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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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der Visor ist ein ausgemachter Schelm, soviel ich weiß.
    David
. Ich gestehe Euer Edlen zu, daß er ein Schelm ist, Herr; aber da sei Gott vor, Herr, daß ein Schelm nicht auf die Fürsprache eines Freundes einige Unterstützung finden sollte. Ein ehrlicher Mann, Herr, kann für sich selbst sprechen, wenn ein Schelm es nicht kann. Ich habe Euer Edlen treulich seit acht Jahren gedient, Herr; und wenn ich nicht ein oder ein paar Mal in einem Vierteljahr einem Schelm gegen einen ehrlichen Mann durchhelfen kann, so habe ich auch gar zu wenig Kredit bei Euer Edlen. Der Schelm ist mein ehrlicher Freund, Herr, darum bitte ich Euer Edlen, laßt ihm Unterstützung angedeihen!
    Schaal
. Gib dich zufrieden, ich sage, ihm soll nichts geschehen. Sieh nach allem!
    David ab.
    Wo seid Ihr, Sir John? Kommt, die Stiefeln abgelegt! Gebt mir die Hand, Meister Bardolph!
    Bardolph
. Ich freue mich, Euer Edlen zu sehn.
    Schaal
. Ich danke dir von ganzem Herzen, mein lieber Meister Bardolph; – Zu dem Pagen. und willkommen, mein starker Mann! Kommt, Sir John! Schaal ab.
    Falstaff
. Ich komme nach, lieber Herr Robert Schaal. Bardolph, sieh nach unsern Pferden!
    Bardolph und Page ab.
    Wenn ich in Portionen gesägt würde, so könnte man vier Dutzend solcher bärtigen Klausnerstöcke aus mir machen, wie Meister Schaal. Es ist ein wunderliches Ding, den gegenseitigen Zusammenhang zwischen dem Geist seiner Leute und dem seinigen zu sehn: sie, indem sie ihn beobachten, betragen sich wie alberne Friedensrichter; er wird durch den Umgang mit ihnen in einen friedensrichterlichen Bedienten verwandelt; ihr Wesen ist durch den geselligen Verkehr so miteinander vermählt, daß sie sich immer einträchtig zusammenhalten wie ein Haufen wilder Gänse. Hätte ich ein Gesuch bei Meister Schaal, so wollte ich seine Leute damit guter Laune machen, daß ich ihnen Ähnlichkeit mit ihrem Herrn zuschriebe; bei seinen Leuten, so wollte ich Meister Schaal damit kitzeln, daß niemand seinen Bedienten besser zu befehlen wisse. Es ist gewiß, sowohl weises Betragen als einfältige Aufführung nimmt einer vom andern an, wie Krankheiten anstecken: deswegen mag sich jeder mit seiner Gesellschaft vorsehen. Ich will aus diesem Schaal Stoff genug ziehn, um Prinz Heinrich in beständigem Gelächter zu erhalten, sechs neue Moden hindurch, was so lange dauert als vier Gerichtstermine, oder zwei Schuldklagen, und er soll ohne Intervallum lachen. Oh, es ist viel, daß eine Lüge mit einem leichten Schwur und ein Spaß mit einer gerunzelten Stirn bei einem Burschen, der niemals Schulternweh gefühlt hat, ihrer Sachen gewiß sind! Oh, ihr sollt ihn lachen sehn, bis sein Gesicht aussieht wie ein nasser, schlecht zusammengefalteter Mantel.
    Schaal
draußen. Sir John!
    Falstaff
. Ich komme, Herr Schaal! Ich komme, Herr Schaal!
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Westminster. Ein Zimmer im Palast.
    Warwick und der Oberrichter treten auf.
    Warwick
.
    Wie nun, Herr Oberrichter? Wo hinaus?
    Oberrichter
.
    Wie geht’s dem König?
    Warwick
.
    Ausnehmend gut, sein Sorgen hat ein Ende.
    Oberrichter
.
    Nicht tot, hoff’ ich.
    Warwick
.
    Er ging des Fleisches Weg,
    Und unsrer Weise nach lebt er nicht mehr.
    Oberrichter
.
    Daß Seine Majestät mich mitgenommen hätte!
    Der Dienst, den ich ihm treulich tat im Leben,
    Läßt jeder Kränkung nun mich bloßgestellt.
    Warwick
.
    Der junge König, denk’ ich, liebt Euch nicht.
    Oberrichter
.
    Ich weiß, daß er’s nicht tut, und waffne mich,
    Der neuen Zeit Bewandtnis zu begrüßen,
    Die scheußlicher auf mich nicht blicken kann,
    Als meine Phantasei sie vorgestellt.
    Prinz Johann, Prinz Humphrey, Clarence, Westmoreland und andre.
    Warwick
.
    Da kommt des toten Heinrichs trauriges Geschlecht.
    O hätte doch der Heinrich, welcher lebt,
    Die Sinnesart des schlechtsten der drei Herren!
    Wie manchem Edlen bliebe dann sein Platz,
    Der niedern Geistern muß die Segel streichen!
    Oberrichter
.
    Ach! Alles, fürcht’ ich, wird zu Grunde gehn.
    Prinz Johann
.
    Guten Morgen, Vetter Warwick!
    Prinz Humphrey
und
Clarence
.
    Guten Morgen, Vetter!
    Prinz Johann
.
    Wir haben, scheint’s, die Sprache ganz vergessen.
    Warwick
.
    Sie ist uns noch im Sinn, doch unser Vorwurf
    Ist zu betrübt, viel Reden zu gestatten.
    Prinz Johann
.
    Wohl, Frieden ihm, der uns betrübt gemacht!
    Oberrichter
.
    Uns Frieden, daß wir nicht betrübter werden!
    Prinz Humphrey
.
    O bester Lord, Euch starb ein Freund, fürwahr;
    Ich schwöre drauf, Ihr borgt nicht diese Miene
    Scheinbaren Leids:

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