Rückkehr zum Mars
Churchill.«
»Von wem auch immer.«
»Wohin sind sie verschwunden, zum Teufel?«, knurrte Dex. »Was ist mit ihnen geschehen?«
Jamie breitete die Arme aus und versuchte, ein fröhliches Gesicht zu machen. »Hör zu, Dex: Man kann keine wirklich gute Wissenschaft betreiben, wenn man keine wirklich schwierigen Fragen anpackt.«
Trumball sah ihn schief an. »Dann müssten wir eigentlich den verdammten Nobelpreis kriegen«, brummelte er.
»Das wäre schön«, sagte Jamie.
»Es muss eine Lösung geben!«, beharrte Dex. »Vielleicht könnten wir ja ein paar von den Buchstaben ausschneiden, die sie in die Wände geritzt haben, und das Kalium-Argon-Verhältnis an den Schnittflächen testen …«
»Die Archäologen würden dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen, wenn du eine dieser Wände auch nur mit deinen behandschuhten Fingern anfasst.«
»Früher oder später werden wir sie anfassen müssen. Wir können keine weiteren Informationen aus ihnen herausholen, indem wir die verdammten Inschriften anstarren. Oder Fotos davon machen.«
»DiNardo hat sich die besten Kryptologen der Welt geholt, damit sie die Inschriften studieren«, sagte Jamie.
»Na toll. Wie wollen sie einen Code entziffern, wenn sie nicht mal wissen, in welcher Sprache er geschrieben ist?«
Jamie zuckte die Achseln. »Wie du gesagt hast, immerhin tun sie was. Besser als rumsitzen und Löcher in die Luft starren.«
»Beschäftigungstherapie.«
Die beiden Männer saßen eine Weile in düsterem Schweigen da. Jamie versuchte sich zu entspannen; er bemühte sich bewusst, nicht über die Marsianer und ihren Tempel und die Inschriften an den Wänden nachzudenken. Netter Trick, wenn man's hinkriegt, meckerte er stumm. Versuch mal, nicht an einen Elefanten zu denken.
Stattdessen fiel ihm wieder ein, dass es noch andere Dinge gab, über die sie sich den Kopf zerbrechen mussten.
»Dex, wir haben noch ein Problem, mit dem wir uns befassen müssen«, sagte er.
»Mein alter Herr.«
»Ja. Ich will nicht, dass er herkommt. Ich will nicht, dass er Schiffsladungen von Touristen den Weg bereitet, die durch den Tempel ziehen …«
»Tempel? Wer sagt, dass es ein Tempel ist?«
Mit einem geduldigen Seufzen antwortete Jamie: »Für mich ist es einer.«
»Ein Tempel.«
Jamie wackelte mit der Hand. »Das marsianische Gegenstück.«
Dex grinste ihn an. »Ich will den lieben alten Dad auch nicht hier haben, aber wie, zum Teufel, können wir ihn aufhalten? Er hat das IUK überfahren, Herrgott noch mal.«
»Ich habe DiNardo und Li gebeten, zu intervenieren.«
»Und?«
»Bis jetzt keine Antwort«, gab Jamie zu. »Von keinem der beiden.«
»Da kannst du lange warten.«
»Er darf nicht herkommen!«, fauchte Jamie. »Wir dürfen nicht zulassen, dass er diese Stätte in eine Touristenattraktion verwandelt!«
Dex ließ den Kopf zwischen die Hände sinken. »Wenn dir was einfällt, wie wir ihn aufhalten können, Kumpel, sag mir Bescheid. Ich hab mein Leben lang versucht, mich von ihm zu befreien, und jetzt rast er den ganzen Weg hierher zum Mars, um mich wieder an die Leine zu legen.«
MORGEN: SOL 150
Jamie saß am Rand der Spalte und ließ die Beine über den Rand baumeln. Das Licht der Morgensonne überflutete ihn und fiel auf die Steinwand in seinem Rücken. Die blasse, geschrumpfte Sonne brachte ihm keine Wärme. Der Boden des Canyons breitete sich tief, tief unter seinen gestiefelten Füßen aus, übersät mit Steinbrocken, aber ansonsten kalt und leer und kahl.
Er beugte sich ein wenig vor, um auf den Boden des Canyons hinabzuspähen, und versuchte ihn so zu sehen, wie er früher einmal gewesen war. Bestimmt hat sich ein Flüsschen hindurchgeschlängelt, vielleicht sogar ein ausgewachsener Fluss, dachte er. Er stellte sich die Marsianer vor, die dort unten in hübschen, ordentlichen Dörfern inmitten blühender Felder gelebt hatten. Alles war in Quadrate eingeteilt, die Straßen zogen sich schnurgerade dahin, und präzise Reihen des marsianischen Gegenstücks von Mais wuchsen im Sonnenschein.
Jetzt war dort unten alles kahl und tot, eine Eiswüste, in der die Lufttemperatur selbst am längsten Sommertag nur knapp über den Nullpunkt stieg.
Aber ganz leer war es nicht mehr. Trudy und Mitsuo fuhren am Seil zum Boden des Canyons hinab, bereit, sich den ganzen Tag über mit den wenigen, raren Flechtenkolonien zu beschäftigen, die sich dort unten verzweifelt ans Leben klammerten.
Plötzlich senkte sich die unförmige Gestalt einer Figur im Raumanzug
Weitere Kostenlose Bücher