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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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entgegen, was eigentlich nur dann geschah, wenn sie Körner bemerkt hatte.
Seltsam, dachte Festgreifaah. Und dabei beließ er es.
    Die Vögel starrten nach oben, als wäre das Dach durchsichtig. Oma Wetterwachs senkte den Blick und sah in ein rotes, rundes und besorgtes Gesicht.
    »He, du bist nicht…« Sie riß sich zusammen. »Du bist der WattlichJunge von Schnitte, nicht wahr?«
    »D’m’s…« Der Junge lehnte sich an den Türpfosten und schnappte nach Luft. »Du m’s…«
»Atme einige Male tief durch. Möchtest du einen Schluck Wasser?«
    »Du m’s ‘t…«
»Ja, ja, schon gut. Komm erst wieder zu Atem .«
Der Junge keuchte einige Male.
»Du mußt sofort zu Frau Efeu und ihrem Baby kommen!« Die Worte stürzten in einem Schwall hervor.
Oma nahm ihren Hut vom Haken neben der Tür und zog den Besen
    aus dem Stroh des Daches.
    »Ich dachte, die alte Frau Pattenbusch kümmert sich um sie«, sagte sie und stieß ihre Haarnadeln an die richtigen Stellen, entschlossen wie ein Krieger, der sich auf die Schlacht vorbereitet.
    »Sie meint, es sei alles ganz verkehrt!« brachte der Junge hervor.
    Oma Wetterwachs lief bereits über den Gartenpfad. Auf der anderen Seite der Lichtung neigte sich das Gelände steil nach unten, bis zu einer sechs Meter tiefer gelegenen Kurve des Pfads. Der Besen war noch nicht einsatzbereit, als Oma diese Stelle erreichte, aber sie schwang trotzdem ein Bein über die Borsten.
    Auf halbem Weg nach unten sprang die Magie an, und Omas Stiefel strichen kurz über alten Adlerfarn, bevor der Besen sie durch die Nacht trug.
    Wie ein Band, das jemand achtlos fallen gelassen hatte, wand sich die Straße durch die Berge. Hier oben verstummte das Geräusch des Windes nie.
    Der Straßenräuber ritt einen großen schwarzen Hengst. Vermutlich existierte kein anderes Pferd, an dessen Sattel eine Leiter befestigt war.
    Dafür gab es einen guten Grund: Der Räuber hieß Casanunda und stammte aus dem Volk der Zwerge. Viele Leute hielten Zwerge für vorsichtig, gesetzestreu und sehr zurückhaltend in Angelegenheiten des Herzens und damit in Verbindung stehender Organe. Auf die meisten Zwerge traf diese Beschreibung durchaus zu. Aber die Genetik rollte seltsame Würfel auf dem grünen Rasen des Lebens, und irgendwie hatten die Zwerge Casanunda hervorgebracht, dem Spaß mehr bedeutete als Geld und der Frauen die gleiche Leidenschaft widmete, die andere Zwerge für Gold reservierten.
    Er hielt Gesetze für nützliche Dinge und beachtete sie, wenn es ihm paßte. Casanunda verabscheute den Straßenraub, aber wenigstens konnte er dabei frische Landluft genießen, was insbesondere dann der Gesundheit förderlich war, wenn in nahen Städten zornige Ehemänner mit Knüppeln warteten.
    Das Problem war nur: Niemand nahm ihn ernst. Wenn er Kutschen anhielt, hörte er immer wieder Bemerkungen wie: »Was? Du Knirps willst ein Straßenräuber sein? Bist du nicht ein wenig zu klein geraten, um Straßen zu rauben, har, har har?« Und dann blieb ihm nichts anderes übrig, als den Leuten ins Knie zu schießen.
    Casanunda hauchte auf seine Finger, um sie zu wärmen.
Kurz darauf hob er den Kopf, als er das Geräusch einer sich nähernden Kutsche hörte.
Er wollte gerade sein Versteck im Gebüsch verlassen, als auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein anderer Räuber aus dem Wald trat.
    Die Kutsche hielt an. Casanunda hörte nichts, sah nur, wie der Straßenräuber zu einer Tür ritt, sich hinabbeugte, um mit den Insassen zu reden…
    Eine Hand packte den Mann, zog ihn vom Pferd und in die Kutsche hinein.
Sie wackelte eine Zeitlang. Schließlich schwang die Tür auf, und der Räuber rutschte nach draußen, blieb reglos auf der Straße liegen. Die Kutsche rollte weiter…
Casanunda wartete eine Zeitlang und ritt dann zu dem Mann. Sein Pferd wartete geduldig, während er die Strickleiter löste und hinabkletterte.
Es fiel ihm nicht weiter schwer, festzustellen, daß der Straßenräuber tot war. Von lebenden Personen erwartete man, daß sie Blut in sich hatten.
    Nach einigen Meilen hielt die Kutsche auf einem Hügel an. Jenseits davon führte die Straße in weiten Schleifen nach Lancre und schließlich zur Ebene hinab.
    Die vier Passagiere stiegen aus und traten an den Rand der Hügelkuppe heran.
    Hinter ihnen wogten die Wolken, doch die Luft war frostig klar – im Mondschein reichte der Blick bis zum Rand. Vor ihnen erstreckte sich ein kleines Königreich, umrahmt von Bergen.
    »Tor zur Welt«, sagte der Graf de

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