Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
niederträchtig,
    Aus Furcht, was kommen mag, des Lebens Zeit
    So zu verkürzen), will ich mit Geduld
    Mich waffnen und den Willen hoher Mächte
    Erwarten, die das Irdische regieren.
    Cassius
.
    Dann, geht die Schlacht verloren, laßt Ihr’s Euch
    Gefallen, daß man durch die Straßen Roms
    Euch im Triumphe führt?
    Brutus
.
    Nein, Cassius, nein! Glaub’ mir, du edler Römer,
    Brutus wird nie gebunden gehn nach Rom.
    Er trägt zu hohen Sinn. Doch dieser Tag
    Muß enden, was des Märzen Idus anfing;
    Ob wir uns wieder treffen, weiß ich nicht:
    Drum laßt ein ewig Lebewohl uns nehmen!
    Gehab’ dich wohl, mein Cassius, für und für!
    Sehn wir uns wieder, nun, so lächeln wir;
    Wo nicht, so war dies Scheiden wohlgetan.
    Cassius
.
    Gehab’ dich wohl, mein Brutus, für und für!
    Sehn wir uns wieder, lächeln wir gewiß;
    Wo nicht, ist wahrlich wohlgetan dies Scheiden.
    Brutus
.
    Nun wohl, führt an! O wüßte jemand doch
    Das Ende dieses Tagwerks, eh’ es kommt!
    Allein es g’nüget, enden wird der Tag,
    Dann wissen wir sein Ende. – Kommt und fort!
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Das Schlachtfeld.
    Getümmel. Brutus und Messala kommen.
    Brutus
.
    Reit’! Reit’, Messala! Reit’! Bring’ diese Zettel
    Den Legionen auf der andern Seite!
    Lautes Getümmel.
    Laßt sie auf einmal stürmen, denn ich merke
    Octavius’ Flügel hält nur schwachen Stand:
    Ein schneller Anfall wirft ihn übern Haufen.
    Reit’! Reit’, Messala! Laß herab sie kommen!
    Beide ab.
    ¶

Dritte Szene
    Ein andrer Teil des Schlachtfeldes.
    Getümmel. Cassius und Titinius kommen.
    Cassius
.
    O sieh, Titinius! sieh! Die Schurken fliehn.
    Ich selbst ward meiner eignen Leute Feind:
    Dies unser Banner wandte sich zur Flucht,
    Ich schlug den Feigen und entriß es ihm.
    Titinius
.
    O Cassius! Brutus gab das Wort zu früh.
    Im Vorteil gegen den Octavius, setzt’ er
    Zu hitzig nach: sein Heer fing an zu plündern,
    Indes uns alle Mark Anton umzingelt.
    Pindarus kommt.
    Pindarus
.
    Herr, flieht doch weiter! Flieht doch weiter weg!
    Antonius ist in Euren Zelten, Herr:
    Drum, edler Cassius, flieht! Flieht weit hinweg!
    Cassius
.
    Der Hügel hier ist weit genug. – Schau’, schau’,
    Titinius! Sind das meine Zelte nicht,
    Vo ich das Feuer sehe?
    Titinius
.
    Ja, mein Feldherr.
    Cassius
.
    Wenn du mich liebst, Titinius, so besteig’
    Mein Pferd, setz’ ihm die Spornen in die Seite,
    Bis es zu jener Mannschaft dich gebracht
    Und wieder her: damit ich sicher wisse,
    Ob jene Mannschaft Freund ist oder Feind.
    Titinius
.
    Wie ein Gedanke bin ich wieder hier.
    Ab.
    Cassius
.
    Geh, Pindarus, steig’ höher auf den Hügel,
    Denn mein Gesicht ist kurz; acht’ auf Titinius!
    Und sag mir, was du auf dem Feld entdeckst!
    Pindarus ab.
    An diesem Tage atmet’ ich zuerst:
    Die Zeit ist um, und enden soll ich da,
    Wo ich begann: mein Leben hat den Kreislauf
    Vollbracht. – Du dort, was gibt’s?
    Pidarus
oben.
    O Herr!
    Cassius
.
    Was gibt’s?
    Pidarus
.
    Titinius ist von Reitern ganz umringt,
    Sie jagen auf ihn zu, doch spornt er weiter.
    Nun sind sie dicht schon bei ihm – nun, Titinius!
    Sie steigen ab – er auch – er ist gefangen, –
    Und horcht! sie jubeln laut.
    Freudengeschrei.
    Cassius
.
    Steig’ nur herunter, sieh nicht weiter zu. –
    O Memme, die ich bin, so lang’ zu leben,
    Bis ich den besten Freund vor meinen Augen
    Gefangen sehen muß!
    Pindarus kommt zurück.
    Komm, Bursch, hieher!
    Ich macht’ in Parthia dich zum Gefangnen,
    Und ließ dich schwören, deines Lebens Retter,
    Was ich nur immer tun dich hieß’, du wollest
    Es unternehmen. Komm nun, halt’ den Schwur!
    Sei frei nun, und mit diesem guten Schwert,
    Das Cäsars Leib durchbohrt, trifft diesen Busen!
    Erwidre nichts! Hier fasse du das Heft,
    Und ist mein Angesicht verhüllt, wie jetzt,
    So führ’ das Schwert! – Cäsar, du bist gerächt,
    Und mit demselben Schwert, das dich getötet.
    Er stirbt.
    Pindarus
.
    So bin ich frei, doch wär’ ich’s lieber nicht,
    Hätt’ es auf mir beruht. – O Cassius!
    Weit weg flieht Pindarus von diesem Lande,
    Dahin, wo nie ein Römer ihn bemerkt.
    Ab.
    Titinius und Messala kommen.
    Messala
.
    Es ist nur Tausch, Titinius; denn Octav
    Ward von des edlen Brutus Macht geschlagen,
    Wie Cassius’ Legionen vom Antonius.
    Titinius
.
    Die Zeitung wird den Cassius sehr erquicken.
    Messala
.
    Wo ließt Ihr ihn!
    Titinius
.
    Ganz trostlos, neben ihm.
    Sein Sklave Pindarus, auf diesem Hügel.
    Messala
.
    Ist er das nicht, der auf dem Boden

Weitere Kostenlose Bücher