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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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ausgebrochen, und es wurde im Rauch auf den Mosaiken, zwischen den Bänken und bei den Altären gekämpft. Arekh drängte sein Pferd durch die Menge. Er wusste, dass er ein fürchterliches Sakrileg beging, aber er hoffte, dass Arrethas ihm angesichts der Situation verzeihen würde.
    Rioc, einer von Halios’ Vertrauten, bemerkte ihn und stieß einen Warnschrei aus. Er gab Befehle, und zwanzig Soldaten in Graubraun lösten sich aus der Menschenmasse, um den Neuankömmlingen den Weg zu verstellen. Hinter Arekh stiegen seine Reiter ab und stellten sich ihnen zum Kampf, aber trotz der Gefahr blieb Arekh im Sattel und suchte die Menge ab.
    Irgendwo in diesem Tempel lag vielleicht Marikanis Leichnam am Boden …
    Bei dieser Vorstellung stieg Zorn in ihm auf.
    »Halios!«, schrie er mit gezogenem Schwert, während der zynische Teil seines Verstandes sich bewusst wurde, wie theatralisch seine Handlungsweise wirken musste. »Halios! Komm her und kämpfe!«
    Keine Reaktion. Ohnehin hatte der Lärm seinen Schrei verschluckt. Vielleicht waren ja beide schon tot - Marikani und Halios? Vielleicht erschlugen ihre jeweiligen Anhänger sich weiter gegenseitig, ohne zu wissen, dass sie keinen Grund mehr dazu hatten?
    Dann sah er die Treppe, die zur Galerie hinaufführte, die unter der gewaltigen Buntglaskuppel verlief, und entdeckte zwischen den Säulen eine weibliche Gestalt in
weißem Kleid. Auch dort oben tobte ein Kampf. Ohne nachzudenken, drängte er sein Pferd weiter über die Bodenplatten voran, während die Kämpfenden ihm schreiend auswichen.
    »Ihr da!«, rief er einem Offizier zu, der ihm gefolgt war. »Nehmt fünfzehn Mann und macht die Treppe frei!« Er winkte den Rest der Truppe zu sich. »Hackt Euch einen Weg frei! Da entlang!«
    Er hörte von oben den Schrei einer Frau, dann Befehle, von derselben Stimme gesprochen. Wenn das Marikani war, hatte sie noch Anhänger bei sich …
    »Marikani!«
    Diesmal hatte er laut genug geschrien, um den umgebenden Lärm zu übertönen. Dort oben im Rauch erstarrte die weiße Silhouette und drehte sich dann um.
    Arekh sah wieder vor sich, wie ihre Hände sich, Handfläche an Handfläche, verbunden hatten. Damals hatte er ein Versprechen gegeben …
    Eine Bewegung - Marikani verschwand aus seinem Blickfeld. Dann sah Arekh Halios gleich einem Gespenst im Rauch zwischen zwei Säulen auf der Galerie.
    Die Treppe … Nein, er würde zu spät kommen. Auf jeder Stufe befand sich ein Leichnam, ein Verwundeter oder ein Kämpfer. Vor ihm brach auf den Bodenplatten eine Frau zusammen und spuckte Blut, als der Dolch, der ihr in den Nacken gerammt worden war, zwischen ihren Zähnen wieder hervordrang. Draußen fanden vielleicht manche der Adligen Vergnügen am Kampf, aber hier drinnen war er ein wahres Schlachten. Arekhs Männer drangen weiter vor, und irgendwer fiel auf den Marmorboden und schrie, bevor er niedergetrampelt wurde. Am Ende des Saals loderte das Feuer heller als zuvor. Die Luft war stickig und erschwerte das Atmen.

    Er konnte nicht hierbleiben …
    Arekh rammte sein Schwert in den Arm eines Kriegers, der seinen Offizier angriff, und ließ es stecken. Er zog die Füße aus den Steigbügeln, sprang auf den Sockel einer großen Arrethas-Statue, die die Hände erhoben hielt, um Blitze zu beschwören. Arekh bat Arrethas erneut, ihm zu vergeben, und kletterte auf den Kopf des Gottes, klammerte sich mit der rechten Hand an einem brüchigen Kalksteinfries fest, spürte es unter seinen Fingern zerbröckeln und hatte gerade noch Zeit, erneut zuzupacken und sich am Boden der Galerie festzuhalten. Er zog einen Fuß hinauf, dann den anderen, und einige Sekunden später war er oben und stieg über Leichen hinweg.
    Auf der Galerie hatten die Kämpfer sich an die Wand zurückgezogen, dorthin, wo der Rauch am dichtesten war. Ein Soldat des Emirs wandte ihm den Rücken zu. Arekh brach ihm das Genick, nahm sein Schwert und schlug in die Menge, um sich zu der Silhouette im weißen Gewand durchzudrängen, die einen Moment lang vor ihm erschien, bevor sie aufs Neue von der Menschenmasse verschluckt wurde. Bei Heldenliedern seufzten die Zuhörerinnen immer vor Erleichterung, wenn der junge, schöne Krieger aus adligem Hause mit den langen schwarzen Haaren sich auf eine Galerie schwang, um einer jungen Frau in Gefahr zu Hilfe zu eilen, aber hier hatte die Situation nichts Romantisches an sich. Um Arekh herum stank die Luft nach Blut, Schweiß und Tod. Er hieb einem neuen Gegner in den Rücken, stieß

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