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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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zum Beantworten.
So eine Art Hausaufgabe für die Neuen.« Er lächelte
unschuldig. »Es muss nicht sofort sein, versuch mir die
Liste bis zum Ende des Tages vorzulegen.«
    Â»Haha.« Chelsea verzog das Gesicht. »Du bist ja wirklich
ganz besonders witzig, Jay.« Dann wandte sie sich zu Violet.
»Jetzt verstehe ich, was du an ihm findest. Ich hatte mich
immer schon gefragt, weshalb du so auf ihn stehst.«
    Claire runzelte die Stirn, als würde sie Chelseas Bemerkung
nicht verstehen. Sie beschloss, Violet beizustehen, und meinte:
»Nein, Jay ist auch süß.« Und als Jules losprustete, fügte sie
hinzu: »Ist er wirklich!«
    Chelsea nahm Claires Erklärung ungerührt hin und natürlich
musste sie wieder einmal das letzte Wort haben. »Nichts
für ungut, Violet, aber so süß kann man gar nicht sein. Und
mehr sage ich dazu nicht.« Und bevor Jay sie daran erinnern
konnte, dass er auch noch da war, wechselte sie auf ihre typische
Art das Thema. »Hey Violet, vergiss nicht, dass wir Samstag
verabredet sind.«
    Â»Das vergesse ich ganz bestimmt nicht«, versicherte Violet.
    Â»Um in die Stadt zu kommen, ist mir jede Ausrede recht.«
    Chelsea war zwar manchmal unausstehlich, aber Violet
wusste, dass sie Spaß haben würden. Und die Gelegenheit, für
einen Tag aus Buckley rauszukommen, wollte sie sich nicht entgehen
lassen.

    Als Jay die Stimme von Violets Onkel an der Hintertür hörte,
warf er Violet schnell von seinem Schoß.
    Kichernd fiel Violet auf die Sofakissen.
    Â»Was soll das?«, beschwerte sie sich. »Es ist doch nur Onkel
Stephen.«
    Jay setzte sich auf. »Ich weiß, aber seit dem Ball hab ich
immer das Gefühl, dass er uns beobachtet. Nicht, dass er auf
den Gedanken kommt, wir würden irgendwas Verbotenes tun.«
    Der Ball. Fast drei Monate war das jetzt her und bei der Erinnerung
daran schauderte es Violet noch immer.
    Kein Tag, an dem sie nicht dankbar dafür war, dass Jay noch
lebte. Dafür, dass die Kugel aus der Waffe des Mörders seine
Schulter nur gestreift hatte, obwohl der Mann – ein Polizist,
der ihrem Onkel unterstellt war – auf Jays Herz gezielt hatte.
    Wäre ihr Onkel nicht auf dem Ball aufgetaucht und hätte er
nicht den tödlichen Schuss auf den Mörder abgefeuert, wären
weder sie noch Jay lebend aus der Geschichte herausgekommen.
    Jay hatte ihren Onkel schon immer gemocht, aber seitdem
verehrte er ihn geradezu. Und obwohl Jay es nie zugeben
würde, ahnte Violet, dass Jay das Gefühl hatte, bei ihrem
Onkel für immer in der Schuld zu stehen, weil der ihm das
Leben gerettet hatte.
    Ohne Violet gäbe es diese Schuld nicht. Dann wäre er gar
nicht erst in diese Situation hineingeraten. Violet und ihre
Gabe.
    All das war nur passiert, weil sie anders war. Auf eine für die
meisten Menschen unbegreifliche Weise anders.
    Violet hatte einen besonderen Kontakt zu den Toten.
    Die Toten sandten Echos aus, die nur Violet wahrnehmen
konnte und die sie zu ihnen führten. Die Echos traten in unterschiedlicher
Form auf. Gerüche, Klänge, manchmal eine
unbeschreibliche Farbe. Es konnte alles Mögliche sein.
    Doch nicht alle Toten hatten Echos, nur jene, die vor der
Zeit gestorben waren und ein gewaltsames Ende gefunden
hatten. Violet konnte nicht nur die Toten aufspüren, sondern
auch diejenigen, die getötet hatten. Sie trugen ein Zeichen, das
mit dem Echo ihres Opfers identisch war.
    Das Zeichen konnte mit der Zeit verblassen, wenn auch nur
leicht. In irgendeiner Form haftete es für immer an ihnen, als
Andenken an das Leben, das sie geraubt hatten. Ein Andenken,
das sie unwissentlich mit sich herumtrugen.
    Niemand außer Violet hatte eine Ahnung davon. Nur sie
konnte sehen, spüren oder schmecken, was sie getan hatten.
    Vor ihr konnten sie den Mord nicht verbergen.
    Â»Was macht ihr zwei denn da?«, neckte ihr Onkel sie, noch
ehe er ins Zimmer kam. Seine Stimme war das zweite Zeichen
dafür, dass sie nicht mehr allein waren. Violet hatte seine Gegenwart
schon wahrgenommen, bevor er das Haus betrat. Seit
ihr Onkel sie und Jay bei dem Ball gerettet hatte, trug auch
er ein Echo. Sobald Onkel Stephen in der Nähe war, lag der
bittere Geschmack von Löwenzahn auf Violets Zunge. Doch
allmählich hatte sie sich daran gewöhnt.
    Violet warf Jay einen hämischen Blick zu. »Wir waren gerade
dabei rumzuknutschen, es wär also nett, wenn du es

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