Rückkehr zum Mars
aufgebauten Überwachungskameras beobachtete.
Ich kann verstehen, dass sie genervt ist, dachte Jamie. Wir sollten eigentlich bei der Kuppel sein und mithelfen, die Ausrüstung und die Nahrungsmittel zu verstauen, statt in der Gegend herumzulaufen. Die anderen ließen die beiden kleinen Traktoren zwischen ihrem L/AV und der Kuppel dahinrumpeln.
Dennoch kehrte er der Arbeit den Rücken und ging langsam neben Vijay her, bereit, ihr die Hand zu reichen, falls sie über einen der überall herumliegenden Steine stolperte. Er musterte das Gelände mit den Augen des Geologen. Das ist unter Garantie ein sehr alter Impaktkrater, sagte er sich im Stillen. Der Verwitterungsprozess auf dem Mars dauert Äonen, und der Rand ist fast bis zum Sandboden herunter erodiert. Muss ein heftiger Schlag gewesen sein, nach der Größe des Beckens zu urteilen. Beziehungsweise nach der Größe dessen, was davon übrig ist.
Trumball lag bereits im Schatten auf den Knien und schabte die zerbrechliche, papierdünne Eisschicht vorsichtig in ein offenes Probengefäß.
»Es ist tatsächlich Wassereis«, sagte er über die Anzug-zu-Anzug-Frequenz, während sie auf ihn zukamen. »Garantiert von der gleichen Isotopenzusammensetzung wie das Eis am Nordpol. Das Zeug sublimiert da oben zu Dampf, und die Atmosphäre trägt es zum Äquator runter.«
Vijay zeigte mit einem behandschuhten Finger hin. »Es schmilzt, wo die Sonne darauf fällt.«
»Es sublimiert«, sagte Trumball, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. »Es schmilzt nicht, es sublimiert.«
»Wird von Eis zu Gas«, erklärte Jamie, »ohne flüssige Phase dazwischen.«
»Ich verstehe«, erwiderte sie.
»Die Atmosphäre ist so dünn, dass flüssiges Wasser sofort verdunstet.«
»Ja, ich weiß«, sagte sie mit einer leichten Schärfe im Ton.
Trumball verschloss das Gefäß und steckte es in den Probenbehälter. »Das wird uns helfen, definitive Erkenntnisse über die globale Zirkulation der Atmosphäre zu gewinnen.«
»Ist dieses Wasser auch mit Kohlensäure versetzt?«
Trumball schloss die Kunststoffbox und erhob sich. »Klar. Genau wie das Wasser aus der Permafrostschicht im Boden. Marsianisches Perrier, mit Kohlendioxid drin.«
Jamie gab das Startzeichen für die Rückkehr zur Basis. Er fühlte sich aus dem Gespräch ausgeschlossen, wusste aber nicht, wie er sich einbringen sollte, ohne den Eindruck zu erwecken, dass er mit dem jüngeren Mann konkurrierte.
»Das Leben hat hier dieselben Bedürfnisse wie auf der Erde«, sagte Vijay.
»Wieso auch nicht?«, erwiderte Trumball und wedelte mit der freien Hand. »Im Grunde ist es überall gleich: DNA, Proteine – dasselbe auf beiden Planeten.«
»Aber es gibt Unterschiede«, sagte Jamie. »Die marsianische DNS hat dieselbe Doppelhelix-Struktur wie unsere, aber die Basenpaare bestehen aus anderen chemischen Stoffen.«
»Ja, klar. Und in marsianischen Proteinen gibt's ein paar andere Aminosäuren. Aber Wasser brauchen sie trotzdem.«
Sie hatten den Kamm des Randfelsens erreicht. Jamie konnte die Kamera auf dem hohen, dünnen Mast sehen, die zu ihnen herüberspähte.
Widerstrebend sagte er: »Wir sollten uns ein bisschen beeilen, damit wir den anderen noch beim Ausladen helfen können.«
Shektar antwortete: »Ja, finde ich auch.«
Jamie konnte Trumballs Gesicht hinter der stark getönten Sichtscheibe von dessen Helm nicht sehen, aber er hörte den jüngeren Mann lachen.
Trumball hob seine Box hoch und sagte: »Tja, ein paar von uns haben was Wichtiges zu tun. Viel Spaß beim Stauer spielen.«
Und er ging mit großen Schritten über den mit Steinen übersäten Boden zur Basis zurück und ließ Jamie und Shektar auf dem Rand des alten Kraters stehen.
VIRTUELLE TOUR: SOL 1
Später an diesem Nachmittag steckte der immer noch aufgeregte C. Dexter Trumball die beiden miniaturisierten VR-Kameras in die Slots direkt über seinem Visier. Sie machten die Bewegungen seiner Augen mit, wenn die Elektronik richtig funktionierte. Mit ihnen und den molekulardünnen Datenhandschuhen, die er bereits über die Handschuhe seines Raumanzugs gefummelt hatte, würde er den Millionen Zuschauern auf der Erde alles zeigen können, was er selbst sah oder berührte.
Er schaute sich kurz zu den anderen um, die jetzt Frachtcontainer und sperrige Behälter durch die Luftschleuse der Kuppel schleppten. Sie würden den Rest des Tages damit verbringen, Geräte aufzubauen und die Kuppel bewohnbar zu machen. Trumballs Job war es, die Menschen daheim zu
Weitere Kostenlose Bücher