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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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und seine Jeans aufgeknöpft.
    Aber sie hatten schon häufiger über dieses Thema gesprochen.
Und jedes Mal waren sie zu dem Schluss gekommen, dass
sie sich ganz sicher sein müssten. Hundertprozentig. Denn
wenn sie diese Grenze einmal überschritten hatten …
    Jay und sie waren von der ersten Klasse an beste Freunde
gewesen und bis zum vergangenen Herbst war nie mehr zwischen
ihnen gewesen. Jetzt, da sie in ihn verliebt war, mochte
sie sich nicht vorstellen, ihn zu verlieren, nur weil sie eine falsche
Entscheidung trafen.
    Oder sie zu früh trafen.
    Für heute beschloss sie, auf Jays Smalltalk einzugehen.
    Â»Ja, Chelsea will ins Hafenviertel, vielleicht ein bisschen
shoppen. Wenn man mit ihr allein ist, kann man sie besser ertragen.
Wenn sie nicht immer in Aktion ist.«
    Â»Du meinst, wenn sie auf keinem herumhackt?«
    Â»Genau.«
    Jay runzelte die Stirn, und Violet fragte sich, was er wohl
dachte. Dann lächelte er sie an und legte eine Hand hinter den
Kopf, er war wieder entspannt. In seinen Augen lag ein schalkhaftes
Funkeln, das Violet daran erinnerte, dass er immer noch
ihr bester Freund war. »Du weißt doch, dass sie eine Liste aufgestellt
hat, oder?«
    Â»Wovon redest du?«
    Â»Eine Liste. Chelsea hat mir eine Liste mit Fragen für Mike
überreicht.«
    Violet lachte und richtete sich auf. Das war zu albern, um
wahr zu sein.
    Â»Was hast du damit gemacht? Du hast sie ihm doch nicht
gegeben, oder?«, fragte sie.
    Jay setzte sich ebenfalls auf und grinste. Violet war sich schon
fast sicher, dass er es getan hatte, als er den Kopf schüttelte.
»Nee. Ich hab ihr gesagt, wenn sie die Antworten wirklich
haben will, muss sie ihm die Liste schon selbst geben.«
    Violet lehnte sich entspannt zurück. »Und, hat sie's getan?«
    Jay zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Zuzutrauen wär's
ihr ja.« Er beugte sich vor und schaute Violet genau an, während
er ihr mit dem Daumen über die Wange strich. »Jedenfalls
«, sagte er und wechselte das Thema, »hab ich morgen um
sechs frei, vielleicht können wir uns danach kurzschließen.« Er
rückte näher heran und grinste. »Dann kannst du mir erzählen,
wie sehr du mich vermisst hast.«
    Er küsste sie, erst nur flüchtig. Dann wurde sein Kuss tiefer
und sie hörte ihn stöhnen. Als er sich diesmal von ihr löste,
wirkte er schon nicht mehr so fest entschlossen.
    Violet hätte gern etwas Geistreiches oder Witziges gesagt,
um die Stimmung aufzulockern, aber so, wie Jay sie anschaute,
konnte sie keinen intelligenten Gedanken fassen. Sie merkte,
wie sie in den Tiefen seines unsicheren Blickes versank.
    Sie hörte nicht auf die Stimme der Vernunft, die sie warnte,
ihn nicht noch einmal zu küssen. Viel lieber gab sie der anderen
Stimme nach. Der Stimme, die mehr forderte, die sagte: nicht
aufhören.
    Und als Jay nicht zurückwich, wurde ihr klar, dass sie heute
Abend nicht die Einzige war, die alle Vernunft fahren ließ.
    Ihr Herz schien auszusetzen und flatterte wie verrückt, als
ihre Lippen sich fanden.

2. Kapitel

    Violet saß am Küchentisch, als ihr Vater nach unten kam.
Er trug schon seine Bürokleidung. Es war Samstagmorgen um
Viertel nach fünf.
    Â»Ich hab Kaffee gekocht.« Violet sprach leise, obwohl keine
zehn Pferde ihre Mutter um diese Uhrzeit hätten wecken können.
    Ihr Vater ging nicht darauf ein und setzte sich zu ihr. »Was
ist los, Vi? Konntest du nicht schlafen?« Er runzelte die Stirn
und schaute noch ernster als sonst. »Schon wieder der Traum?«
    Violet biss die Zähne zusammen. Natürlich war es der Traum.
Es war immer derselbe, von einem Mann ohne Gesicht, der
sie verfolgte. Fast jede Nacht erwachte sie mit einem stummen
Schrei in der Kehle.
    Ein entsetzlicher Traum.
    Â»Schon das dritte Mal in dieser Woche.« Sie seufzte. »Immerhin
hab ich diesmal fast bis zum Morgen geschlafen.«
    Ihr Vater drückte ihre Hand, eine zärtliche, beruhigende
Geste. »Es kann dir nichts passieren, mein Schatz. Keiner kann
dir etwas antun.« Er drückte ihre Hand noch fester und versuchte,
sie zu überzeugen. »Du und Jay, ihr seid beide in Sicherheit.
«
    Â»Ich weiß, dass es nur ein Traum ist.« Sie zuckte die Schultern
und zog ihre Hand weg. Sie nahm noch einen Löffel Cornflakes,
lächelte schwach und redete sich ein, dass sie glaubte,
was sie sagte.
    Wenn der Traum sich nur nicht so echt

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