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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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und Späne gemacht, die er und Dex von den Steinwänden des Gebäudes abgeschabt hatten.
    Es war genug Kalium im Stein, um anhand der radioaktiven Zerfallsrate eine einigermaßen zuverlässige Datierung zu bekommen. Wenn die Zerfallsraten auf dem Mars denen auf der Erde entsprechen, dachte Jamie. Es gibt zwar keinen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte; Atome sind Atome, und sie verhalten sich im ganzen Universum gleich. Aber hier könnten andere Faktoren mitspielen, Faktoren, die wir nicht kennen, subtile Faktoren, die anders sind als auf der Erde.
    Wir wissen es einfach nicht, musste Jamie sich eingestehen.
    Jedenfalls war der Stein über hundert Millionen Jahre alt. Genauso alt wie die Gesteinsschicht im hinteren Bereich der Nische, wo die Marsianer die zum Bau der Behausung benutzten Blöcke herausgeschlagen hatten.
    Aber das nützt uns nicht viel, dachte Jamie. Uns interessiert ja nicht das Alter des Gesteins, sondern das des Gebäudes. Wann haben die Marsianer diese Steine gehauen und damit ihren … Tempel erbaut?
    Jamie lehnte sich auf dem gepolsterten Stuhl in seinem Abteil zurück; ihm wurde klar, dass er das Bauwerk nicht mehr als Wohngebäude betrachtete. Sie haben nicht darin gelebt. Es war eine Art Tempel, ein Ort, den sie besuchten, um dort heilige Riten zu vollführen. Zum Beispiel, indem sie ihre Geschichte an die Wände schrieben? Wenn es sich bei den Wandzeichen darum handelte, hatten sie eine verdammt kurze Geschichte. Drei Wände voller kunstvoller Zeichen, einige davon Piktogramme, die meisten jedoch allem Anschein nach eher Buchstaben oder ganze Worte. Und auf jeder Wand entarten sie zu gekritzelten, krakeligen Botschaften, die wie das Werk von Kindern aussehen. Oder wie das Werk verzweifelter, bedrängter Leute in tödlicher Hast.
    Ein einzelnes Klopfen an die Tür seines Abteils schreckte Jamie aus seinen Gedanken auf. Bevor er antworten konnte, glitt die Falttür auf, und Dex trat ein.
    »Du hast Wileys Analyse auch auf dem Bildschirm«, sagte er ohne weitere Einleitung. »Gut.«
    »Gute Arbeit, keine Frage«, stimmte Jamie zu, »aber sie nützt uns nicht viel.«
    Dex setzte sich auf den Rand von Jamies ungemachtem Bett. »Da hast du Recht. Wir müssen uns was einfallen lassen, wie wir das Gebäude selbst datieren können.«
    »Irgendeine Idee?«
    Dex schüttelte den Kopf. »Ich hab die Literatur durchgesehen und mit den Archäologen daheim gesprochen.«
    »Ohne Erfolg.«
    Dex sprang impulsiv auf. »Das Problem ist, auf der Erde haben wir die Stratigraphie, die radioaktive Datierung, es gibt sogar schriftliche Aufzeichnungen, die wir entziffern können. Hier ist alles so verdammt ungewiss.«
    »Es ist eben ein neues Gebiet.«
    »Was du nicht sagst.« Dex fuhr sich mit beiden Händen durch die dunklen Haare. Jamie bemerkte, dass sie strähniger waren, nicht mehr so lockig wie bei ihrer ersten Begegnung. Keine Feuchtigkeit auf dem Mars, dachte er. Schlecht für die Frisur.
    »Vielleicht sollten wir lieber mit Astronomen als mit Archäologen reden«, schlug Jamie vor.
    Dex warf ihm einen verwirrten Blick zu.
    »Mit den Astronomen, die Meteoriten datieren«, erklärte Jamie. »Die befassen sich mit Steinen, die Hunderte Millionen Jahre alt sind. Sogar Milliarden Jahre.«
    Dex setzte sich wieder auf den Rand der Liege. »Ja, das stimmt«, sagte er nachdenklich. »Sie können feststellen, wann ein Meteorit entstanden ist und wann er durch Kollisionen mit anderen Meteoroiten zerbrochen ist.«
    Jamie nickte. »Vielleicht können sie uns helfen.«
    »Ruf DiNardo an«, sagte Dex. »Der sollte imstande sein, die richtigen Leute zu finden.«
    »Oder Pete in Tarawa. Er war viele Jahre bei der NASA. Die müssten eine Menge Hintergrundmaterial über Meteoroiten haben.«
    Dex stieß die Luft durch die Nase aus, ein Laut zwischen einem verächtlichen Schnauben und einem Lachen. »Dann haben wir wenigstens was zu tun. Ist ein Strohhalm, an den wir uns klammern können.«
    »Du bist nicht optimistisch.«
    »Nicht sehr.«
    »Wir stehen vor einem Rätsel, das ist richtig.«
    »Vor mehr als einem«, sagte Dex leidenschaftlich. »Wie alt ist das Gebäude? Was ist aus den Leuten geworden, die darin gewohnt haben? Was bedeuten all diese Inschriften? Warum entarten sie am Ende zu diesem Gekrakel?«
    Jamie bedachte ihn mit einem trübseligen Grinsen. »Wie hieß noch gleich dieser alte Spruch mit dem doppelt in ein Mysterium verpackten Rätsel?«
    »Der war von Kennedy, glaube ich. Oder vielleicht von

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