Ruf der verlorenen Seelen
kurz
machen könntest.«
Jay sprang vom Sofa auf. »Das war nur Spaë, sagte er hastig.
»Wir haben überhaupt nichts gemacht.«
Onkel Stephen blieb, wo er war, und schaute die beiden prüfend
an. Violet spürte förmlich, wie Jay sich wand, obwohl jeder
Muskel seines Körpers wie erstarrt war. Violet lächelte ihren
Onkel an und gab sich alle Mühe, wie eine Sünderin auszusehen.
SchlieÃlich zog er die Augenbrauen hoch, ganz der misstrauische
Polizeibeamte. »Deine Eltern haben mich gebeten,
auf dem Heimweg vorbeizukommen und nach euch zu sehen.
Sie werden erst spät zurück sein. Kann ich euch beide hier lassen
⦠allein?«
»Klar können Sie â¦Â«, setzte Jay an.
»Wohl eher nicht â¦Â«, sagte Violet gleichzeitig. Da sah sie
Jays entsetztes Gesicht und lachte. »Ganz locker, Onkel Stephen,
alles okay bei uns. Wir haben doch nur Hausaufgaben
gemacht.«
Ihr Onkel schaute auf die Bücher, die verstreut auf dem
Couchtisch lagen. Kein einziges war aufgeschlagen. Skeptisch
schaute er Violet an. Er sagte jedoch kein Wort.
»Wir haben uns vielleicht ein bisschen ablenken lassen«,
meinte sie und Jay trat nervös von einem Bein aufs andere.
Nachdem ihr Onkel noch einige Warnungen losgeworden
war und Violet versprochen hatte, die Tür hinter ihm abzuschlieÃen,
lieà er die beiden wieder allein.
Jay schaute Violet wütend an, als sie ihm einen unschuldigen
Blick zuwarf. »Warum tust du mir das an?«
»Wieso kümmert es dich, was er denkt?« Violet wollte, dass
Jay seine Heldenverehrung für ihren Onkel endlich zugab, aber
er war zu stur. Oder vielleicht merkte er es selbst gar nicht.
»Na, hör mal«, sagte er und machte einen drohenden Schritt
auf sie zu. Die Wirkung wurde von dem scherzhaften Funkeln
in seinen Augen zunichtegemacht. »Er ist dein Onkel und Chef
der Polizei. Warum schlafende Hunde wecken?«
Violet wich einen Schritt zurück, und sofort kam Jay wieder
einen Schritt näher. Er jagte sie um den Couchtisch, Violet kicherte.
Aber sie konnte ihm nicht entkommen. Er war schneller
als sie, und bevor sie ihm entwischen konnte, hielt er sie in
seinen Armen gefangen. Nicht, dass sie ernsthaft entwischen
wollte.
Er zog sie wieder aufs Sofa und zusammen plumpsten sie in
die Kissen. Diesmal hielt er sie unter sich fest.
»Hör auf!«, kreischte sie, aber eigentlich meinte sie es gar
nicht ernst. Sie wünschte sich seine Nähe mehr als alles andere
auf der Welt.
»Ich weià nicht â¦Â«, sagte er langsam. »Ich finde, du hast
eine Strafe verdient.« Sie spürte seinen Atem sanft an ihrer
Wange, und anstatt sich loszureiÃen, schmiegte sie sich eng an
ihn. »Vielleicht sollten wir noch ein paar Hausaufgaben machen.
«
Hausaufgaben war immer ihr Codewort für Rumknutschen
gewesen, bis sie merkten, dass sie damit niemandem etwas vormachen
konnten.
Aber Jay hielt Wort und legte seine Lippen auf ihre. Sofort
vergaà Violet, dass sie ja eigentlich so tat, als wollte sie sich
befreien. Sie gab jeden Widerstand auf. Sie schlang die Arme
um seinen Nacken und jetzt zog sie ihn näher zu sich heran.
Jay knurrte tief: »Na gut, dann also Hausaufgaben.«
Eng aneinandergepresst lagen sie auf dem Sofa. Sie konnte
die Hände nicht still halten, ungeduldig erkundete sie seinen
Körper. Sie erschauerte, als er die Finger unter ihr T-Shirt
gleiten lieà und über ihre nackte Haut strich. Er streichelte
ihren Bauch, dann wanderte seine Hand höher, sie spürte sie
rau auf ihrer weichen Haut. Sein Daumen fuhr über ihre Brust
und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Doch wie schon so oft hörte er abrupt auf und zog sich zurück.
Es waren nur wenige Zentimeter, doch diese Zentimeter
kamen Violet vor wie Meilen und sie spürte die altbekannte
Enttäuschung.
Er sagte kein Wort, das war auch nicht nötig. Violet wusste,
was in ihm vorging. Sie waren zu weit gegangen. Mal wieder.
Doch Violet war frustriert, und es wurde immer schwerer, die Enttäuschung zu ignorieren. Sie wusste, dass sie dieses unbefriedigende
Spiel nicht ewig durchhalten konnten.
»Dann fährst du also morgen nach Seattle?« Mit der Frage
wollte er die Kluft zwischen ihnen überbrücken, aber seine
Stimme war wacklig und Violet war froh, dass das Ganze auch
ihn nicht kaltlieÃ.
Sie konnte nicht so schnell umschalten, am liebsten hätte sie
ihm das Hemd vom Leib gerissen
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