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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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diese Unterbrechung rührt von der kürzlich aufgekommenen Neuerung her.
    Hamlet
. Genießen sie noch dieselbe Achtung wie damals, da ich in der Stadt war? Besucht man sie eben so sehr?
    Rosenkranz
. Nein, freilich nicht.
    Hamlet
. Wie kommt das? werden sie rostig?
    Rosenkranz
. Nein, ihre Bemühungen halten den gewohnten Schritt; aber es hat sich da eine Brut von Kindern angefunden, kleine Nestlinge, die immer über das Gespräch hinausschreien, und höchst grausamlich dafür beklatscht werden. Diese sind jetzt Mode, und beschnattern die gemeinen Theater (so nennen sie’s) dergestalt, daß viele, die Degen tragen, sich vor Gänsekielen fürchten und kaum wagen hinzugehn.
    Hamlet
. Wie, sind es Kinder? Wer unterhält sie? Wie werden sie besoldet? Wollen sie nicht länger bei der Kunst bleiben, als sie den Diskant singen können? Werden sie nicht nachher sagen, wenn sie zu gemeinen Schauspielern heranwachsen (wie sehr zu vermuten ist, wenn sie sich auf nichts Bessers stützen), daß ihre Komödienschreiber unrecht tun, sie gegen ihre eigne Zukunft deklamieren zu lassen?
    Rosenkranz
. Wahrhaftig, es hat an beiden Seiten viel zu tun gegeben, und das Volk macht sich kein Gewissen daraus, sie zum Streit aufzuhetzen. Eine Zeitlang war kein Geld mit einem Stück zu gewinnen, wenn Dichter und Schauspieler sich nicht darin mit ihren Gegnern herumzausten.
    Hamlet
. Ist es möglich?
    Güldenstern
. Oh, sie haben sich gewaltig die Köpfe zerschlagen.
    Hamlet
. Tragen die Kinder den Sieg davon?
    Rosenkranz
. Allerdings, gnädiger Herr, den Herkules und seine Last obendrein.
    Hamlet
. Es ist nicht sehr zu verwundern; denn mein Oheim ist König von Dänemark, und eben die, welche ihm Gesichter zogen, solange mein Vater lebte, geben zwanzig, vierzig, funfzig bis hundert Dukaten für sein Porträt in Miniatur. Wetter, es liegt hierin etwas Übernatürliches, wenn die Philosophie es nur ausfindig machen könnte.
    Trompetenstoß hinter der Szene.
    Güldenstern
. Da sind die Schauspieler.
    Hamlet
. Liebe Herren, ihr seid willkommen zu Helsingör. Gebt mir eure Hände. Wohlan! Manieren und Komplimente sind das Zubehör der Bewillkommnung. Laßt mich euch auf diese Weise begrüßen, damit nicht mein Benehmen gegen die Schauspieler (das, sag’ ich euch, sich äußerlich gut ausnehmen muß) einem Empfang ähnlicher sähe, als der eurige. Ihr seid willkommen, aber mein Oheim- Vater und meine Tante-Mutter irren sich.
    Güldenstern
. Worin, mein teurer Prinz?
    Hamlet
. Ich bin nur toll bei Nordnordwest: wenn der Wind südlich ist, kann ich einen Kirchturm von einem Leuchtenpfahl unterscheiden.
    Polonius kommt.
    Polonius
. Es gehe euch wohl, meine Herren!
    Hamlet
. Hört, Güldenstern! – und Ihr auch – an jedem Ohr ein Hörer: der große Säugling, den ihr da seht, ist noch nicht aus den Kinderwindeln.
    Rosenkranz
. Vielleicht ist er zum zweitenmal hineingekommen, denn man sagt, alte Leute werden wieder Kinder.
    Hamlet
. Ich prophezeie, daß er kommt, um mir von den Schauspielern zu sagen. Gebt acht! – Ganz richtig, Herr, am Montag Morgen, da war es eben.
    Polonius
. Gnädiger Herr, ich habe Euch Neuigkeiten zu melden.
    Hamlet
. Gnädiger Herr, ich habe Euch Neuigkeiten zu melden. – Als Roscius ein Schauspieler zu Rom war –
    Polonius
. Die Schauspieler sind hergekommen, gnädiger Herr.
    Hamlet
. Lirum, larum.
    Polonius
. Auf meine Ehre –
    Hamlet
. »Auf seinem Es’lein jeder kam« –
    Polonius
. Die besten Schauspieler in der Welt, sei es für Tragödie, Komödie, Historie, Pastorale, Pastoral-Komödie, Historiko-Pastorale, Tragiko-Historie, Tragiko-Komiko-Historiko-Pastorale, für unteilbare Handlung oder fortgehendes Gedicht. Seneca kann für sie nicht zu traurig, noch Plautus zu lustig sein. Für das Aufgeschriebne und für den Stegreif haben sie ihresgleichen nicht.
    Hamlet
.
    »O Jephtha, Richter Israels« –
    Welchen Schatz hattest du?
    Polonius
.
    Welchen Schatz hatte er, gnädiger Herr?
    Hamlet
. Nun:
    »Hätt’ ein schön Töchterlein, nicht mehr,
    Die liebt’ er aus der Maßen sehr.«
    Polonius
beiseit. Immer meine Tochter!
    Hamlet
. Habe ich nicht recht, alter Jephtha?
    Polonius
. Wenn Ihr mich Jephtha nennt, gnädiger Herr, so habe ich eine Tochter, die ich aus der Maßen sehr liebe.
    Hamlet
. Nein, das folgt nicht.
    Polonius
. Was folgt dann, gnädiger Herr?
    Hamlet
. Ei,
    »Wie das Los fiel,
    Nach Gottes Will«,
    Und dann wißt Ihr:
    »Hierauf geschah’s,
    Wie zu vermuten was« –
    Aber Ihr könnt das im

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