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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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Teufel ist das?«
    »Du weißt verdammt gut, wer das ist«, sagt Viktor. Er beugt sich direkt vor mich und bläst mir seinen abgestandenen Zigarettenqualm ins Gesicht. »Diesmal kommt niemand, mein Freund. Nur ich. Arbeite mit mir zusammen, dann kann ich vielleicht etwas für dich tun.«
    Der General hat also nicht angerufen. Fürs Erste bin ich auf mich selbst gestellt. Vielleicht nicht nur fürs Erste. Ich bin so froh wie nur irgendwas, dass ich Vadims Waffe benutzt habe, um Jakowenko zu erschießen.
    »Fick dich ins Knie, Viktor.«
    Er schnellt hoch und baut sich drohend vor mir auf. Ich bereite mich auf einen Schlag vor. Stattdessen dreht er sich um hundertachtzig Grad und klopft an die Tür, die von einem der Männer im braunen Mantel geöffnet wird. Dem Rothaarigen. »Pass auf ihn auf, Georgij«, sagt Viktor und stürzt aus dem Raum.
    Georgij nimmt seine Position vor der Tür ein. Er guckt überall hin, nur nicht zu mir. Ich weiß nicht, was mich treibt, als ich zu ihm sage: »Tut mir leid wegen Juri.«
    Georgijs verwunderter Blick bohrt sich in meinen. Alle Bullen denken, ich sei nichts anderes als ein halb gezähmter Wolf. Ich weiß, dass Juri regelmäßig das Geld bei mir im Gorki Park abgeholt hat, weil die Älteren Angst vor mir hatten.
    »Er war ein guter Mann«, sage ich.
    Er starrt mich immer noch ungläubig an, als Viktor wieder hereinpoltert und ihn aus dem Raum schiebt.
    Viktor hat einen zusammengerollten Stapel schmutzige Faxblätter in der Hand. Er stellt sich neben mich und wedelt mit den verschmierten Papieren vor meinem Gesicht herum. Das Einzige, was ich erkenne, ist der Briefkopf vom FSB. »Was verdammt noch mal steht da drauf, Volk?«
    Er klingt außer Atem. Zu viele Zigaretten wahrscheinlich.
    »Ich kann es nicht lesen.«
    Seine Faust zittert. Er will mir die Papiere ins Gesicht werfen. Ich merke das an seinem frustrierten Fauchen, aber er hat immer noch genug Angst vor mir, um es nicht zu tun.
    »Da steht drauf, dass man deine Fingerabdrücke auf dem 38er Colt gefunden hat, mit dem jemand Jakowenko drei Löcher in den Kopf gejagt hat. Wie zum Teufel erklärst du mir das?«
    »Meine Fingerabdrücke sind auf vielen Waffen. Die meisten davon stammen von der russischen Armee.«
    Viktor beugt sich vor und haucht mir noch mehr von seinem faulen Atem ins Gesicht. Er atmet schwer. Er hat die Zähne zusammengebissen. »Hör zu, du mieser Scheißer. Mein Telefon klingelt nicht. Verstehst du? Das bedeutet, dass dein beschissener Arsch mir gehört.«
    Er ist ein Idiot. Er war sich so sicher, mich festgenagelt zu haben, dass er nicht einmal auf die Idee kam, die Kugeln untersuchen und sie mit der Waffe vergleichen zu lassen, die er ohne Zweifel von Maxim hat.
    »Hör zu, Viktor, die Waffe ist nicht die, mit der der Mann ermordet wurde. Überprüf das und dann lass mich hier raus.«
    Eine ganze Weile lang starrt er mich nur an, während sich seine Faust immer wieder krampfhaft um die Papiere schließt. Er weiß, dass ich nicht bluffe, dass ich ihm einen Schritt voraus bin. Es steht ihm ins Gesicht geschrieben. Dann stürzt er aus dem Raum.
     
    Ein paar Stunden später kommt Georgij um mich rauszulassen. Eine weitere Stunde, bis der Papierkram erledigt ist, und dann bringt er mich zum Ausgang. An der Tür legt er die Hand auf meinen Arm und lehnt sich zu mir rüber. »Ich mochte Juri auch«, flüstert er.

53
    Durch den Alexandergarten zu schlendern ist keine erfreuliche Erfahrung in diesen Zeiten verlorener Würde und des Tourismus, aber das Gefühl von Freiheit beschwichtigt meine Wut über das, was ich sehe. Eine Woche ist vergangen, seit ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, und ich bin immer noch froh, ein freier Mann zu sein.
    Die Dunkelheit ist noch nicht hereingebrochen, als zwei Jungs - deutsche Touristen, vermute ich - sich bis auf die Unterhose ausziehen und durch das umgeleitete kühle Flusswasser waten, das um und über künstlich angelegte Schnellen und sanft abfallende Ebenen gurgelt und Bonbonpapier, Zigarettenkippen und leere Budweiserdosen mit sich trägt. Die Freunde der beiden werfen mit Flaschen nach ihnen. Ein Mädchen zieht sich ebenfalls bis auf BH und Slip aus, sehr zur Freude des Publikums, das von der Terrasse der Restaurants oberhalb des unterirdischen Okhotni-Riad-Einkaufszentrums zusieht, und steigt kokett ins Wasser, eine halb abgebrannte Zigarette im Mundwinkel. Die Jungs packen sie und drohen, sie tiefer hineinzuwerfen, während sie quiekt und kichert.
    Ich stelle mich

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