Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
ist gut.
    Erster Schauspieler
.
    »Wie barfuß sie umherlief und den Flammen
    Mit Tränengüssen drohte; einen Lappen
    Auf diesem Haupte, wo das Diadem
    Vor kurzem stand; und an Gewandes Statt
    Um die von Weh’n erschöpften magern Weichen
    Ein Laken, in des Schreckens Hast ergriffen:
    Wer das gesehn, mit gift’gem Schelten hätte
    Der an Fortunen Hochverrat verübt.
    Doch wenn die Götter selbst sie da gesehn,
    Als sie den Pyrrhus argen Hohn sah treiben,
    Zerfetzend mit dem Schwert des Gatten Leib:
    Der erste Ausbruch ihres Schreies hätte
    (Ist ihnen Sterbliches nicht gänzlich fremd)
    Des Himmels glüh’nde Augen taun gemacht
    Und Götter Mitleid fühlen.«
    Polonius
. Seht doch, hat er nicht die Farbe verändert, und Tränen in den Augen! – Bitte, halt’ inne!
    Hamlet
. Es ist gut, du sollst mir das Übrige nächstens hersagen. – Lieber Herr, wollt Ihr für die Bewirtung der Schauspieler sorgen? Hört Ihr, laßt sie gut behandeln, denn sie sind der Spiegel und die abgekürzte Chronik des Zeitalters. Es wäre Euch besser, nach dem Tode eine schlechte Grabschrift zu haben, als üble Nachrede von ihnen, solange Ihr lebt.
    Polonius
. Gnädiger Herr, ich will sie nach ihrem Verdienst behandeln!
    Hamlet
. Potz Wetter, Mann, viel besser! Behandelt jeden Menschen nach seinem Verdienst, und wer ist vor Schlägen sicher? Behandelt sie nach Eurer eignen Ehre und Würdigkeit: je weniger sie verdienen, desto mehr Verdienst hat Eure Güte. Nehmt sie mit!
    Polonius
. Kommt, ihr Herren!
    Hamlet
. Folgt ihm, meine Freunde: morgen soll ein Stück aufgeführt werden. – Höre, alter Freund, könnt ihr die Ermordung Gonzagos spielen?
    Erster Schauspieler
. Ja, gnädiger Herr.
    Hamlet
. Gebt uns das morgen abend! Ihr könntet im Notfall eine Rede von ein Dutzend Zeilen auswendig lernen, die ich abfassen und einrücken möchte? Nicht wahr?
    Erster Schauspieler
. Ja, gnädiger Herr.
    Hamlet
. Sehr wohl. – Folgt dem Herrn, und daß ihr euch nicht über ihn lustig macht!
    Polonius und die Schauspieler ab.
    Meine guten Freunde, ich beurlaube mich von euch bis abends: ihr seid willkommen zu Helsingör!
    Rosenkranz
und
Güldenstern
. Sehr wohl, gnädiger Herr.
    Rosenkranz und Güldenstern ab.
    Hamlet
.
    Nun, Gott geleit’ euch. – Jetzt bin ich allein,
    Oh, welch ein Schurk’ und niedrer Sklav’ bin ich!
    Ist’s nicht erstaunlich, daß der Spieler hier
    Bei einer bloßen Dichtung, einem Traum
    Der Leidenschaft, vermochte seine Seele
    Nach eignen Vorstellungen so zu zwingen,
    Daß sein Gesicht von ihrer Regung blaßte,
    Sein Auge naß, Bestürzung in den Mienen,
    Gebrochne Stimm’, und seine ganze Haltung
    Gefügt nach seinem Sinn? Und alles das um nichts!
    Um Hekuba!
    Was ist ihm Hekuba, was ist er ihr,
    Daß er um sie soll weinen? Hätte er
    Das Merkwort und den Ruf zur Leidenschaft
    Wie ich: was würd’ er tun? Die Bühn’ in Tränen
    Ertränken, und das allgemeine Ohr
    Mit grauser Red’ erschüttern; bis zum Wahnwitz
    Den Schuld’gen treiben, und den Freien schrecken,
    Unwissende verwirren, ja betäuben
    Die Fassungskraft des Auges und des Ohrs.
    Und ich,
    Ein blöder, schwachgemuter Schurke, schleiche
    Wie Hans der Träumer, meiner Sache fremd,
    Und kann nichts sagen, nicht für einen König,
    An dessen Eigentum und teurem Leben
    Verdammter Raub geschah. Bin ich ’ne Memme?
    Wer nennt mich Schelm? Bricht mir den Kopf entzwei?
    Rauft mir den Bart und wirft ihn mir ins Antlitz?
    Zwickt an der Nase mich? und straft mich Lügen
    Tief in den Hals hinein? Wer tut mir dies?
    Ha! nähm’ ich’s eben doch. – Es ist nicht anders:
    Ich hege Taubenmut, mir fehlt’s an Galle,
    Die bitter macht den Druck, sonst hätt’ ich längst
    Des Himmels Gei’r gemästet mit dem Aas
    Des Sklaven. Blut’ger, kupplerischer Bube!
    Fühlloser, falscher, geiler, schnöder Bube! –
    Ha, welch ein Esel bin ich! Trefflich brav,
    Daß ich, der Sohn von einem teuren Vater,
    Der mir ermordet ward, von Höll’ und Himmel
    Zur Rache angespornt, mit Worten nur,
    Wie eine Hure, muß mein Herz entladen,
    Und mich aufs Fluchen legen, wie ein Weibsbild,
    Wie eine Küchenmagd!
    Pfui drüber! Frisch ans Werk, mein Kopf! Hum, hum!
    Ich hab’ gehört, daß schuldige Geschöpfe,
    Bei einem Schauspiel sitzend, durch die Kunst
    Der Bühne so getroffen worden sind
    Im innersten Gemüt, daß sie sogleich
    Zu ihren Missetaten sich bekannt:
    Denn Mord, hat er schon keine Zunge, spricht
    Mit wundervollen Stimmen. Sie sollen was
    Wie die Ermordung meines

Weitere Kostenlose Bücher