Sämtliche Dramen
auf die Seite.
Baptista
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Nein, werte Herren, drängt mich ferner nicht,
Denn was ich fest beschlossen, wißt ihr jetzt:
Das heißt, mein jüngres Kind nicht zu vermählen,
Eh’ ich der Ältsten einen Mann geschafft.
Liebt einer von euch beiden Katharinen
(Denn beide kenn’ ich wohl, und will euch wohl),
So steht’s euch frei, nach Lust um sie zu frein.
Gremio
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Befreit mich von dem Frein, sie ist zu rauh.
Da, nehmt, Hortensio! Braucht Ihr was von Frau? –
Katharina
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Ich bitt’ Euch, Vater, ist’s Eu’r Wille so,
Mich auszuhökern allen diesen Kunden?
Hortensio
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Kunden, mein Kind? Dich sucht als Kundschaft keiner,
Du mußt erst neue, sanftre Form verkünden.
Katharina
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Ei, laßt Euch drum nicht graue Haare wachsen:
Ihr seid noch meilenweit von ihrem Herzen:
Und hättet Ihr’s, gewiß sie sorgte schon,
Den Schopf Euch mit dreibein’gem Stuhl zu bürsten,
Und schminkt’ Euch das Gesicht wie den Hanswürsten.
Hortensio
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Vor solchen Teufeln, lieber Gott, bewahr’ uns!
Gremio
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Mich auch, du lieber Gott!
Tranio
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Seht, junger Herr, was hier sich für ein Spaß weist!
Die Dirn’ ist toll, wo nicht, gewaltig nas’weis.
Lucentio
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Doch sieh, wie in der andern sanftem Schweigen
Sich jungfräuliche Mild’ und Demut zeigen.
Tranio
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Gut, junger Herr! Mum! Gafft Euch nur recht satt!
Baptista
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Ihr, meine Herren, damit ich gleich erfülle,
Was ich gesagt, – geh, Bianca, nun hinein!
Und laß dich’s nicht betrüben, gute Bianca,
Denn du bist mir deshalb nicht minder lieb.
Katharina
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Ein zierlich Püppchen! Lieber gar geheult,
Wüßtest du nur, warum?
Bianca
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Vergnüg’ dich nur an meinem Mißvergnügen! –
Herr, Eurem Willen fug’ ich mich in Demut,
Gesellschaft sei’n mir meine Laut’ und Bucher,
Durch Lesen und Musik mich zu erheitern.
Lucentio
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O Tranio! Hörst du nicht Minerva sprechen?
Hortensio
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Wollt Ihr so wunderlich verfahren, Herr? –
Es dauert mich, daß Bianca leiden muß
Durch unsre Liebe. –
Gremio
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Was! Ihr sperrt sie ein,
Signor Baptist, um diesen höll’schen Teufel,
Und straft der andern böse Zung’ an ihr?
Baptista
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Ihr Herrn, beruhigt euch, ich bin entschlossen.
Geh nur, mein Kind!
Bianca geht.
Und weil ich weiß, sie hab’ am meisten Freude
An Poesie, Musik und Instrumenten,
Will ich Lehrmeister mir im Hause halten
Zur Bildung ihrer Jugend. Ihr, Hortensio,
Und Signor Gremio, wißt ihr irgendeinen,
So schickt ihn zu mir, denn gelehrten Männern
Erzeig’ ich Freundlichkeit und spare nichts,
Recht sorgsam meine Kinder zu erziehn.
Und so lebt wohl! Du, Katharina, bleibe:
Ich habe mehr mit Bianca noch zu reden.
Ab.
Katharina
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Meint Ihr? Nun, ich denk’, ich geh’ wohl auch. Ei seht doch!
Was! Wollt Ihr mir die Zeit vorschreiben? Weiß ich denn
Nicht selber, was ich tun und lassen soll? Ha! –
Ab.
Gremio
. Geh du nur zu des Teufels Großmutter! – Deine Talente sind so herrlich, daß keiner dich hier zu halten begehrt! – Der beiden Liebe ist nicht so groß, Hortensio, daß wir ihretwegen nicht immer stehn und auf unsre Nägel blasen und passen mögen; unser Kuchen ist noch zäh auf beiden Seiten. Lebt wohl, aber aus Liebe zu meiner holden Bianca will ich doch, wenn ich’s irgend wo vermag, einen geschickten Mann finden, der ihr Unterricht erteilen kann in dem, was sie erfreut, und ihn zu ihrem Vater senden.
Hortensio
. Das will ich auch, Signor Gremio. Aber noch ein Wort, ich bitte Euch! – Obgleich unsre Mißhelligkeit bisher keine Verabredung unter uns gestattet hat, so laßt uns jetzt nach besserm Rat bedenken, daß uns beiden daran gelegen sei, – damit wir wieder Zutritt zu unserer schönen Gebieterin erhalten, und glückliche Nebenbuhler in Biancas Liebe werden können, – vornehmlich eine Sache zu betreiben und zustande zu bringen.
Gremio
. Welche wäre das, ich bitte Euch? –
Hortensio
. Ei nun, ihrer Schwester einen Mann zu schaffen.
Gremio
. Einen Mann? Einen Teufel! –
Hortensio
. Ich sage, einen Mann.
Gremio
. Ich sage, einen Teufel. Meinst du denn, Hortensio, daß, obgleich ihr Vater sehr reich ist, jemand so sehr verrückt sein sollte, die Hölle heiraten zu wollen? –
Hortensio
. Geht doch, Gremio! Wenn es gleich Eure und meine Geduld übersteigt, ihr lautes Toben zu ertragen, so gibt’s doch gutgesinnte Leute, liebster Freund (wenn sie nur zu finden wären), die sie mit allen ihren Fehlern und dem Gelde obendrein wohl nehmen würden.
Gremio
. Das mag sein: aber
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