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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Jamie«, sagte Al. Seine Stimme war ein Seufzen, das mit dem leisen Wispern der Brise verschmolz. »Du bist alles, was sie noch haben.«
    Und Jamie stand in seinem Raumanzug auf dem kahlen, leeren Boden des Canyons, und die leise Brise wehte wispernd an seinem Helm vorbei. Das Dorf war fort, und hoch oben in der Steilwand sah er die dunkle Nische im Fels, in der die Marsianer ihren Tempel erbaut und sich zum Sterben gelegt hatten.
    »Lass sie nicht noch einmal sterben«, sagte die Stimme seines Großvaters aus seinen Helmlautsprechern. »Lass nicht zu, dass ihre Geister für immer tot bleiben.«
    Jamie wachte langsam auf, kämpfte sich ins Bewusstsein wie ein Schwimmer, der sich an die Oberfläche zurückarbeitet, nachdem er zu lange zu tief unter Wasser gewesen ist.
    Als er endlich die Augen aufschlug, befiel ihn eine jähe Verwirrung, die fast schon an Furcht grenzte. Ich bin nicht im Rover!
    Und dann fiel es ihm wieder ein. Deschurowa und Rodriguez hatten das Reserve-L/AV zum Rand des Canyons geflogen. Sie schliefen jetzt in ihrem Wohnmodul, so wie auf dem Herflug von der Erde. Auf diesen Kompromiss hatten sie sich geeinigt; die Wissenschaftler wohnten im L/AV viel komfortabler als in einem der Rover, die anderen blieben in der Kuppel. Die beiden Astronauten konnten die benötigten Nahrungsmittel und Vorräte zum Canyon bringen, bis die Reservekuppel eintraf. Der Vorstand des IUK hatte sich sofort bereit erklärt, sie herzuschicken, und die Russen waren gerade dabei, sie in ihrem Startzentrum in Kasachstan auf eine Trägerrakete zu montieren. Laut Plan sollte sie an Sol 325 beim Canyon eintreffen – falls der Start plangemäß erfolgte.
    Komisch, sinnierte Jamie, als er von seiner Liege aufstand. Während des Fluges fand ich diese Blechbüchse zu klein, zu eng. Wie eine Gefängniszelle. Aber nachdem ich nun wochenlang in den Rovern gehaust habe, kommt sie mir wie eine Suite im Waldorf-Astoria vor.
    Es war noch früh, sah Jamie. Im Modul war es still, bis auf das unvermeidliche Summen elektrischer Geräte. Außer ihm war noch niemand auf. Er aalte sich volle drei Minuten lang unter der Dusche, bis das warme Wasser automatisch nadelkalt wurde. Dann rasierte er sich rasch und dachte dabei an die Zeit auf dem College zurück, als er versucht hatte, sich einen Bart stehen zu lassen. Dünn, glatt und dunkel war der gewesen; er hatte damit eher wie ein bedrohlicher Mandarin aus einem alten Spionagefilm als wie ein knackiger Campus-Hengst ausgesehen.
    Als er die Leiter zur Kombüse hochkletterte, sah Jamie zu seiner Überraschung, dass Dex bereits am Tisch mit den spindeldürren Beinen saß und einen Becher frisch gebrauten Kaffees in beiden Händen hielt.
    »Du bist ja früh auf«, sagte Jamie und ging zum Gefrierschrank.
    »Konnte nicht schlafen«, sagte Dex.
    Jamie sah ihn genauer an. Dex' forsch-fröhliches Grinsen war verschwunden. Seine Augen wirkten trübe.
    »Was ist los?«
    »Rate mal, wer mit der nächsten Expedition herkommt.«
    »DiNardo?«
    »Schön wär's.«
    »Wer dann?«
    »Mein alter Herr.«
    »Dein Vater?« Jamies Stimme war fast eine volle Oktave höher als sonst.
    Dex nickte grimmig.
    »Er kommt hierher? Zum Mars?« Jamie schob die Tür des Gefrierschranks zu und zog sich den Stuhl neben Dex heraus.
    »Er hat gerödelt wie ein Wilder. Die dritte Expedition soll zwei Wochen vor unserem Abflug hier landen. Das IUK ist dabei, das Wissenschaftlerteam zu rekrutieren, und Dads Geldleute geben gerade das Raumschiff und die Ausrüstung in Auftrag. Sämtliche Archäologen und Paläontologen auf der Erde rennen ihnen die Tür ein, um mitfliegen zu dürfen. Kann sein, dass sie die Plätze versteigern, Himmel noch mal.«
    »Aber er kommt mit?«
    »Da kannst du deinen süßen kleinen Arsch drauf verwetten. Er kommt, und ich fliege nach Hause. Er wird persönlich das Kommando über die kommerziellen Operationen hier auf dem Mars übernehmen.«
    Jamie merkte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. »Kommerzielle Operationen«, murmelte er.
    »Vielleicht will er den Hotdog-Stand betreiben«, sagte Dex humorlos.
    »Ist er nicht schon zu alt? Ich meine, es gibt doch Sicherheitsvorschriften und so weiter …«
    Dex schüttelte den Kopf. »Gesund wie 'n Maultier. Zum Teufel, sie lassen ja jetzt schon gebrechliche alte Omas mit diesen Clipperships zum Mond gondeln. Wenn man mit einem normalen Flugzeug fliegen kann, kann man auch in den Orbit fliegen. Und wenn man in den Orbit fliegen kann, kann man auch zum Mond

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