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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ersten Abschnitt des Weihnachtsliedes weiter nachsehn; denn seht, da kommen die Abkürzer meines Gesprächs.
    Vier oder fünf Schauspieler kommen.
    Seid willkommen, ihr Herren! willkommen alle! – Ich freue mich, dich wohl zu sehn. – Willkommen, meine guten Freunde! – Ach, alter Freund, wie ist dein Gesicht betroddelt, seit ich dich zuletzt sah! Du wirst doch hoffentlich nicht in den Bart murmeln? – Ei, meine schöne junge Dame! Bei unsrer Frauen, Fräulein, Ihr seid dem Himmel um die Höhe eines Absatzes näher gerückt, seit ich Euch zuletzt sah. Gebe Gott, daß Eure Stimme nicht wie ein abgenutztes Goldstück den hellen Klang verloren haben mag! – Willkommen alle, ihr Herrn! Wir wollen frisch daran, wie französische Falkeniere auf alles losfliegen, was uns vorkommt. Gleich etwas vorgestellt! Laßt uns eine Probe eurer Kunst sehen. Wohlan! eine pathetische Rede!
    Erster Schauspieler
. Welche Rede, mein wertester Prinz?
    Hamlet
. Ich hörte dich einmal eine Rede vortragen – – aber sie ist niemals aufgeführt, oder wenn es geschah, nicht mehr als einmal; denn ich erinnre mich, das Stück gefiel dem goßen Haufen nicht, es war Kaviar für das Volk. Aber es war, wie ich es nahm, und andre, deren Urteil in solchen Dingen den Rang über dem meinigen behauptete, ein vortreffliches Stück: in seinen Szenen wohlgeordnet und mit ebenso viel Bescheidenheit als Verstand abgefaßt. Ich erinnre mich, daß jemand sagte, es sei kein Salz und Pfeffer in den Zeilen, um den Sinn zu würzen, und kein Sinn in dem Ausdrucke, der an dem Verfasser Ziererei verraten könnte, sondern er nannte es eine schlichte Manier, so gesund als angenehm, und ungleich mehr schön als geschmückt. Eine Rede darin liebte ich vorzüglich: es war des Äneas Erzählung an Dido; besonders da herum, wo er von der Ermordung Priams spricht. Wenn Ihr sie im Gedächtnisse habt, so fangt bei dieser Zeile an: – Laßt sehn, laßt sehn –
    »Der rauhe Pyrrhus, gleich Hyrkaniens Leu’n« –
    nein, ich irre mich; aber es fängt mit »Pyrrhus« an.
    »Der rauhe Pyrrhus, er, des düstre Waffen,
    Schwarz wie sein Vorsatz, glichen jener Nacht,
    Wo er sich barg im unglückschwangern Roß,
    Hat jetzt die furchtbare Gestalt beschmiert
    Mit grauserer Heraldik: rote Farbe
    Ist er von Haupt zu Fuß; scheußlich geschmückt
    Mit Blut der Väter, Mütter, Töchter, Söhne,
    Gedörrt und klebend durch der Straßen Glut,
    Die grausames, verfluchtes Licht verleihn
    Zu ihres Herrn Mord. Heiß von Zorn und Feuer,
    Bestrichen mit verdicktem Blut, mit Augen,
    Karfunkeln gleichend, sucht der höllische Pyrrhus
    Altvater Priamus« –
    Fahrt nun so fort!
    Polonius
.
    Bei Gott, mein Prinz, wohl vorgetragen: mit gutem
    Ton und gutem Anstande.
    Erster Schauspieler
.
    »Er find’t alsbald ihn,
    Wie er den Feind verfehlt: sein altes Schwert
    Gehorcht nicht seinem Arm; liegt, wo es fällt,
    Unachtsam des Befehls. Ungleich gepaart
    Stürzt Pyrrhus auf den Priam, holt weit aus:
    Doch bloß vom Sausen seines grimmen Schwertes
    Fällt der entnervte Vater. Ilium
    Schien, leblos, dennoch diesen Streich zu fühlen;
    Es bückt sein Flammengipfel sich hinab,
    Bis auf den Grund, und nimmt mit furchtbar’m Krachen
    Gefangen Pyrrhus’ Ohr: denn seht, sein Schwert,
    Das schon sich senkt auf des ehrwürd’gen Priam
    Milchweißes Haupt, schien in der Luft gehemmt.
    So stand er, ein gemalter Wüt’rich, da,
    Und, wie parteilos zwischen Kraft und Willen,
    Tat nichts.
    Doch wie wir oftmals sehn, vor einem Sturm,
    Ein Schweigen in den Himmeln, still die Wolken,
    Die Winde sprachlos, und der Erdball drunten
    Dumpf wie der Tod – mit eins zerreißt die Luft
    Der grause Donner: so, nach Pyrrhus’ Säumnis,
    Treibt ihn erweckte Rach’ aufs neu’ zum Werk;
    Und niemals trafen der Zyklopen Hammer
    Die Rüstung Mars’, gestählt für ew’ge Dauer,
    Fühlloser als des Pyrrhus blut’ges Schwert
    Jetzt fällt auf Priamus. –
    Pfui, Metze du, Fortuna! All ihr Götter
    Im großen Rat, nehmt ihre Macht hinweg;
    Brecht alle Speichen, Felgen ihres Rades,
    Die runde Nabe rollt vom Himmelsberg
    Hinunter bis zur Hölle!«
    Polonius
. Das ist zu lang.
    Hamlet
. Er soll mit Eurem Barte zum Balbier. – Ich bitte dich, weiter! Er mag gern eine Posse oder eine Zotengeschichte, sonst schläft er. Sprich weiter, komm auf Hekuba!
    Erster Schauspieler
.
    »Doch wer, o Jammer!
    Die schlotterichte Königin gesehn –«
    Hamlet
.
    Die schlotterichte Königin?
    Polonius
.
    Das ist gut; »schlotterichte Königin«

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