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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ich nähme ebenso gern ihre Aussteuer mit der Bedingung, alle Morgen am Pranger gestäupt zu werden.
    Hortensio
. Ja, wie Ihr sagt; unter faulen Äpfeln gibt’s nicht viel Wahl. Aber wohlan, da dieser Querstrich uns zu Freunden gemacht, so laßt uns auch so lange freundschaftlich zusammenhalten, bis wir Baptistas ältester Tochter zu einem Mann verholfen, und dadurch die jüngste für einen Mann frei gemacht haben; und dann wieder frisch daran! – Liebste Bianca! Wer das Glück hat, führt die Braut heim, wer am schnellsten reitet, sticht den Ring. Was meint Ihr, Signor Gremio? –
    Gremio
. Ich bin’s zufrieden, und ich wollte, ich hätte dem schon das beste Pferd in Padua geschenkt, um damit auf die Freite zu reiten, der sie tüchtig frein, nehmen und zähmen wollte, und das Haus von ihr befreien. Kommt, laßt uns gehen!
    Gremio und Hortensio ab.
    Tranio
.
    Ich bitt’ Euch, sagt mir, Herr, ist es denn möglich?
    Kann so geschwind die Lieb’ in Bande schlagen? –
    Lucentio
.
    O Tranio, bis ich’s an mir selbst erfahren,
    Hielt ich es nie für möglich, noch zu glauben:
    Doch sieh, weil ich hier müßig stand und schaute,
    Fand ich die Kraft der Lieb’ in Müßiggang.
    Und nun gesteh’ ich’s ehrlich offen dir,
    Der du verschwiegen mir und teuer bist,
    Wie Anna war der Königin Karthagos, –
    Tranio! ich schmacht’, ich brenn’, ich sterbe, Tranio,
    Wird nicht das sanfte Kind mir anvermählt.
    Rate mir, Tranio! denn ich weiß, du kannst es,
    Hilf mir, o Tranio! denn ich weiß, du willst es.
    Tranio
.
    Mein junger Herr, jetzt ist nicht Zeit zu schelten,
    Verliebte Neigung schmält man nicht hinweg.
    Hat Lieb’ Euch unterjocht, so steht es so:
    »Redime te captum quam queas minimo.«
    Lucentio
.
    Hab’ Dank, mein Bursch; nur weiter; dies vergnügt;
    Trost sprichst du mir, ersprießlich ist dein Rat.
    Tranio
.
    Ihr wart im Anschaun so verloren, Herr,
    Und habt wohl kaum das Wichtigste bemerkt? –
    Lucentio
.
    O ja! Ich sah von holdem Liebreiz strahlen
    Ihr Antlitz, wie Agenors Tochter einst,
    Als Jupiter, gezähmt von ihrer Hand,
    Mit seinen Knieen küßte Kretas Strand.
    Tranio
.
    Bemerktet Ihr nur das? Nicht, wie die Schwester
    Zu schmähn begann und solchen Sturm erregte,
    Daß kaum ein menschlich Ohr den Lärm ertrug? –
    Lucentio
.
    Ich sah sie öffnen die Korallenlippen,
    Und wie ihr Hauch die Luft umher durchwürzte:
    Lieblich und süß war alles, was ich sah.
    Tranio
.
    Ei, nun wird’s Zeit, ihn aus dem Traum zu schütteln.
    Erwacht doch, Herr! Wenn Ihr das Mädchen liebt,
    So denkt sie zu gewinnen! Also steht’s: –
    Die ältste Schwester ist so bös und wild,
    Daß, bis der Vater sie hat losgeschlagen,
    Eu’r Liebchen unvermählt zu Hause bleibt.
    Und darum hat er eng sie eingesperrt,
    Damit kein Freier sie beläst’gen soll.
    Lucentio
.
    Ach, Tranio! Wie so grausam ist der Vater!
    Doch hast du nicht gemerkt, wie er gesonnen,
    Ihr hochverständ’ge Lehrer zuzuführen? –
    Tranio
.
    Das hört’ ich, Herr, und fertig ist mein Plan.
    Lucentio
.
    Tranio, nun hab’ ich’s! –
    Tranio
.
    Lieber Herr, halbpart! –
    Denn unsre List, merk’ ich, beut sich die Hand.
    Lucentio
.
    Sag deine erst!
    Tranio
.
    Ihr wollt Hauslehrer sein,
    Und Euch zum Unterricht der Liebsten melden;
    War es nicht so? –
    Lucentio
.
    So war’s. Und geht es an? –
    Tranio
.
    Unmöglich geht’s. Wer sollte denn, statt Eurer,
    Vincentios Sohn vorstellen hier in Padua?
    Haushalten, Studien treiben, Freunde sehn,
    Die Landsmannschaft besuchen und traktieren? –
    Lucentio
.
    Basta! Sei still, mein Plan ist ganz geschlossen.
    Man hat in keinem Haus uns noch gesehn,
    Und niemand unterscheidet am Gesicht,
    Wer Herr, wer Diener ist; und daraus folgt:
    Du sollst an meiner Statt als Herr gebieten,
    Statt meiner Haus und Staat und Leute halten;
    Ich will ein andrer sein, ein Reisender
    Aus Florenz, aus Neapel oder Pisa.
    Geschmiedet ist’s. Gleich, Tranio, laß uns tauschen:
    Nimm meinen Federhut und Mantel hier:
    Sobald Biondello kommt, bedient er dich;
    Doch erst mach’ ich ihn stumm, daß er nicht schwatzt.
    Sie tauschen die Kleider.
    Tranio
.
    So muß es sein.
    In Summa, Herr, da es Euch so gefällt,
    Und meine Pflicht es ist, Euch zu gehorchen
    (Denn das gebot Eu’r Vater mir beim Abschied:
    »Sei meinem Sohne stets zu Dienst«, so sprach er,
    – Wiewohl ich glaube, daß er’s so nicht meinte),
    Geb’ ich Euch nach und will Lucentio sein,
    Weil ich mit treuem Sinn Lucentio liebe.
    Lucentio
.
    So sei es, Tranio,

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