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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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versuchte, mit meinem Taschentuch das Blut von ihrer Stirn wegzuwischen, und die Tränen liefen mir übers Gesicht.
    Aus dem Wirrwarr klang eine laute, verzweifelte Stimme: „Sie lief mir direkt vor den Wagen - es ist schrecklich, aber ich konnte wirklich nicht - bitte, rufen Sie die Polizei!“
    Ich weiß nicht, woher die Männer mit einer Art Bahre kamen. Ich glaube, es war eine Tür, die man schnell aus den Angeln gehoben hatte. Dann wurde Frau Felsdorf getragen, in einen kleinen Seitenweg, durch ein Gartentor. Jemand sagte: „Hier wohnt ein Arzt“ - ich blieb neben der Trage, jemand steckte mir etwas in die Hand, es war Frau Felsdorfs Handtasche.
    Ein Zimmer mit einem Untersuchungstisch. Ein junger Mann, der blitzschnell in einen weißen Kittel schlüpfte und nach seinem Stethoskop griff. Eine junge Frau, die auf all die Menschen leise einredete und sie dazu brachte, das Zimmer zu verlassen. Zurück blieben nur der Autofahrer und ich. Er kreideweiß und ich -schluchzend, verzweifelt, und wahrscheinlich genauso blaß wie der Autofahrer.
    Der Arzt horchte auf Frau Felsdorfs Herz, fühlte den Puls. Dann wurde der Blutdruck gemessen, und während er dabei war, kam Frau Felsdorf wieder zu sich. Sie öffnete die Augen halb, und flüsterte: „Es tut weh - es tut so weh.“
    Der Arzt drehte einen Augenblick den Kopf und sah mich an. „Die Dame ist Deutsche?“
    „Ja-“
    Wieder beugte er sich über sie und sprach ruhig und freundlich -in fehlerfreiem Deutsch: „Ja, es tut noch weh, wissen Sie, Sie haben ein bißchen Pech gehabt, aber gleich wird es besser.“ Er sagte leise ein paar Worte zu seiner Frau, sie nickte und ging zu einem kleinen Instrumententisch. Gleich darauf reichte sie ihrem Mann eine Spritze.
    „So, nur ein winziger Piks, dann werden schon die Schmerzen nachlassen. Wo tut es am meisten weh?“
    „Das Bein - ganz oben - linkes Bein.“
    Während der Arzt darauf wartete, daß die Spritze wirken sollte, führte die Frau den Autofahrer aus dem Zimmer.
    „Kommen Sie, Sie können im Wohnzimmer warten.“
    „Hast du die Polizei benachrichtigt, Katrin?“ fragte der Arzt, ohne die Augen von Frau Felsdorf zu nehmen.
    „Ja, ich glaube, sie sind schon auf der Straße. Soll ich schon das Krankenhaus anrufen?“
    „Warte ein bißchen. Wenn es eine Fraktur ist, müssen wir das Bein schienen, damit sie transportfähig wird.“
    Katrin fing an, das Blut von Frau Felsdorfs Stirn wegzuwischen. Ihr Mann fühlte immer noch den Puls.
    „Ich würde gern einen Verband anlegen, aber.“, sagte Katrin. Endlich fing mein Kopf an zu funktionieren. Ich wischte meine Tränen ab, ging hin und faßte ganz vorsichtig Frau Felsdorfs Kopf.
    „Gut“, sagte Katrin. „Nur ein Ideechen anheben, damit ich die Binde um den Kopf legen kann - ja, so ist es gut.“
    Frau Felsdorf flüsterte etwas. Sie sprach sehr leise und sehr undeutlich, aber ich habe es doch verstanden: „Armer kleiner Spatz. Ich bin auch ein alter Esel.“
    Dann mußte ich wieder heulen. Der Arzt nickte mir beruhigend
    zu.
    „Das Herz funktioniert normal, der Kreislauf scheint auch in Ordnung zu sein. Übrigens, sind Sie auch Deutsche?“
    „Ja, aber ich verstehe norwegisch.“
    Frau Felsdorf lag wieder still mit geschlossenen Augen. Jetzt wurde das Bein untersucht, nachdem Katrin und ich ganz vorsichtig ein paar Kleidungsstücke entfernt hatten.
    „Ja“, sagte der Arzt zuletzt, „ohne Röntgenaufnahme kann ich es ja nicht hundertprozentig sicher sagen, aber ich glaube, daß es ein sogenannter eingekeilter Schenkelhalsbruch ist. Das muß natürlich operiert werden, aber es hat den Vorteil, daß es nicht so schmerzhaft ist. Katrin, du kannst jetzt den Krankenwagen bestellen und dem Krankenhaus Bescheid sagen. Kann ich die Personalien der Patientin haben, Fräulein.“
    „Walther, Allegra Walther. Ja, hier ist Frau Felsdorfs Paß und die Impfkarte.“
    „Sehr schön. Sagen Sie, ist die alte Dame Ihre Verwandte?“ „Nein. Ich bin ihre Gesellschafterin und sollte auf sie aufpassen und.“
    Es klingelte an der Tür. Es war die Polizei. Ich bestätigte, daß Frau Felsdorf sehr spontan war, daß man immer auf sie aufpassen müsse und daß ich überzeugt sei, daß der Autofahrer ganz ohne Schuld sei.
    Dasselbe hatten all die Zeugen oben auf der Straße gesagt. Der Autofahrer gab Personalien und Anschrift an, ich tat es auch. Kurz danach lag Frau Felsdorf mit einem sorgfältig geschienten Bein und einem sauberen Kopfverband da, schön zugedeckt, fertig für

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