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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wir starten. Sei so lieb und stell die Tassen in die Küche, ich hole eben den Wagen raus.“
    Kurz danach saß ich neben Katrin, die mit geübter Hand den Wagen Richtung Mandai und Krankenhaus lenkte.

Urlaub am Meer
    Es war Abend.
    Ich stand am offenen Fenster in meinem netten Zimmer im Hotel „Havblikk“ - was soviel wie „Meeresblick“ bedeutet - im Süden von Norwegen. Im Nachbarzimmer schlief Frau Felsdorf sanft und glücklich. Selbst war ich noch nicht schläfrig. All die Eindrücke der letzten vierundzwanzig Stunden hatten sich in meinem Kopf zusammengeballt, sie wollten durchdacht werden. Es war meine erste weitere Reise, meine erste Reise ins Ausland, ausgenommen Schweden.
    Daß alles so gut geklappt hatte, ja dafür hatte ich erstens dem Reisebüro und zweitens Frau Felsdorf zu danken. Hanni hatte recht behalten. Sobald Frau Felsdorf in einem Eisenbahnabteil oder auf einem Schiff war, wurden alle ihre Reiseerinnerungen wach, sie machte einen seelischen Sprung vierzig Jahre zurück und war unbedingt Herr der Situation. Sie plauderte nett, aber ganz unpersönlich mit zufälligen Mitreisenden, sie kannte sich aus mit dem Speisewagen, sie wußte, wo die Toiletten zu finden waren, und nachher, auf der Fähre, war sie auch diejenige, welche. Ich trottete hinter ihr mit Koffern und Taschen und fühlte mich sehr klein und sehr unerfahren.
    Aber am Abendtisch an Bord konnte ich mich nützlich machen. Der Kellner sprach zwar Englisch, aber herzlich wenig Deutsch. Also mobilisierte ich meine schwedischen Kenntnisse und wurde zum Glück verstanden. Wenn es auch nicht ganz so einfach war wie ich es mir vorgestellt hatte. Trotz allem sind Schwedisch und Norwegisch zwei verschiedene Sprachen, wenn sie sich auch sehr ähneln. Ich mußte sehr konzentriert hinhören, wenn jemand norwegisch sprach, und selbst mit meinem Schwedischen langsam und deutlich sprechen.
    Aber letzten Endes ging es.
    Die See war ruhig, und ich bekam keine Gelegenheit festzustellen, ob ich seefest war. Als ich in meiner Koje lag, merkte ich kaum die Bewegungen des Schiffes. Ich horchte auf das ruhige, regelmäßige Atmen von Frau Felsdorf - wir hatten eine Zweibettkabine, ich hatte mein Oberbett per Leiter erreicht - und dachte an meine Eltern, an die letzten, etwas hektischen Tage mit Packen und Reisevorbereitungen - und dann dachte ich an Hartmut.
    Wir hatten uns mehrmals gesehen, wenn auch kurz, diese zwei Wochen vor unserer Abreise. Hartmut hatte es - der Himmel weiß wie - so einrichten können, daß er seine freie Stunde, seine „Tischzeit“, spät bekam, und ich sorgte dafür, daß wir rechtzeitig aßen, so daß ich schnell in den Park rüberrennen konnte, während Frau Felsdorf ihr Mittagsschläfchen hielt. Dann saßen Hartmut und ich auf einer Bank, er aß seine mitgebrachten Brote und wir plauderten und lernten uns besser kennen.
    Er war unsagbar nett, offen und fröhlich. Nur etwas wunderte mich: Alles was er über sich erzählte, kam so kommentarlos, so selbstverständlich - er konnte erzählen, was er erlebt hatte, aber sagte nie ein Wort darüber, was er dabei empfunden hatte. Tat es ihm weh, als die Mutter heiratete und den Sohn den Großeltern überließ? Hatte er es schmerzlich empfunden, sich mit dem Großvater zu verzürnen? Ich wußte es nicht. Ich wußte nur die Tatsachen und nichts darüber, wie sie sich auf Hartmut ausgewirkt hatten.
    Dies war mein letzter Gedanke, bevor die regelmäßigen, gedämpften Stempelschläge des Schiffes mich in den Schlaf lullten.
    Am frühen Morgen kamen wir in Kristiansand an, ich erledigte auf einer Mischung von Schwedisch und Norwegisch die äußerst einfachen Zoll- und Paß-Formalitäten, und kurz danach saßen wir im Bus, der uns zum Hotel Havblikk führte. Ja, es stimmte, was im Prospekt stand. Die Natur war hier wirklich lieblich, nichts mit hohen Bergen und tiefen Fjorden - hier waren Wiesen und reizende kleine weißgestrichene Holzhäuser, Gärten und Äcker. Hier und da kleine Wäldchen, und auf der anderen Seite der Straße das blaue, glitzernde Meer mit Segelbooten und Fischerbooten.
    Dann hielt der Bus vor dem Hotel, das ich vom Prospekt wiedererkannte, und kurz danach waren wir in unseren reizenden Zimmern untergebracht. Ich packte aus, zuerst für Frau Felsdorf, dann meine eigenen Sachen, und zwischendurch warf ich schnelle Blicke in den Park, wo einige Gäste es sich in Liegestühlen bequem gemacht hatten.
    Ich machte das Fenster auf, dann konnte ich den leichten Wellenschlag

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