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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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den griech’schen Zelten.
    Diomedes
.
    ’s ist Agamemnons Wunsch; auch Held Achilles
    Möcht’ ohne Wehr den tapfern Hektor sehn.
    Hektor
.
    Ruf’ meinen Bruder Troilus, Äneas,
    Und melde diesen friedlichen Besuch
    Der Troer Schar, die meiner Rückkunft harrt; –
    Sie soll’n heimkehren. – Gib die Hand mir, Vetter;
    Ich speis’ in deinem Zelt mit Euern Rittern.
    Ajax
.
    Der Herrscher Agamemnon naht sich uns. –
    Hektor
.
    Sag mir die Namen aller Würdigsten;
    Nur den Achilles laß mein spähend Aug’
    An seiner Hochgestalt und Wucht erkennen.
    Agamemnon
.
    Streitbarer Held! Willkommen mir, wie einem,
    Der solches Feindes gern entledigt wäre!
    Doch das ist kein Willkomm; drum red’ ich klarer:
    Vergangnes und Zukünftiges verdeckt
    Formloser Schutt und Trümmer des Vergessens:
    Doch in der gegenwärt’gen Stund’ entbeut
    Dir Treu’ und Glaub’ in frommster Lauterkeit,
    Abwendig aller schiefen Nebendeutung,
    O großer Mann, herzinnige Begrüßung.
    Hektor
.
    Ich dank’ dir, hocherhabner Agamemnon.
    Agamemnon
.
    Erlauchter Troilus, nicht mindres Euch!
    Menelaus
.
    Ich grüß’ Euch, wie mein königlicher Bruder:
    Du krieg’risch Brüderpaar, sei uns willkommen!
    Hektor
.
    Wer spricht zu uns?
    Menelaus
.
    Der edle Menelaus.
    Hektor
.
    Oh, Feldherr, Dank, bei Mavors’ Eisenhandschuh!
    Verargt mir nicht den seltsamlichen Schwur:
    Eu’r weiland Weib schwört stets bei Venus’ Handschuh;
    Wohl ist sie – doch sie schickt Euch keinen Gruß.
    Menelaus
.
    Nennt sie nicht jetzt; sie mahnt an tödlich Weh.
    Hektor
.
    Verzeihung! Ich vergaß! –
    Nestor
.
    Ich sah dich oft, du weidlicher Trojaner,
    Wenn du, in Arbeit für den Tod, dir Bahn
    Durch unsre Jugend wütig brachst; ich sah dich,
    Wie Perseus heiß dein phrygisch Schlachtroß spornend,
    Viel Waffentat und Kampfespreis verschmähn.
    Vordringend schwangst du hoch ums Haupt dein Schwert,
    Und nicht auf den Gefallnen durft’ es fallen;
    So daß ich sprach zu meinen Schlachtgenossen:
    Seht Jupiter, wie er dort Leben spendet!
    Dann sah ich dich verschnaufend Atem schöpfen,
    Wenn dich ein Kreis von Griechen rings umschloß,
    Wie ein olymp’scher Ringer: solches sah ich;
    Doch dies dein Antlitz, stets in Stahl verriegelt,
    Schau’ ich erst heut. Mit deinem Ältervater
    Focht ich einmal: er war ein guter Streiter,
    Allein, beim Kriegsgott, unser aller Haupt,
    Dir nimmer gleich. Nimm eines Greisen Kuß,
    Und unserm Zelt sei, tapfrer Fürst, willkommen!
    Äneas
.
    Er ist der alte Nestor.
    Hektor
.
    Laß dich umarmen, gute, alte Chronik,
    Die mit der Zeit so lang’ schritt Hand in Hand:
    Ehrwürd’ger Nestor, froh umschließ’ ich dich.
    Nestor
.
    O daß mein Arm dir’s gleich tun könnt’ im Kampf,
    Wie er nun kämpft mit dir in Freundlichkeit!
    Hektor
.
    Ich wünscht’ es gleichfalls.
    Nestor
.
    Ha,
    Bei diesem weißen Bart, ich föchte mit dir morgen!
    Willkommen dann, willkomm! Ich sah die Zeit –
    Ulysses
.
    Mich wundert nur, wie jene Stadt noch steht,
    Da wir jetzt ihren Grund und Pfeiler haben!
    Hektor
.
    Wohl kenn’ ich Eure Züge, Fürst Ulyß! –
    O Herr, schon mancher Griech’ und Troer fiel,
    Seit ich zuerst Euch sah mit Diomed
    In Ilion, als Gesandte Griechenlands.
    Ulysses
.
    Da sagt’ ich Euch vorher, was folgen würde;
    Noch weilt auf halbem Weg die Prophezeiung,
    Denn jene Mauern, keck die Stadt umschirmend,
    Die Zinnen, die mit Wolken üppig buhlen,
    Sie küssen noch den eignen Fuß.
    Hektor
.
    Nicht glaub’ ich’s!
    Da stehn sie noch; bescheiden mein’ ich auch,
    Uns zahlt für jedes phryg’schen Steines Fall
    Ein Tropfen Griechenblut. Das Ende krönt’s;
    Und jener alte, ew’ge Richter, Zeit,
    Wird einst es enden.
    Ulysses
.
    Lassen wir es ihm!
    Höchst edler, tapfrer Hektor, sei willkommen!
    Nach unserm Feldherrn bitt’ ich dich zunächst,
    Mein Gast zu sein und mich im Zelt zu sehn.
    Achilles
.
    Dawider muß ich Einspruch tun, Ulysses!
    Nun, Hektor, hast du meinen Blick gesättigt.
    Mit scharfem Aug’ durchforscht’ ich dich, o Hektor,
    Und prüfte Glied vor Glied.
    Hektor
.
    Ist dies Achilles? –
    Achilles
.
    Ich bin Achilles.
    Hektor
.
    Ich bitte, stell’ dich so, daß ich dich schaue!
    Achilles
.
    Sieh dich nur satt!
    Hektor
.
    Nun, ich bin fertig schon.
    Achilles
.
    Du bist zu eilig. Ich durchmustre dich
    Noch einmal Zug für Zug, als wär’s zum Kauf.
    Hektor
.
    So wie ein Scherzbuch blätterst du mich durch?
    Doch mehr wohl liegt in mir, als du verstehst!
    Was will mich so dein Auge niederdrücken?

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