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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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mehr, keinen schmerzenden Schnitt. Irgendwie bestand wieder ein hauchzartes Band, das tröstete und die Leere ausfüllte. Ahi war nicht bei ihr, aber er war auch nicht fern.
    Schließlich brach ihr letzter Tag in Irland an. Ihr Vater würde sie um fünf Uhr am nächsten Morgen zum Flugplatz fahren und riet ihr, früh ins Bett zu gehen. Es gab auch nichts, was dagegen sprach. Viola hatte ihre Abschiedspartys gefeiert, sie hatte Shawna umarmt - Patrick würde vielleicht zum Flughafen kommen, um sie zu verabschieden. Der Laptop war bereits eingepackt, die letzte Mail an Katja verschickt.
    Aber dann lag der See so überirdisch schön im Abendlicht, die Sonne brach sich in den Zweigen der Bäume, unter denen die Wohnwagen der neuen Gäste standen, und Guinness verlangte nach seinem Spaziergang ... Viola hätte sich nie eingestanden, dass es andere Gründe dafür gab, doch noch einmal Jeans, Gummistiefel und Wachsjacke anzuziehen und sich in den Frühlingsabend hinauszubegeben. Zur Insel, zu den Ruinen der Brücke. Sie redete sich ein, das Sommerhaus im Abendnebel noch einmal sehen zu müssen. Was sie dann aber erblickte, war eine Herde Pferde. Schemenhaft wie helle Schatten galoppierten sie oberhalb der Klippen entlang, dem Uferpfad zu. Pferde? Kelpies? Keine Jagd auf jeden Fall, dies schien mehr ein ausgelassenes Spiel zu sein. Viola zog die Jacke enger um sich, lehnte sich an den Brückenpfeiler und schaute auf den See. Leichter Wind versetzte das Wasser in sanfte Bewegung. Unter der Oberfläche tanzte das Seegras.
    »Viola!«
    Sie erschrak nicht, als sie Ahis Stimme hinter sich hörte.
    »Du hast mich gerufen!«, sagte er.
    Viola wandte sich um. »Du hast es gehört?«, fragte sie. »Weil, ich ... ich habe nicht laut ... ich wollte gar nicht ...«
    »Ich höre dich auch, wenn du flüsterst.« Ahi setzte sich neben sie. Sie berührten sich nicht, es war wie in den ersten Tagen, an denen sie sich hier getroffen hatten.
    »Du gehst nun fort.« Eine Feststellung. In Ahis Stimme lag keine Trauer, aber eine seltsame Form der Resignation. »Es tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte es besser gemacht.«
    Viola sah ihn an, und in ihren Augen stand all die Qual, die sie in den letzten Tagen verdrängt hatte. »Aber du hast doch alles versucht! Ich hab's nicht gekonnt! Ich hab dich nicht genug geliebt, um mit dir zu singen ...«
    Ahi schüttelte den Kopf. »Ich würde dich gern berühren«, sagte er sanft. »Willst du es auch oder - würde es zu wehtun?«
    Viola nickte wild. »Natürlich will ich! Ich wollte es immer! Aber ich bin zu schwach, ich bin zu feige!« Sie schluchzte.
    Ahi legte den Arm um sie. Seine Wange schmiegte sich an ihre und das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit war wieder da. Aber diesmal ergab sie sich ihm nicht völlig, sie weinte weiter, an seine Brust geschmiegt.
    »Du singst doch jetzt mit mir«, sagte Ahi zärtlich. Er hielt sie, streichelte ihr Haar, liebkoste ihren Nacken. »Wir beide haben immer gesungen. Aber ich fand die Melodie deines Volkes nicht. Und du nicht die der Amhralough. Daran kann man nichts ändern, Viola ...«
    »Wenn ich dich mehr geliebt hätte ...« Schluchzend erzählte sie von ihrem Vater. »Wenn ich dich so geliebt hätte, wie er Ainné liebt ... Wenn - du mich so geliebt hättest ...« Sie wollte ihm keinen Vorwurf machen, aber es war, wie es war. Ihrer beider Liebe hatte nicht gereicht.
    Ahi schüttelte den Kopf. »Viola, du hättest mich zwingen können, dich so zu lieben. Erinnerst du dich? Ich habe dir die Hände hingehalten, du hättest den Schleier nur darumlegen müssen.«
    Viola sah ihn an. Ihre Pupillen weiteten sich. »Ainné hätte es getan!«, sagte sie in plötzlichem Verstehen.
    Ahi nickte. »Ich hätte es auch tun können. Es gibt Lieder ... Du kennst die Geschichten von Menschenfrauen, die bei den Amhralough lebten. Es wäre leicht gewesen, dich zu bannen, dein Geist war mir immer offen. Wir brauchten nur die richtige Melodie zu spielen. Ahlanija hat es mehr als einmal vorgeschlagen. Gerade in der Zeit, als du den Schutzstein nicht getragen hast.«
    »Aber du wolltest es nicht«, flüsterte Viola. »Ahi ... ich weiß nicht, was ich sagen soll ... Vielleicht, vielleicht wäre es gar nicht so falsch gewesen. Wir sind doch glücklich, wenn wir zusammen sind. Hier oder dort ...«
    Ahi küsste ihre Schläfe. »Jetzt schon. Aber das ganze Leben? Wenn man es einmal tut, gibt es kein Zurück mehr. Ich könnte dir das nicht antun ...«
    »Ich liebe dich!«,

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