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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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einmal - überflüssigerweise. Schließlich waren sie eben deshalb hierhergekommen.
    Viola war schneeweiß im Gesicht und suchte Halt an einem Felsen. Sie nickte. Was genau geschehen war, würden sie vielleicht nie herausfinden, aber das Ergebnis war klar.
    »Und ... jetzt? Sagen ... sagen wir irgendwas?«, fragte sie. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Patrick gab ihr seine Jacke. »Was sollen wir denn sagen?«, erkundigte er sich. »Sorry, Paddy, aber Ihre kleinen Schinder haben sich zuletzt leider an einem Kelpie vergriffen? Oder: Tut mir leid, Mr Malone, aber wie es aussieht, erweisen sich Ihre reizenden Söhne heute zum ersten Mal in ihrem Leben als brauchbar ... wenn auch in Bezug auf einen eher - unappetitlichen Verwendungszweck?«
    »Patrick!«, sagte Shawna empört.
    Patrick legte ihr den Arm um die Schultern. »Ach komm, Shawna, jetzt werd mal nicht sentimental. Wenn dir vor einer halben Stunde jemand vorgeschlagen hätte, die Malones an die Löwen zu verfüttern, hättest du Beifall geklatscht.«
    Shawna sah ihn strafend an. Sie war katholisch erzogen und hatte das offensichtlich genug verinnerlicht, um nicht schlecht von Toten zu reden. Stattdessen machte sie jetzt mechanisch ein Kreuzzeichen.
    Viola dachte daran, dass sie ähnliche Dinge auch gestern noch über Ainné gesagt hätte. Aber es war etwas anderes, solche Sachen zu denken, als sie wirklich gutzuheißen. Irgendjemand mochte auch die beiden Malones geliebt haben ...
    »Aber ... vielleicht sind sie ja noch gar nicht ...« Shawna schien einfach nicht wahrhaben zu wollen, was hier geschehen war. »Wir müssen irgendwas tun. Können wir nicht ... die Polizei ...?«
    »Vielleicht ... vielleicht ist ja auch Ahi etwas passiert ...«, flüsterte Viola. Ihr wurde langsam bewusst, dass sie die Angst und das Entsetzen von ihm empfangen hatte. Ahi hatte diese Gefühle empfunden. Konnte es sein, dass die Malone-Zwillinge gesiegt hatten?
    Patrick verdrehte die Augen. »Die Polizei würde uns für verrückt erklären!«, meinte er. »Erst recht, wenn eure größte Sorge ist, dass einem Wassermann etwas zugestoßen sein könnte, der sich gelegentlich auch mal in ein Pferd verwandelt. Vergesst es einfach! Um dein Kelpie würde ich mich nicht fürchten, Viola. Selbst wenn es so dumm wäre, sich von ein paar Gaunern überwältigen zu lassen, die - wie nennen sie sich? - Amhralough waren in der Überzahl! Und die Malones werden schon irgendwann wieder auftauchen.«
    Nur nicht lebend ... Viola wollte nicht daran denken. Aber sie wusste, dass Shawna jetzt das Bild von Louise Richardsons Leiche vor sich hatte.
    »Aber dann ... dann geht es doch so weiter ...«, flüsterte Shawna. »Ich meine, jetzt, wo wir es wissen ...«
    »Man wusste es immer«, bemerkte Viola und dachte an all die Bilder, die Legenden und Sagen. »Es hat bloß keiner geglaubt.«
    »Eben«, nickte Patrick, der wirklich bewundernswert gelassen blieb. »Wie es aussieht, leben die Kelpies hier mindestens seit den Zeiten des heiligen Kevin - wenn nicht schon wesentlich länger. All die Berichte von Ungeheuern in den Seen - davon haben sich doch schon die Kelten erzählt und unter ihren Dolmen die Köpfe eingezogen. Wenn wir da jetzt eine Geschichte hinzufügen, landen wir vielleicht in der Klapsmühle, aber ändern wird sich nichts.«
    Viola holte tief Luft. Patrick hatte recht. Und Katja hatte eigentlich das Gleiche gesagt. Es war vielleicht unglaublich, aber man musste akzeptieren, dass es die Amhralough gab. Menschen und Kelpies lebten hier seit Jahrtausenden nebeneinander - sie durften einander nur nicht lieben.
    »Aber ... jetzt ... hier ... was tun wir hier?«, fragte Shawna und umfasste mit einer unsicheren Handbewegung den Corral und den Strand.
    Viola fasste sich. »Verschwinden, würde ich sagen«, erklärte sie dann. »Bevor Bill und Paddy auftauchen. Und vielleicht lassen wir dabei die Jacke und das Messer mitgehen ... und werfen es irgendwo ins Wasser.«
    Patrick nickte. »Kluge Überlegung. Dann lässt sich hier auch nichts rekonstruieren. Die Jungs sind einfach hergekommen, die Pferde waren weg - sie sind sie suchen gegangen ... Na ja, und genug Alkohol hatten sie ja wohl im Blut, dass sie dabei ins Wasser gefallen sein können.« Beherzt begab er sich in den Corral, nahm die Beweisstücke an sich und winkte die Mädchen dann auf dem Uferpfad vorwärts. Richtung Straße waren Stimmen zu hören, es wurde Zeit, dass sie wegkamen. Die drei wanderten noch einmal an der Insel vorbei, stiegen den

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