Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
Vom Netzwerk:
heraus.
    Ruhig, durch das Südtor. Er ging zwischen Rioc und einem hochgewachsenen Mann mit hagerem Gesicht, der einen Diamantohrring nach Mode des Emirats trug. Sicher ein hochrangiger Offizier. Obwohl er den Hâsir in der Hand hielt, wirkte der Offizier des Emirs entspannt und betrachtete das Chaos ringsum mit leicht gelangweilter Verachtung.
    Vashni wich einen Schritt zurück, ebenso die übrigen Höflinge. Ein großer Kreis bildete sich um die beiden Grüppchen. Hinter Halios kamen einige Soldaten des Emirs ins Freie, nur ein knappes Dutzend. Etwa fünfzig mussten noch im Innern des Tempels sein.

    Alle Blicke ruhten nun auf Halios. Er trat einen Schritt vor.
    Marikani warf Vashni einen besorgten Blick zu, als wolle sie sie fragen, warum die Kuppel noch nicht zusammengebrochen war. Vashni zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Ergib dich!«, sagte Halios zu Marikani; er war sich vollkommen bewusst, dass er im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. »Wir sind zu zahlreich, und deine Anhänger sind erschöpft!«
    Er drehte sich um, und Arekh begriff, dass er seinen Soldaten befehlen würde, den Tempel zu verlassen und zu ihm zu stoßen. Bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, hatte Arekh ihn bereits beleidigt.
    Es war eine schöne, recht vulgäre Beleidigung, die so gar nicht dem Umgangston bei Hofe entsprach, Halios zusammenzucken ließ und die meisten Höflinge schockierte. Wie seltsam , dachte Arekh, als er, das Schwert in der Hand, die Fläche überquerte, die ihn von Marikanis Cousin trennte. Überall liegen Leichen, ein Staatsstreich ist in vollem Gange - aber Gossensprache, das geht nun wirklich zu weit!
    Die List hatte jedenfalls funktioniert: Halios hatte sich wieder umgewandt, ohne seinen Befehl gegeben zu haben.
    »Ein Duell!«, sagte Arekh und blieb fünf Schritte vor ihm stehen. »Euer Bruder hat sich dem zwei Mal entziehen können, aber das wird Euch nicht gelingen! Ihr wollt den Hof beherrschen? Ihr wollt König sein? Nun gut - dann beweist erst einmal, ob Ihr fähig seid, einen gewöhnlichen Verbrecher zu besiegen!«
    Er hatte den richtigen Ton angeschlagen. Wie er vor zwei Tagen in den Bädern begriffen hatte, war der äußere Anschein bei Hofe von übergeordneter Bedeutung. Wenn er herrschen wollte, benötigte Halios die Unterstützung
der Höflinge. Ihre Wertschätzung. Wenn alle ihn verachteten, würde er sich nicht lange halten können.
    Der Offizier des Emirs sah zu und wartete ab. Auch im Emirat war eine Aufforderung zum Duell eine ernste Angelegenheit. Arekhs Männer hatten sich unter die Menge gemischt und verfolgten das Geschehen aufmerksam.
    »Ich habe es nicht nötig, mich mit Euch zu schlagen«, sagte Halios.
    Arekh lächelte. Halios hatte nichts mit seinem Bruder gemein. Er konnte ihm nicht das Wasser reichen - und das wusste er.
    Arekh hob eine Handvoll Kies auf und schleuderte ihn Marikanis Cousin ins Gesicht. Halios wich mit blutendem Gesicht einen Schritt zurück.
    Jetzt hatte er keine Wahl mehr. Nach einem raschen Blick in die Runde zog er sein Schwert.
    Das Duell begann langsam. Halios blieb in der Defensive, Arekh war müde, und in Wirklichkeit war ihm das Duell völlig gleichgültig: Er wollte nur einige Minuten gewinnen. Hinter sich hörte er Vashni mit Marikani sprechen.
    Der Tempel stand noch immer.
    Ein Hieb, eine Parade. Noch ein Hieb …
    Arekh verwundete Halios leicht an der Schulter. Das schien Halios aufzuwecken. Er schlug mit aller Kraft zu, aber Arekh parierte mit Leichtigkeit.
    Halios versuchte eine neue Finte - ohne Erfolg. Da trat er zehn Schritte zurück und unterbrach so das Duell.
    Die Höflinge tauschten entsetzte Blicke, und sogar der Offizier des Emirs runzelte die Stirn.
    »Das reicht«, sagte Halios. »Dafür bin ich nicht hier.«
    Er drehte sich zum Tempel um, hob die Hand …
    … und das dumpfe Geräusch einer Explosion ertönte
aus dem Innern, gefolgt von einem fürchterlichen Krachen. Die Höflinge wichen noch weiter zurück, aber Marikani nutzte die allgemeine Verblüffung, um auf Arekh zuzurennen. Er sah, dass sie den Dolch in der Hand hatte - den mit dem Sonnenstein im Griff, den er ihr in den Bergen zurückgegeben hatte.
    Noch eine Explosion, ein weiteres Krachen … Ein Teil des Tempeldachs wankte, Rufe wurden laut, Höflinge flüchteten schreiend.
    »Halios!«, schrie Marikani. Der Offizier des Emirs wollte eingreifen, aber zu spät. Arekh schlug ihn, um ihn auf Distanz zu halten. Halios drehte sich um, und Marikani rammte ihm den

Weitere Kostenlose Bücher