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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Büschen geraschelt, und seine Schuhe waren schmutzig geworden. Und was die Bewohner betraf… Nun, sie waren einfache, unwissende Leute, Salz der Erde und so weiter. Wie dem auch sei: Sie wahrten eine gewisse Distanz und beobachteten ihn aufmerksam, als warteten sie darauf, daß etwas mit ihm geschah – und als wollten sie ihm nicht zu nahe sein, wenn es geschah.
    Andererseits hieß es in Bruthas Brief an die Simoniten: Wenn man wollte, daß die anderen das Licht sahen, mußte man das Licht zu dunklen Orten bringen. Und dies hier war ganz gewiß ein dunkler Ort.
    Himmelwärts sprach ein kurzes Gebet und trat in die schmutzige, windige Dunkelheit.
Oma Wetterwachs flog hoch über den Baumwipfeln unter einem halben Mond.
    Solch einem Mond begegnete sie mit Argwohn. Der Vollmond konnte nur abnehmen, der Neumond nur zunehmen. Ein Halbmond hingegen, der unsicher zwischen Licht und Finsternis balancierte… Von einem Halbmond konnte man alles erwarten.
    Hexen lebten immer am Rand der Dinge. Sie spürte ein Prickeln in den Händen, und das nicht von der kalten Luft – irgendwo gab es einen Rand. Etwas begann.
    Auf der anderen Seite des Himmels glühten die Mittlichter an den Bergen im Zentrum der Welt, hell genug, um mit dem blassen Mondschein zu wetteifern. Grüne und goldene Flammen tanzten über den zentralen Massiven. Um diese Jahreszeit sah man sie nur selten, und Oma fragte sich, was das bedeuten mochte.
    Der Ort Schnitte erstreckte sich auf beiden Seiten einer Kluft, die es nicht verdiente, als »Tal« bezeichnet zu werden. Im matten Schein des Mondes sah Oma blasse Gesichter, die im Schatten des Gartens warteten und nach oben blickten, als sie zur Landung ansetzte.
    »Guten Abend, Herr Efeu«, sagte sie und sprang vom Besen herunter. »Sie ist oben, nicht wahr?«
    »In der Scheune«, erwiderte Efeu. »Die Kuh hat sie getreten.« Omas Gesicht blieb ausdruckslos.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte sie. Als sie in der Scheune
    Frau Pattenbuschs Gesicht sah, begriff sie sofort, daß es kaum Hoffnung gab. Die Frau war keine Hexe, aber sie kannte sich mit praktischer Geburtshilfe aus, ob es dabei um Menschen oder Kühe, Ziegen oder Pferde ging.
    »Es ist schlimm«, flüsterte sie, als Oma auf die im Stroh liegende und stöhnende Gestalt hinabsah. »Ich fürchte, wir verlieren beide. Oder vielleicht nur einen…«
    In ihren Worten ließ sich die Andeutung einer Frage vernehmen. Oma Wetterwachs konzentrierte sich.
»Es ist ein Junge«, sagte sie.
    Frau Pattenbusch fragte nicht, woher Oma das wußte, doch ihre Miene deutete darauf hin, daß die Bürde noch etwas schwerer geworden war.
»Ich sollte besser gehen und mit Herrn Efeu sprechen«, sagte sie.
    Frau Pattenbusch hatte sich kaum bewegt, als Oma Wetterwachs sie am Arm festhielt.
    »Ihn geht dies nichts an«, sagte sie.
»Aber er ist…«
»Ihn geht dies nichts an.«
Frau Pattenbusch sah in blaue Augen und verstand zwei Dinge. Was
    auch immer in der Scheune geschah: Es ging Herrn Efeu tatsächlich nichts an – und es durfte nie darüber gesprochen werden.
    »Ich erinnere mich an sie«, sagte Oma. Sie ließ Frau Pattenbusch los und rollte die Ärmel hoch. »Ein nettes Paar, wenn ich mich recht entsinne. Und was ihn betrifft… Er ist ein guter Ehemann, nach allem, was man hört.« Sie nahm den Krug und füllte die im Futtertrog bereitgestellte Schüssel mit warmem Wasser.
    Frau Pattenbusch nickte.
    »Für einen Mann ist es natürlich nicht leicht, dieses steile Land allein zu bestellen«, fuhr Oma fort und wusch sich die Hände. Frau Pattenbusch nickte erneut, diesmal recht kummervoll.
    »Nun, ich schätze, du solltest Herrn Efeu ins Haus führen und ihm dort Tee kochen«, befahl Oma. »Sag ihm, ich gebe mir alle Mühe.«
    Das dritte Nicken der Hebamme wirkte dankbar.
Als sie geflohen war, legte Oma die Hand auf Frau Efeus feuchte Stirn. »Nun, Florentine Efeu«, sagte sie, »mal sehen, was wir tun können.
    Doch zuerst… keine Schmerzen…«
    Als sie den Kopf bewegte, sah sie den Mond durch das unverglaste Fenster. Zwischen Licht und Dunkelheit… Manchmal mußte man einen solchen Ort aufsuchen.
    DA HAST DU RECHT.
Oma Wetterwachs drehte sich nicht um. »Ich dachte mir schon, daß du hier bist«, sagte sie und kniete im Stroh nieder.
    WO SOLLTE ICH AUCH SONST SEIN? erwiderte Tod. »Weißt du, für wen du gekommen bist?«
EINE WAHL STEHT MIR NICHT ZU. GANZ AM RAND GIBT
    ES IMMER EIN WENIG UNGEWISSHEIT.
    Oma fühlte die Worte einige Sekunden lang im Kopf, wie

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