Rückkehr zum Mars
Jamie.
»Dex ist aber so begeistert über die Bergung der alten Pathfinder-Sonde. Glaubst du, die Medien werden auch begeistert sein?«
Er zuckte die Achseln. »Vermutlich, wenn die beiden erst mal dort sind. Aber Dex und Possum werden etliche Wochen durch die Gegend fahren. Ziemlich langweilig.«
»Außer wenn sie in Schwierigkeiten geraten.«
»Ja«, sagte Jamie. »Das stimmt natürlich.«
Er war ein wenig überrascht gewesen, als die technischen Leiter in Tarawa ihre Zustimmung zu der Fernexkursion gegeben hatten. Gott weiß, was für einen Druck Trumball und die anderen Finanziers auf sie ausgeübt haben, dachte Jamie. Muss ziemlich heftig gewesen sein.
»Glaubst du wirklich, dass der Flug zum Vulkan die Aufmerksamkeit die Medien mehr fesseln wird?«, fragte Vijay.
»Es ist nicht ganz das Gleiche wie die Erstbesteigung des Mount Everest«, erwiderte er, »aber es dürfte eine Menge Interesse erregen.«
Sie schien darüber nachzudenken, bevor sie ihm zustimmte. »Wenn das Virtual-Reality-Gerät funktioniert, können Millionen Menschen mit dabei sein.«
Die VR-Ausrüstung machte seit über einer Woche Mucken.
»Ich hätte nicht auf diesen Felsblock klettern sollen«, gab Jamie zu. »Dabei hab ich wohl irgendwas lose gerüttelt.«
»Das ist der Terminus technicus dafür«, sagte Vijay mit einem Grinsen.
Possum Craig hatte sich das VR-Gerät kurz angesehen und keinen erkennbaren Defekt gefunden. Dennoch funktionierte die Ausrüstung jetzt nur noch sporadisch; eine Weile ging alles gut, dann stellte sie unversehens den Betrieb ein.
»Ich wünschte, Possum hätte mehr Zeit«, sagte Jamie. »Tarawa macht mir Druck, weil es nur noch so wenige VR-Übertragungen gibt.«
»Dex sagt, wir verlieren Geld. Er meint, wir verdienen nicht so viel, wie wir könnten, wenn die VR-Sendungen glatt gingen.«
Jamie nickte düster. »Ich habe ein halbes Dutzend Botschaften von Dex' Vater bekommen. Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.«
»Dürfte ich mir die wohl mal anschauen?«, fragte sie.
Jamie merkte, wie er die Augenbrauen hochzog. »Trumballs Botschaften an mich?«
»Es könnte mir helfen, Dex zu verstehen«, erklärte sie. »Wenn ich sehe, was für einen Vater er hat.«
Jamie überlegte kurz, dann sagte er: »Okay, komm mit.«
Er stand auf und machte sich auf den Weg zum Kommunikationszentrum. Vijay ging neben ihm her. Als sie sich dem Geologielabor näherten, hörten sie die leidenschaftlichen Stimmen von Dex und Stacy, die hitzig diskutierten. Dann unterbrach Craig die beiden mit seinem ruhigen, näselnden texanischen Akzent. »Ihr beiden kriegt euch völlig umsons' in die Haare. Is doch egal, welche Stelle ihr als Landeplatz für den Treibstoffgenerator aussucht, der wird sowieso nicht genau da landen, darauf könnt ihr eur'n Arsch verwetten.«
Jamie warf einen Blick hinein, als sie an der offenen Labortür vorbeikamen. Dex funkelte Possum an, aber Stacys ausgeprägte, grobe Züge wirkten gleichmütig und emotionslos.
»Er hat Recht, Dex«, sagte die Kosmonautin. »Ich kann den Vogel genau da landen, wo du ihn haben willst, aber ich wette, dass exakt an der Stelle ein Haufen großer, blöder Felsbrocken rumliegt und wir ihn zu einem ebeneren Gebiet umdirigieren müssen.«
»Aber wir haben doch die Satellitenbilder von dem Gelände«, beharrte Dex.
»Ja, mit 'ner Auflösung von einem Meter«, knurrte Craig. »Hast du 'ne Ahnung, was ein metergroßer Stein mit den Landebeinen deiner Treibstoffmühle anstellen kann?«
Vijay lachte leise. »Es ist schwer, mit Possum zu diskutieren. Er macht den Mund erst auf, wenn er die Fakten kennt.«
»Wenn er bloß rausfinden könnte, was mit dem VR-Gerät los ist«, sagte Jamie.
»Wie steht's mit dem Ersatzgerät?«
»Das nimmt Mitsuo mit auf die Exkursion zum Olympus Mons.«
»Oh. Natürlich.«
Sie gingen durch die offene Tür ins Kommunikationszentrum. Obwohl die Trennwände nur zweieinhalb Meter hoch waren, kam der Raum Jamie wärmer vor als jeder andere in der Kuppel. Vielleicht liegt es daran, dass die Geräte permanent laufen und Wärme abgeben, dachte er. Aber das Lebenserhaltungssystem lief auch immer, und in jenem Teil der Kuppel fand er es nicht so warm. Mit einem unmerklichen Achselzucken sagte er sich: Es ist nur Einbildung. Spielt sich alles bloß in deinem Kopf ab.
Trudy saß an der Hauptkonsole und wippte im Rhythmus der urtümlichen Rockmusik aus dem Kopfhörer, den sie aufgesetzt hatte. Jamie hörte den schweren, dumpfen Beat trotz ihres
Weitere Kostenlose Bücher