Sämtliche Dramen
spricht leise mit Diomedes.
Troilus
.
Und so vertraulich?
Ulysses
.
Sie spielt Euch jedem auf, beim ersten Anblick.
Thersites
. Und jeder spielt sie vom Blatt, wenn er den Schlüssel weiß; sie ist notiert.
Diomedes
.
Willst du dran denken?
Cressida
.
Dran denken? Ja!
Diomedes
.
Nun gut, vergiß es nicht,
Und laß die Tat zu deinen Worten stimmen!
Troilus
.
Was soll sie nicht vergessen?
Ulysses
.
Lauscht!
Cressida
.
Nicht weiter
Verlocke mich zur Torheit, süßer Grieche!
Thersites
.
O ihr Gesindel!
Diomedes
.
Nun dann, –
Cressida
.
Hör’ mich an!
Diomedes
. Nichts, nichts da; Kinderei! Du hältst nicht Wort.
Cressida
. Wirklich, es geht nicht. Was verlangst du denn?
Thersites
. ’nen Diebesdietrich für geheime Fächer.
Diomedes
. Was hast du zugesagt? Was schwurst du mir?
Cressida
.
Ich bitte dich, besteh nicht auf den Schwur;
Nur das begehre nicht, mein süßer Grieche!
Diomedes
.
Gut’ Nacht!
Troilus
.
O Wut!
Ulysses
.
Still, Troer!
Cressida
.
Diomed –
Diomedes
.
Nein, nicht gut’ Nacht; ich bin dein Narr nicht länger.
Troilus
.
Dein Beßrer muß es sein!
Cressida
.
Ein Wort ins Ohr –
Troilus
.
O Tod und Wahnsinn! –
Ulysses
.
Ihr seid bewegt, Prinz; laßt uns fort, ich bitt’ Euch,
Daß Euer Schmerz sich nicht entladen möge
Zu wüt’ger Tat! Der Ort hier ist gefährlich,
Die Zeit todbringend; ich beschwör’ Euch, kommt!
Troilus
.
Seht nur, o seht!
Ulysses
.
Entfernt Euch, werter Prinz!
Ihr seid dem Wahnsinn nah – kommt, lieber Herr!
Troilus
.
Ich bitt’ dich, bleib’!
Ulysses
.
Ihr habt nicht Fassung, kommt!
Troilus
.
Ich bitt’ Euch, bleibt! Bei Höll’ und Höllenqual,
Ich rede nicht ein Wort.
Diomedes
.
Nun dann, gut’ Nacht!
Cressida
.
Du gehst doch nicht in Zorn?
Troilus
.
Das kümmert dich? –
Verwelkte Treu’!
Ulysses
.
Still, Prinz!
Troilus
.
Beim Jupiter!
Ich schweige.
Cressida
.
Mein Beschützer, – lieber Grieche –
Diomedes
.
Pah! Pah! Lebt wohl! Ihr habt mich nur zum besten!
Cressida
.
Nein, ganz gewiß nicht. Kommt noch einmal her!
Ulysses
.
Ihr schreckt zusammen, Prinz – wollt Ihr nun gehn?
Ihr brecht noch los!
Troilus
.
Sie streicht die Wang’ ihm!
Ulysses
.
Kommt!
Troilus
.
Nein, bleibt! Beim Zeus, ich rede nicht ein Wort!
Geduld hält Wache zwischen meinem Willen
Und aller Kränkung. Bleibt nur noch ein wenig!
Thersites
. Wie der Unzuchtteufel mit dem feisten Bauch und dem Kartoffelfinger die zwei zusammenkitzelt! Siede, Lüderlichkeit, siede!
Diomedes
. So willst du wirklich?
Cressida
. Nun ja, ich will, sonst trau’ mir niemals wieder!
Diomedes
. Gib mir zur Sicherheit ein Unterpfand!
Cressida
. Ich hole dir’s. Cressida geht ab.
Ulysses
.
Ihr schwurt Geduld!
Troilus
.
Seid unbesorgt! Ich will
Ich selbst nicht sein; will mir bewußt nicht werden,
Was ich empfinde; ich bin ganz Geduld.
Cressida kommt zurück.
Thersites
.
Nun kommt das Pfand; jetzt, jetzt, jetzt! –
Cressida
.
Hier, Diomedes, trag’ die Ärmelkrause!
Troilus
.
O Schönheit! Wo ist deine Treu’?
Ulysses
.
Mein Prinz. ...
Troilus
.
Ich will ja ruhig sein; von außen will ich’s.
Cressida
.
Ihr seht die Kraus’ Euch an; beschaut sie wohl!
Er liebte mich! O falsches Mädchen! Gebt sie wieder!
Diomedes
.
Wes war sie?
Cressida
.
Gleichviel wes! Ich hab’ sie wieder.
Ich werd’ Euch nicht erwarten morgen nacht;
Ich bitt’ dich, Diomed, besuch’ mich nicht!
Thersites
.
Nun wetzt sie; recht so, Schleifstein!
Diomedes
.
Ich muß sie haben.
Cressida
.
Was?
Diomedes
.
Nun, diese da!
Cressida
.
O Götter! O du liebes, liebes Pfand!
Dein Herr liegt jetzt im Bett, und denkt gewiß
An dich und mich, und seufzt; nimmt meinen Handschuh,
Und gibt ihm manchen süßen Kuß gedenksam,
So wie ich dir. Nein, reiß’ sie mir nicht weg;
Wer diese nimmt, muß auch mein Herz mit nehmen.
Diomedes
.
Dein Herz war mein schon; dieses folgt ihm nach.
Troilus
.
Ich schwur Geduld!
Cressida
.
Dies kriegst du nicht, nein, wahrlich, Diomed;
Ich geb’ dir etwas anders.
Diomedes
.
Ich will dies Pfand: wes war’s?
Cressida
.
Das gilt ja gleich.
Diomedes
.
Komm, sag’ von wem dir’s kam?
Cressida
.
Von einem, der mich mehr geliebt als du:
Doch nun es dein, behalt’ es!
Diomedes
.
Wessen war’s?
Cressida
.
Bei Diana selbst und ihren Nymphen dort,
Das werd’ ich dir nicht sagen.
Diomedes
.
Ich trag’ es morgen früh an meinem Helm
Und kränk’ ihn, der’s
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