Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
1. KAPITEL
»Ida B«, sagte Mama zu mir an einem dieser Tage, die schon gut anfangen und sich bis abends, wenn du ins Bett gehst, einfach perfekt entwickeln. »Wenn du das Geschirr weggeräumt hast, kannst du spielen gehen. Daddy und ich werden bis zum Abendbrot arbeiten.«
»Ja, Mama«, antwortete ich, aber ich sagte es ungefähr so: »Ja, MAH-ma!«, denn ich konnte es nicht abwarten, endlich mit meinen Sachen weiterzumachen. Ich hörte schon den Bach durch das Fliegengitter in der Hintertür nach mir rufen. »Komm raus zum Spielen, Ida B. Beeil dich, beeil dich, beeil dich.« Es gab drei Stellen, die ich aufsuchen wollte, sechs Dinge, die ich erledigen wollte, und zwei Gespräche, die ich hoffte vor dem Abendbrot zu führen.
Mama wusch ab, Daddy trocknete ab, ich stellte das Geschirr vom Mittagessen in den Schrank. Und ich wusste, dass ich von dem Moment an, wenn ich den letzten Topf an seinen Platz gestellt hatte, frei wäre. Aber so
wie die beiden miteinander redeten und lachten und sich aufführten, als hätten wir Zeit bis nächste Woche, war klar, es würde noch eine ganze Weile dauern.
Es kribbelte in meinem Innern, und meine Füße begannen zu hüpfen, erst der eine, dann der andere, denn sie waren schon seit zehn Minuten auf dem Sprung, endlich abhauen zu können. Deshalb beschloss ich, die Dinge ein bisschen voranzutreiben.
Daddy reichte mir einen Teller, ich jagte zum Schrank und stellte ihn rein, dann jagte ich wieder zurück und streckte die Hand nach dem nächsten aus, wobei mein rechter Fuß tapp, tapp, tapp auf den Boden klopfte, um die Sekunden anzuzeigen, die verstrichen.
»Halt dich im Zaum, Ida B«, sagte Daddy zu mir. »Es ist noch genug Zeit für das, was du vorhast.« Und er reichte mir unbekümmert und ohne Eile den nächsten Teller.
Also, das stoppte natürlich meinen ganzen Schwung. Denn was Daddy da sagte, mochte ja für ihn vielleicht stimmen, aber für mich lag es drei Kilometer jenseits von allem, was verkehrt war. Es würde mir unmöglich sein, noch einen einzigen Teelöffel wegzuräumen, bevor ich dieses Problem nicht geklärt hatte.
»Daddy«, sagte ich und wartete, bis er mich ansah, ehe ich weitersprach.
»Ja, Ida B«, antwortete er und drehte sich zu mir um.
Und während ich ihm fest in die Augen sah, erklärte ich: »Für Spaß ist nie genug Zeit.«
Daddy riss seine Augen weit auf, und eine halbe Sekunde lang fürchtete ich, es könnte vielleicht so was Ähnliches
wie Ärger drohen. Aber dann wanderten seine beiden Mundwinkel nach oben, jedenfalls ein Stück.
»Ida B«, erklärte er der Zimmerdecke und schüttelte den Kopf.
»Hmmmmm«, sagte Mama so, wie ein Lächeln klingen würde, wenn es könnte.
Und sobald mir Daddy die große Bratpfanne reichte, stellte ich sie in die Schublade gleich neben dem Herd und verschwand.
»Komm, Rufus«, rief ich Daddys altem schlappohrigem Hund zu, der unter dem Tisch schlief. »Du darfst mit, damit du ein bisschen Gesellschaft hast.«
In dem Sabbertümpel, den dieser Hund jedes Mal von sich gibt, wenn er schläft, könnte zwar ein ganzer Goldfischschwarm schwimmen gehen. Doch sobald Rufus seinen Namen hörte und sah, dass ich auf dem Weg nach draußen war, sprang er auf, putzte sich den überschüssigen Schlabber vom Maul und wartete schon zweieinhalb Sekunden später hinten an der Tür, dass ich endlich kam.
2. KAPITEL
Auf meinem Weg nach draußen schnappte ich mir Bleistift und genügend Papier, um vier brauchbare Zeichnungen zu machen und eine missraten lassen zu können. Und in meine rechte Hosentasche stopfte ich etwas Bindfaden, mit dem ich Zweige zusammenbinden würde, um Flöße zu bauen und sie mit Botschaften wie diesen den Bach hinunterzuschicken:
Wie ist es in Kanada?
Bitte antworten.
Ida B. Applewood
P.O. Box 42
Lawson’s Grove, Wisconsin, 55500
USA
oder:
Könnten Sie mir bitte Bescheid geben,
wenn dieses Floß das Meer erreicht?
Vielen Dank.
Applewood Floßbau Gesellschaft
P.O. Box 42
Lawson’s Grove, Wisconsin, 55500
USA
Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass der Bach entweder im Meer oder in Kanada endet, aber bis jetzt habe ich noch keine Botschaft zurückbekommen, die das beweisen würde. Das Einzige, was kam, war von einem alten Mann aus Roaring Forks oben im Norden, der Mama und Daddy anrief und ihnen erzählte, ich würde Botschaften mit meinem Namen und meiner Adresse verschicken und ob sie mich nicht vielleicht lieber davon abhalten wollten.
Und eine Lehrerin aus Myers Falls - so heißt
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