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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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sie ist gewiß Eu’r eigen.
    Prinz Johann
.
    Weiß keiner gleich, wie er in Gunst wird stehn,
    Euch bleibt die kälteste Erwartung doch.
    Es tut mir leid, ich wollt’, es wäre anders.
    Clarence
.
    Ja wohl, nun müßt Ihr Sir John Falstaff schmeicheln,
    Und das schwimmt gegen Eurer Würde Strom.
    Oberrichter
.
    In Ehren tat ich alles, werte Prinzen,
    Gelenkt von unparteiischem Gemüt;
    Und niemals sollt ihr sehen, daß ich bettle
    Um eitle, schimpfliche Begnadigung. –
    Hilft Redlichkeit mir nicht und offne Unschuld,
    So will ich meinem Herrn, dem König, nach
    Und will ihm melden, wer mich nachgesandt.
    Warwick
.
    Da kommt der Prinz.
    König Heinrich V. tritt auf.
    Oberrichter
.
    Guten Morgen! Gott erhalt’ Euer Majestät!
    König
.
    Dies neue prächt’ge Staatskleid, Majestät,
    Sitzt mir nicht so gemächlich, wie Ihr denkt.
    Brüder, ihr mischt mit ein’ger Furcht die Trauer:
    Dies ist der englische, nicht türk’sche Hof,
    Hier folgt nicht Amurath auf Amurath,
    Auf Heinrich Heinrich. Doch trauert, lieben Brüder;
    Die Wahrheit zu gestehn, es ziemt euch wohl:
    Das Leid erscheint in euch so königlich,
    Daß ich der Sitte ganz mich will ergeben
    Und sie im Herzen tragen. Wohl denn, trauert,
    Doch zieht’s nicht mehr euch an, geliebte Brüder,
    Als eine Last, uns allen auferlegt.
    Was mich betrifft, beim Himmel, seid versichert,
    Ich will euch Vater und auch Bruder sein.
    Gebt eure Lieb’, ich nehme eure Sorgen;
    Doch weint, daß Heinrich tot ist; ich will’s auch.
    Doch Heinrich lebt, der alle diese Tränen
    In so viel Stunden Glücks verwandeln wird.
    Prinz Johann
und
die Übrigen
.
    So hoffen wir’s von Eurer Majestät.
    König
.
    Ihr blickt auf mich befremdet;
    Zum Oberrichter.
    Ihr am meisten.
    Ich denk’, Ihr seid gewiß, ich lieb’ Euch nicht.
    Oberrichter
.
    Ich bin gewiß, wenn man gerecht mich mißt,
    Hat Eure Majestät zum Haß nicht Ursach’.
    König
.
    Nicht? Wie konnt’ ein Prinz von meiner Anwartschaft
    So großen zugefügten Schimpf vergessen?
    Was? Schelten, schmäh’n und hart gefangen setzen
    Den nächsten Erben Englands! War das nichts?
    Läßt sich’s im Lethe waschen und vergessen?
    Oberrichter
.
    Da übt’ ich die Person von Eurem Vater,
    Ich trug an mir das Abbild seiner Macht,
    Und da ich bei Verwaltung des Gesetzes
    Geschäftig war für das gemeine Wesen,
    Gefiel’s Eu’r Hoheit, gänzlich zu vergessen
    Mein Amt und des Gesetzes Majestät,
    Das Bild des Königs, welchen ich vertrat,
    Und schlugt mich, recht auf meinem Richtersitz:
    Worauf, als den Beleid’ger Eures Vaters,
    Ich, kühnlich meines Ansehns mich bedienend,
    Euch in Verhaft nahm. War die Handlung schlecht,
    So wünscht Euch, da Ihr nun die Krone tragt,
    Auch einen Sohn, der Eurer Schlüsse spottet,
    Gerechtigkeit vom ernsten Sitze reißt,
    Den Lauf des Rechtes stürzt und stumpft das Schwert,
    Das Eure Sicherheit und Frieden schirmt;
    Noch mehr, Eu’r hohes Bild mit Füßen tritt
    Und höhnt Eu’r Werk in einem Stellvertreter.
    Fragt Euren hohen Sinn, setzt Euch den Fall:
    Seid nun ein Vater, denkt Euch einen Sohn,
    Hört Eure eigne Würde so entweiht,
    Die furchtbarsten Gesetze keck verachtet,
    Seht so Euch selbst von einem Sohn entwürdigt;
    Dann stellt Euch vor, ich führe Eure Sache
    Und bring’ aus Eurer Vollmacht Euren Sohn
    Gelind zum Schweigen: meinen Spruch erteilt
    Mir nun nach dieser kühlen Überlegung!
    So wahr Ihr König, sprecht nach Eurer Würde:
    Was tat ich wohl, das meinem Amt, Person
    Und Dienstpflicht gegen meinen Herrn mißziemte?
    König
.
    Ihr habt recht, Richter, und erwägt dies wohl.
    Führt denn hinfort die Waagschal’ und das Schwert;
    Und mögen Eure Ehren immer wachsen,
    Bis Ihr’s erlebt, daß Euch ein Sohn von mir
    Beleidigt und gehorchet, wie ich tat.
    Dann werd’ ich meines Vaters Worte sprechen:
    »Beglückt bin ich, solch kühnen Mann zu haben,
    Der Recht an meinem Sohn zu üben wagt.
    Beglückt nicht minder, daß ein Sohn mir ward,
    Der seiner Größe zu des Rechtes Handen
    Sich so entäußert.« – Ihr habt mich gepfändet,
    Darum verpfänd’ ich nun in Eure Hand
    Dies reine Schwert, das Ihr zu führen pflegtet,
    Mit dieser Mahnung: daß Ihr selbes braucht,
    So kühn, gerecht und unpartei’schen Sinns,
    Wie damals wider mich. Hier meine Hand:
    Ihr sollt ein Vater meiner Jugend sein,
    Was Ihr mir einhaucht, soll mein Mund verkünden,
    Und meinen Willen unterwerf’ ich gern
    So wohlerfahr’nen, weisen Anleitungen.
    Und, all ihr Prinzen, glaubt es mir, ich

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