Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Würde
    Hält ein so schwacher Wind vom Fallen ab,
    Daß sie bald sinken muß; mein Tag ist trübe.
    Du stahlst mir das, was nur nach wenig Stunden
    Dein ohne Schuld war, und bei meinem Tod
    Hast du mir die Erwartung noch besiegelt:
    Dein Leben zeigte, daß du mich nicht liebtest,
    Und du willst, daß ich des versichert sterbe.
    In deinem Sinne birgst du tausend Dolche,
    Die du am Felsenherzen dir gewetzt,
    Ein Stündchen meines Lebens zu ermorden.
    Wie? Kannst du nicht ein Stündchen auf mich warten?
    So mach’ dich fort und grabe selbst mein Grab,
    Heiß’ deinem Ohr die frohen Glocken tönen,
    Daß du gekrönt wirst, nicht daß ich gestorben!
    Die Tränen, die den Sarg betaun mir sollten,
    Laß Balsamtropfen sein, dein Haupt zu weihen;
    Mich mische nur mit dem vergeßnen Staub,
    Gib das den Würmern, was dir Leben gab!
    Setz’ meine Diener ab, brich meine Schlüsse,
    Nun ist die Zeit da, aller Form zu spotten:
    Heinrich der Fünfte ist gekrönt! – Wohlauf,
    Ihr Eitelkeiten! Nieder, Königswürde!
    Ihr weisen Räte, macht euch alle fort!
    Und nun versammelt euch an Englands Hof
    Von jeder Gegend, Affen eitlen Tands!
    Nun, Grenznachbarn, schafft euren Abschaum weg!
    Habt ihr ’nen Wüstling, welcher flucht, zecht, tanzt,
    Die Nächte schwärmt, raubt, mordet und verübt
    Die ältsten Sünden auf die neuste Art:
    Seid glücklich, er belästigt euch nicht mehr,
    England wird zwiefach seine Schuld vergolden,
    England wird Amt ihm geben, Ehre, Macht:
    Der fünfte Heinrich nimmt gezähmter Frechheit
    Des Zwanges Maulkorb, und das wilde Tier
    Wird seinen Zahn an jeder Unschuld weiden.
    O armes Reich du, krank von Bürgerstreichen!
    Wenn deinen Unfug nicht mein Sorgen hemmte,
    Was wirst du tun, wenn Unfug für dich sorgt!
    Oh, du wirst wieder eine Wildnis werden,
    Besetzt von Wölfen, deinen alten Bürgern!
    Prinz Heinrich
knieend.
    Mein Fürst, verzeiht mir! Wären nicht die Tränen
    Die feuchten Hindernisse meiner Rede,
    So hätt’ ich vorgebaut der harten Rüge,
    Eh’ Ihr mit Gram gered’t und ich so weit
    Den Lauf davon gehört. Hier ist die Krone,
    Und er, der seine Kron’ unsterblich trägt,
    Erhalte lang’ sie Euch! Wünsch’ ich sie mehr
    Als Eure Ehre und als Euren Ruhm,
    So mög’ ich nie von dem Gehorsam aufstehn,
    Den treuster, innerlich ergebner Sinn
    Mich lehrt, der unterwürf’gen äußern Biegung!
    Der Himmel sei mein Zeuge, wie ich kam
    Und keinen Odem fand in Eurer Majestät,
    Wie es mein Herz betroffen! Wenn ich heuchle,
    O mög’ ich in der jetz’gen Wildheit sterben
    Und der ungläub’gen Welt den edlen Tausch,
    Den ich mir vorgesetzt, nie dartun können!
    Zu Euch hier kommend, denkend, Ihr seid tot,
    Und tot beinah’, zu denken, daß Ihr’s wart,
    Sprach ich zur Kron’, als hätte sie Gefühl,
    Und schalt sie so: »Die Sorge, so dir anhängt,
    Hat meines Vaters Körper aufgezehrt;
    Drum bist du, bestes Gold, von Gold das schlechtste.
    Andres, das wen’ger fein, ist köstlicher,
    Bewahrt in trinkbarer Arznei das Leben;
    Doch du, das feinste, ruhm- und ehrenreichste,
    Verzehrtest deinen Herrn.« So, mein Gebieter,
    Verklagt’ ich sie und setzte sie aufs Haupt,
    Mit ihr als einem Feind, der meinen Vater
    Vor meinem Angesicht ermordet hätte,
    Den Streit des echten Erben auszumachen.
    Doch wenn sie mir das Blut mit Lust erhitzt,
    Geschwellt zu stolzer Hoffart die Gedanken,
    Wenn irgend ein rebell’scher eitler Geist
    In mir, mit des Willkommens kleinster Regung,
    Der Macht derselben gern entgegenkam:
    So halte Gott sie stets vom Haupt mir fern
    Und mache mich zum niedrigsten Vasallen,
    Der voller Schreck und Ehrfurcht vor ihr kniet!
    König Heinrich
.
    O mein Sohn!
    Der Himmel gab dir ein, sie wegzunehmen,
    Daß du des Vaters Liebe mehr gewönnest,
    Da du so weise deine Sache führst.
    Komm her denn, Heinrich, setz’ dich an mein Bett
    Und hör’ den letzten Ratschlag, wie ich glaube,
    Den ich je atmen mag: Gott weiß, mein Sohn,
    Durch welche Nebenschlich’ und krumme Wege
    Ich diese Kron’ erlangt; ich selbst weiß wohl,
    Wie lästig sie auf meinem Haupte saß.
    Dir fällt sie heim nunmehr mit beßrer Ruh’,
    Mit beßrer Meinung, besserer Bestät’gung,
    Denn jeder Flecken der Erlangung geht
    Mit mir ins Grab. An mir erschien sie nur
    Wie eine Ehr’, erhascht mit heft’ger Hand;
    Und viele lebten noch, mir vorzurücken,
    Daß ich durch ihren Beistand sie gewonnen,
    Was täglich Zwist und Blutvergießen schuf,
    Dem vorgegebnen Frieden Wunden schlagend.
    All diese dreisten

Weitere Kostenlose Bücher