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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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äh… von uns beiden. Auf Wiedersehen.« Himmelwärts sah ihr nach, bis sie aus dem Licht geriet, und dann veranlaßte ihn etwas, wieder nach oben zu blicken.
    Der Adler kreiste jetzt über den Schatten der Berge und glitt ins Licht der untergehenden Sonne. Für einen Sekundenbruchteil schimmerte er goldfarben und verschwand dann in der Dunkelheit.
Von hier oben sah der Adler meilenweit über die Berge.
    Das von Oma angekündigte Unwetter hatte Überwald erreicht. Blitze zuckten dort über den Himmel.
    Einige von ihnen knisterten bei den höchsten Türmen des Schlosses Bleibtdemschloßfern – und auch auf dem Regenhut, mit dem Igor seinen Kopf vor dem Rosten schützte. Kleine Kugeln aus glühendem Licht tanzten über die ausfahrbare eiserne Spitze, die Igor langsam nach oben kurbelte, während er auf einer Gummimatte stand.
    Unter dem Apparat, von dem bereits ein lautes elektrisches Summen ausging, ruhte ein Bündel, gehüllt in eine Decke.
Die eiserne Spitze erreichte ihre Endposition. Igor seufzte.
    BEI FUSS! BEI FUSS, SAGE ICH! HÖRST DU ENDLICH DAMIT AUF… LASS LOS! LASS SOFORT LOS; ALSO GUT… ÄH… FASS? FASS? NA BITTE…
    Tod sah dem davonlaufenden Hund namens Fetzen nach.
    An so was war er nicht gewöhnt. Es kam immer wieder vor, daß sich jemand darüber freute, ihn zu sehen, denn die vorletzten Momente des Lebens waren oft sehr ereignisreich und komplex. Unter solchen Umständen konnte es eine Erleichterung sein, einer kalten Gestalt in Schwarz zu begegnen. Aber mit soviel Enthusiasmus – beziehungsweise mit soviel fliegendem Schleim – bekam er es jetzt zum erstenmal zu tun. Es war beunruhigend. Er bekam dadurch den Eindruck, seine Aufgabe nicht richtig zu erfüllen.
    LIEBER HUND. UND JETZT… LASS LOS. HAST DU NICHT GEHÖRT? ICH HABE DIR GERADE GESAGT, DU SOLLST LOSLASSEN!
    Fetzen sprang davon. Dies machte viel zuviel Spaß, um damit aufzuhören.
    Unter dem schwarzen Kapuzenmantel läutete es leise. Tod rieb seine Hand an dem dunklen Stoff ab, um sie zu trocknen und holte dann eine Lebensuhr hervor, deren Sand in der unteren Hälfte ruhte. Doch das Glas war in sich verdreht, wies größere und kleinere Vorsprünge auf. Während Tod es beobachtete, erschien knisterndes blaues Licht darin.
    Normalerweise ließ Tod so etwas nicht zu. Aber als er nun mit den Fingern schnippte, dachte er daran, daß es vermutlich keine andere Möglichkeit gab, die Sense zurückzubekommen.
    Die eiserne Spitze fing einen Blitz ein.
Es roch nach angesengter Wolle.
Igor wartete eine Zeitlang und stapfte dann zu dem Bündel. Eine Spur
    aus geschmolzenem Gummi blieb hinter ihm zurück. Er kniete sich hin und zog vorsichtig die Decke beiseite. Fetzen gähnte. Eine große Zunge leckte Igors Hand.
    Als er erleichtert lächelte, erklangen tief unten im Schloß die mächtigen Orgelklänge der »Tokkata für junge Frauen in knappen Nachthemden«.
Der Adler flog weiter, ins Becken von Lancre.
    Die Nacht glühte auf dem See und der langgestreckten v-förmigen Welle, die aus vielen kleinen v-förmigen Wellen bestand. Ihre Spitze zeigte auf eine ahnungslose Insel.
    Stimmen hallten von den Bergen wider.
»Bis später, Otter!«
»Wir sehen uns bald wieder, ha!«
»Kleine Männer, große Freiheit!«
»Wir sind die Größten!«
    Der Adler glitt weiter und ging nun schnell tiefer. Lautlos schwebte er über dunkle Wälder, machte einen Bogen über den Bäumen und landete auf einem Zweig. Nicht weit entfernt stand eine Hütte auf einer Lichtung.
    Oma Wetterwachs erwachte.
Ihr Körper bewegte sich nicht, aber ihr Blick huschte hin und her. Im
    Halbdunkel wirkte ihre Nase noch krummer als sonst. Nach einer Weile ließ sie sich zurücksinken, und die Anspannung wich aus den nach vorn gewölbten Schultern.
    Schließlich stand sie auf, streckte sich und ging zur Tür.
    Die Nacht fühlte sich wärmer an. Man konnte spüren, wie sich das Grün im Boden regte und auf eine Gelegenheit wartete, ans Licht zu kommen. Das Schlimmste war überstanden, und von jetzt an strebte das Jahr fort von der Dunkelheit… Natürlich würde die Finsternis zurückkehren, aber das lag in der Natur der Dinge. Vieles begann.
    Oma schloß die Tür, entzündete ein Feuer im Kamin, holte die Schachtel mit Kerzen aus der Anrichte. Sie steckte alle an und verteilte sie auf Untertassen im Zimmer.
    Auf dem Tisch hatte sich während der vergangenen beiden Tage eine kleine Pfütze angesammelt. Das Wasser kräuselte sich, und die Mitte neigte sich nach oben. Ein Tropfen sprang

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