffen zu fühlen, lächelte ich einfach. Letzten Endes war das alles schrecklich dumm.
Sie erhob sich, goà sich etwas aus einer kleinen, dunklen Flasche ein und trank es aus.
»WeiÃt du, was das ist?« fragte sie und schloà die Augen mit einem Ausdruck, als ob es eine brennende Flüssigkeit gewesen wäre. Sie hatte sehr lange Wimpern, bestimmt falsche. Schauspielerinnen haben immer falsche Wimpern.
»Nein.«
»Sagst es aber keinem?«
»Nein.«
»Perto â¦Â«
»Na, na«, sagte ich, um überhaupt etwas zu sagen. Sie öffnete die Augen wieder.
»Ich sah dich schon vorher. Du bist mit so einem schrecklichen Greis gegangen und kamst dann allein zurück.«
»Es war der Sohn meines jüngeren Kollegen«, sagte ich. â âºDas Komische dabei ist, daà es beinah stimmtâ¹, fuhr es mir durch den Sinn.
»Du erregst Aufsehen â weiÃt du das?«
»Was kann man da schon tun?«
»Nicht allein wegen deiner GröÃe. Du gehst auch anders â und guckst so als ob â¦Â«
»Was?«
»Als ob du dich in acht nehmen müÃtest.«
»Wovor?«
Sie antwortete nicht. Ihre Gesichtsfarbe wechselte. Sie atmete hörbar, schaute die eigene Hand an. Ihre Fingerspitzen zitterten.
»Jetzt«, sagte sie leise und lächelte mich doch nicht an. Ihr Lächeln war wie inspiriert, die Augen weiteten sich so, daà die Regenbogenhaut schwand. Sie lehnte sich langsam zurück, bis sie auf dem grauen Diwan lag. Ihr Kupferhaar löste sich, und sie schaute mich triumphierend und zugleich erstarrend an.
»Küà mich.«
Ich umarmte sie. Aber es war schauderhaft: ich wollte und wollte nicht â ich hatte das Gefühl, mich selbst aufzugeben. Es war, als könnte meine Partnerin jeden Augenblick zu etwas anderem werden. Sie krallte ihre Finger in mein Haar, ihr Atem, als sie von mir abfiel, hörte sich an wie ein Wimmern. âºEins von uns beiden ist unwirklich«, dachte ich, âºwer aber â sie oder ich?â¹ Ich küÃte sie, ihr Gesicht war schmerzhaft schön, schrecklich fremd, dann gab es nur die Lust, kaum auszuhalten, aber selbst dabei blieb in mir ein kalter, schweigender Beobachter, ich verlor mich nicht ganz. Der Diwan, gehorsam, fast gedankenlesend, wurde zur Stütze für unsere Köpfe: es war wie die Anwesenheit eines Dritten. Man fühlte sich bewacht, und wir tauschten kein einziges Wort miteinander. Ich schlief schon fast ein an ihrem Hals und hatte immer noch das Gefühl, daà da jemand zusäheâ¦
Als ich aufwachte, schlief sie. Es war ein anderes Zimmer. Nein â dasselbe. Aber irgendwie verändert â ein Teil der Wand war zurückgeschoben, man sah den anbrechenden Tag. Ãber uns â wie vergessen â leuchtete ein schmales Lämpchen. Ãber den fast noch schwarzen Baumspitzen â hellte sich der Himmel schon auf. Vorsichtig schob ich mich bis an den Rand des Lagers. Sie murmelte etwas, was sich wie »Alan« anhörte, und schlief weiter.
Ich ging durch leere, groÃe Säle. Die Fenster waren alle nach Osten gerichtet. Ein Schimmer von Morgenrot drang herein und übergoà die durchsichtigen Möbel, zitterte wie eine Rotweinflamme. Durch die Zimmerflucht hindurch sah ich die Silhouette eines Vorbeigehenden â es war ein perlmuttgrauer Roboter, gesichtslos, sein Rumpf leuchtete schwach, es glühte darin â wie ein Lämpchen vor dem Heiligenbild â eine kleine, rubinrote Flamme.
»Ich will hier weg«, sagte ich.
»Sehr wohl, mein Herr.«
Treppen â silbern, grün, blau. Ich verabschiedete mich von allen Aen-Gesichtern auf einmal in der kirchenhohen Halle. Es war schon völlig Tag. Der Roboter machte mir das Tor auf. Ich lieà ihn einen Glider bestellen.
»Sehr wohl, mein Herr. Möchten Sie den Hausglider benutzen?«
»Meinetwegen. Ich will zum Hotel
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