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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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hier.
    Brutus
.
    Wie? schläfrig? Armer Schelm,
    Ich tadle drum dich nicht: du hast dich überwacht.
    Ruf Claudius her und andre meiner Leute,
    Sie sollen hier im Zelt auf Kissen schlafen.
    Lucius
.
    Varro und Claudius!
    Varro und Claudius kommen.
    Varro
.
    Ruft mein Gebieter?
    Brutus
.
    Ich bitt’ euch, liegt in meinem Zelt und schlaft;
    Bald weck’ ich euch vielleicht, um irgend was
    Bei meinem Bruder Cassius zu bestellen.
    Varro
.
    Wenn’s Euch geliebt, wir wollen stehn und warten.
    Brutus
.
    Das nicht! Nein, legt euch nieder, meine Freunde! –
    Die beiden Diener legen sich nieder.
    Vielleicht verändert noch sich mein Entschluß. –
    Sieh, Lucius, hier das Buch, das ich so suchte:
    Ich steckt’ es in die Tasche des Gewandes.
    Lucius
.
    Ich wußte wohl, daß mein Gebieter mir
    Es nicht gegeben.
    Brutus
.
    Hab’ Geduld mit mir,
    Mein guter Junge: ich bin sehr vergeßlich.
    Hältst du noch wohl die müden Augen auf
    Und spielst mir ein paar Weisen auf der Laute?
    Lucius
.
    Ja, Herr, wenn’s Euch geliebt.
    Brutus
.
    Das tut’s, mein Junge.
    Ich plage dich zu viel, doch du bist willig.
    Lucius
.
    Es ist ja meine Pflicht.
    Brutus
.
    Ich sollte dich
    Zur Pflicht nicht über dein Vermögen treiben;
    Ich weiß, daß junges Blut auf Schlafen hält.
    Lucius
.
    Ich habe schon geschlafen, mein Gebieter.
    Brutus
.
    Nun wohl denn, und du sollst auch wieder schlafen.
    Ich will nicht lang’ dich halten: wenn ich lebe,
    Will ich dir Gutes tun.
    Musik und ein Lied.
    Die Weis’ ist schläfrig. – Mörderischer Schlummer,
    Legst du die blei’rne Keul’ auf meinen Knaben,
    Der dir Musik macht? – Lieber Schelm, schlaf’ wohl,
    Ich tu’ dir’s nicht zu Leid, daß ich dich wecke.
    Nickst du, so brichst du deine Laut’ entzwei;
    Ich nehm’ sie weg, und schlaf nun, guter Knabe! –
    Laßt sehn! Ist, wo ich aufgehört zu lesen,
    Das Blatt nicht eingelegt? Hier, denk’ ich, ist’s.
    Er setzt sich.
    Der Geist Cäsars erscheint.
    Wie dunkel brennt die Kerze! – Ha, wer kommt?
    Ich glaub’, es ist die Schwäche meiner Augen,
    Die diese schreckliche Erscheinung schafft.
    Sie kommt mir näher. – Bist du irgend was?
    Bist du ein Gott, ein Engel oder Teufel,
    Der starren macht mein Blut, das Haar mir sträubt?
    Gib Rede, was du bist!
    Geist
.
    Dein böser Engel, Brutus.
    Brutus
.
    Weswegen kommst du?
    Geist
.
    Um dir zu sagen, daß du zu Philippi
    Mich sehn sollst.
    Brutus
.
    Gut, ich soll dich wiedersehn?
    Geist
.
    Ja, zu Philippi.
    Verschwindet.
    Brutus
.
    Nun, zu Philippi will ich denn dich sehn.
    Nun ich ein Herz gefaßt, verschwindest du;
    Gern spräch’ ich mehr mit dir noch, böser Geist. –
    Bursch! Lucius! – Varro! Claudius! Wacht auf!
    Caudius!
    Lucius
.
    Die Saiten sind verstimmt.
    Brutus
.
    Er glaubt, er sei bei seiner Laute noch.
    Errwache, Lucius!
    Lucius
.
    Herr?
    Brutus
.
    Hast du geträumt, daß du so schriest, Lucius?
    Lucius
.
    Ich weiß nicht, mein Gebieter, daß ich schrie.
    Brutus
.
    Ja doch, das tatst du: sahst du irgend was?
    Lucius
.
    Nichts auf der Welt.
    Brutus
.
    Schlaf wieder, Lucius! – Heda, Claudius!
    Du, Bursch, wach’ auf!
    Varro
.
    Herr?
    Claudius
.
    Herr?
    Brutus
.
    Weswegen schriet ihr so in eurem Schlaf?
    Varro
und
Claudius
.
    Wir schrieen, Herr?
    Brutus
.
    Ja, saht Ihr irgend was?
    Varro
.
    Ich habe nichts gesehn.
    Claudius
.
    Ich gleichfalls nicht.
    Brutus
.
    Geht und empfehlt mich meinem Bruder Cassius;
    Er lasse früh voraufziehn seine Macht,
    Wir wollen folgen.
    Varro
und
Claudius
.
    Herr, es soll geschehn.
    Alle ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Die Ebene von Philippi.
    Octavius, Antonius und ihr Heer.
    Octavius
.
    Nun, Mark Anton, wird meine Hoffnung wahr:
    Ihr sprecht, der Feind werd’ auf den Höh’n sich halten
    Und nicht herab in unsre Ebne ziehn;
    Es zeigt sich anders: seine Scharen nahn;
    Sie wollen zu Philippi hier uns mahnen
    Und Antwort geben, eh’ wir sie befragt.
    Antonius
.
    Pah, steck’ ich doch in ihrem Herzen, weiß,
    Warum sie’s tun: sie könnten sich begnügen,
    Nach andern Plätzen hinzuziehn, und kommen
    Mit bangem Trotz, im Wahn, durch diesen Aufzug
    Uns vorzuspiegeln, sie besitzen Mut.
    Allein dem ist nicht so.
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
.
    Bereitet euch, ihr Feldherrn:
    Der Feind rückt an in wohlgeschloßnen Reih’n.
    Sein blut’ges Schlachtpanier ist ausgehängt,
    Und etwas muß im Augenblick geschehn.
    Antonius
.
    Octavius, führet langsam Euer Heer
    Zur linken Hand der Ebne weiter vor!
    Octavius
.
    Zur rechten ich, behaupte du die

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