Ruheloses Herz
werden, dachte ich … na, du weißt schon, was ich meine. Zeit, sich an echten Konkurrenten zu messen.«
Immer noch völlig fassungslos, fuhr er sich durchs Haar, dann lachte er auf. »Nun, über Demut wird sie jedenfalls nichts mehr lernen.«
»Warum bist du nicht bei ihr?«
»Das ist die Stunde deiner Eltern. Sie gehört schließlich ihnen.«
»Du musst selbst noch viel lernen.« Sie stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. »Jetzt ist Finnegan gleich dran. Willst du nicht reinkommen und einen Blick auf ihn werfen?«
Brian atmete mehrmals tief durch, dann stand er auf. »Er wird seine Sache anständig machen«, sagte er zu Keeley, während er ihr in den Stall folgte. »Könnte nicht schaden, auf Platz zu setzen.«
»Ich setze auf ihn.« Während Brian in die Box ging, um Finnegan zu begutachten, holte sie aus der Tasche ihrer Jacke, die sie ausgezogen hatte, mehrere Papiere.
»Die Beine hast du gut eingepackt.« Er fuhr mit einem Finger über die Steigbügel. »Und die Eisen sind auch gut poliert.«
»Freut mich, dass es deinen Beifall findet. Nächstes Mal kannst du es selbst machen.« Sie hielt einen Stapel Papiere hoch.
»Was ist das?«
»Papiere, aus denen hervorgeht, dass dir Flight of Fancy, auch Finnegan genannt, zur Hälfte gehört.«
»Wovon redest du?«
»Er hat von Anfang an zur Hälfte dir gehört, Brian. Damit wird es nur amtlich.«
Seine Handflächen wurden kalt und feucht. »Lass den Blödsinn. Das kann ich nicht annehmen.«
Sie hatte damit gerechnet, dass er sich weigern würde, ihr Geschenk anzunehmen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er blass werden und sie anfahren würde. »Warum nicht? Du hast geholfen, ihn wieder auf die Rennbahn zu bringen. Du hast ihn trainiert.«
»Zwei Wochen lang, in meiner Freizeit. Jetzt nimm das weg, und hör auf mit dem Unsinn.«
Als er versuchte, sich an ihr vorbeizumogeln, trat sie einen Schritt vor und verstellte ihm den Weg. »Erstens würde er ohne dich heute nicht antreten. Und zweitens hängst du genauso an ihm wie ich, vielleicht sogar noch mehr. Wenn es das Geld ist, was dir Kopfschmerzen …«
»Das ist es nicht.« Obwohl es zu einem gewissen Teil stimmte. Weil es ihr Geld war.
»Was dann?«
»Ich will kein Rennpferd.«
»Das ist sehr dumm, weil du nämlich leider eines hast. Ein halbes zumindest.«
»Ich habe gesagt, dass ich es nicht annehme.«
»Darüber streiten wir uns später.«
»Da gibt es nichts zu streiten.«
Sie lächelte ihn zuckersüß an, während sie aus der Box ging. »Weißt du, Brian, nur weil du es schaffst, ein Pferd zu überreden, das zu tun, was du willst, heißt das noch lange nicht, dass du es bei mir ebenso schaffst. Ich werde auf unser Pferd setzen. Um zu gewinnen.«
»Er ist nicht unser …« Er sprach nicht weiter und fluchte, weil sie den Stall bereits im Laufschritt verlassen hatte. »Und du wettest auch nicht, um zu gewinnen«, brummte er. »Es geht nicht gegen dich«, sagte er zu Finnegan, der ihn mit sanft blickenden Augen melancholisch ansah. »Ich kann bloß nichts besitzen. Nicht, dass ich dich nicht lieben und respektieren würde, das tue ich wirklich. Aber was ist, wenn ich irgendwann weiterziehe? Und selbst wenn ich es nicht täte – was ich im Moment für nicht ganz ausgeschlossen halte –, kann ich von Keeley nicht einfach ein Pferd annehmen. Auch kein halbes. Doch keine Sorge, das klären wir später schon.«
Brian hätte nicht so nervös sein dürfen. Es war jämmerlich. Dabei war es doch nur ein Pferd unter vielen, ein Rennen unter vielen. Finnegan war, anders als Betty, kein glänzendes Talent. Er war ein gutmütiger, Äpfel liebender Wallach, dessen Willen man gebrochen hatte und der in seiner kurzen Karriere weit mehr Rennen verloren als gewonnen hatte.
Obwohl Brian ihn natürlich mochte und ihm nur das Beste wünschte, wiegte er sich nicht in der Illusion, dass dieser Wallach hier ein potenzieller Champion sein könnte.
Er ermöglichte dem Pferd nur, das zu tun, was für es normal war. Was ihm im Blut lag. Und ihm lag es im Blut, möglichst schnell zu laufen.
Trotzdem hatte Brian vor Aufregung Schmetterlinge im Bauch.
»Die Bahn ist trocken«, sagte er zu Larry, während sie über den hinteren Rasen gingen. »Das ist gut. Und die Gruppe ist groß, das mag er auch. Blue Devil, die Nummer sechs, hat gute Chancen. Und zwar aus mehreren Gründen.«
»Ich kenne Blue Devil.« Larry nickte und wälzte seinen Kaugummi im Mund herum. »Er schafft es, sich im dicksten
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