Ruheloses Herz
mich raten. Finnegan’s Wake vielleicht?« Als sie Brians bösen Blick sah, lachte sie so sehr, dass sie sich gegen den Wallach lehnen musste. Das Pferd wandte den Kopf und schnüffelte auf der Suche nach Äpfeln an ihren Taschen.
»Es ist nur ein kurzes Lied«, gab Brian unbeeindruckt zurück, »und er liebt es, seinen Namen zu hören.«
»Den Refrain kenne ich.« Keeley gab sich alle Mühe, das erneute Auflachen, das in ihr aufstieg, zu unterdrücken. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich den ganzen übrigen Text kenne. Soweit ich mich erinnere, hat es mehrere Strophen.«
»Tu dein Bestes«, brummelte er, dann drehte er sich um und ging im Laufschritt davon. Als er hörte, wie sie anfing, den Song von dem Dubliner zu singen, der gern einen über den Durst trank, verzog er die Lippen zu einem Grinsen.
Als er an Bettys Box kam, schüttelte er den Kopf. »Das hätte ich mir denken können. Wenn die eine Grant nicht da ist, wo sie eigentlich hingehört, ist es der andere auch nicht.«
Travis tätschelte Betty die Schulter. »Ist das Keeley, die da singt?«
»Sie macht sich über mich lustig, aber solange sie tut, was nötig ist, soll es mir recht sein. Sie besteht darauf, sich heute um Finnegan zu kümmern.«
»Das ist normal bei ihr. Der Dickschädel ebenso wie die Geschicklichkeit.«
»Mir saßen noch nie so viele Besitzer im Nacken. Die brauchen wir nicht, stimmt’s, Darling?« Brian tätschelte Betty den Kopf, und sie nickte, dann knabberte sie an seinen Haaren.
»Das verdammte Pferd hat sich in Sie verknallt.«
»Auch wenn sie Ihre Lady ist, Sir, ist sie doch meine große Liebe, oder was meinst du, meine Schöne?« Er streichelte sie, und als er ins Gälische verfiel, stellte Betty die Ohren auf und begann nervös hin und her zu tänzeln.
»Sie hat es gern, wenn man sie vor einem Rennen ein bisschen anstachelt«, murmelte Brian. »Aufpumpt … nennen Sie das nicht bei Ihren Footballspielern so? Übrigens ein Sport, dessen Spielregeln mir ewig verborgen bleiben werden. Ich frage mich nur immer, warum die Spieler fast die ganze Zeit über auf dem Spielfeld herumstehen und sich die Köpfe heiß reden, statt zu spielen.«
»Trotzdem haben Sie am Montagabend gewonnen.«
»Beim Wetten, ja. Das ist das Einzige, was ich mit dem Football anfangen kann.« Brian griff nach den Zügeln. »Ich gehe noch ein bisschen mit ihr auf und ab, bevor wir sie runterbringen. Sie liebt es, sich zu zeigen. Sie und Ihre Frau sitzen ja sicher irgendwo in der Nähe des Siegertreppchens.«
Travis grinste ihn an. »Wir schauen unten vom Zaun aus zu.«
»Los, Betty. Gehen wir noch ein bisschen angeben.« Daraufhin führte Brian Betty aus dem Stall.
Nachdem Keeley den Satteleisen den letzten Schliff gegeben hatte, rollte sie ihre schmerzenden Schultern und überlegte, dass ihr noch genug Zeit blieb, sich einen Softdrink zu holen, bevor sie Finnegan die letzten aufmunternden Worte ins Ohr flüsterte.
Als sie aus dem Stall trat, musste sie gegen die plötzliche Helligkeit anblinzeln. Sobald ihr Blick wieder scharf war, sah sie Brian, der in der Nähe der Stalltür auf einem umgestülpten Eimer hockte.
Sie erschrak. Die Hände vors Gesicht geschlagen, saß er wie versteinert da.
»Was ist? Stimmt irgendetwas nicht?« Mit einigen langen Schritten war sie bei ihm und kauerte sich vor ihn hin. »Ist was mit Betty?« Sie bekam vor Aufregung kaum Luft. »Ich dachte, sie läuft gerade.«
»Sie ist bereits durchs Ziel gegangen. Als Erste.«
»Großer Gott, Brian, und ich dachte schon, es ist was passiert.«
Als er die Hände sinken ließ, sah sie, dass er völlig erschüttert war. »Mit zweieinhalb Längen Vorsprung«, sagte er. »Sie hat mit zweieinhalb Längen Vorsprung gewonnen, und zwar mit größter Leichtigkeit. Nichts konnte sie berühren, verstehst du? Absolut nichts. So ein Pferd habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht trainiert. Sie ist ein Wunder.«
Keeley legte ihm die Hände auf die Knie und setzte sich auf ihre Fersen zurück. Das ist wahre Leidenschaft, dachte sie. Zu Brendon hatte sie davon gesprochen, aber jetzt sah sie sie. »Du hast sie so weit gebracht.« Bevor er etwas sagen konnte, schüttelte sie den Kopf und fuhr fort: »Ohne ihren Willen zu brechen, allein mit Überredung.«
»Ich kann es immer noch nicht fassen. Es war eine dermaßen starke Gruppe. Ich habe sie nur mitlaufen lassen, weil ich dachte, dass ihr ab und zu eine kleine Lektion in Demut nicht schaden könnte. Weil es Zeit wird, erwachsen zu
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