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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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    Lieber Junge.
    Franz .
    Ihr schmeichelt mir. (In Tränen ausbrechend.) Wenn diese Ergebenheit nichts mehr verdient, als andere sich vorgezogen zu sehn, als Eure Gedanken alle nach dem Karl gerichtet zu sehn –
    Adelheid .
    Du weißt nicht, was Du willst, noch weniger, was Du redst.
    Franz (vor Verdruss und Zorn mit dem Fuß stampfend) .
    Ich will auch nicht mehr. Will nicht mehr den Unterhändler abgeben.
    Adelheid .
    Franz! Du vergisst Dich.
    Franz .
    Mich aufzuopfern! Meinen lieben Herrn!
    Adelheid .
    Geh mir aus dem Gesicht.
    Franz .
    Gnädige Frau!
    Adelheid .
    Geh, entdecke Deinen leiben Herrn mein Geheimnis. Ich war die Närrin, Dich für was zu halten, das Du nicht bist.
    Franz .
    Liebe, gnädige Frau, Ihr wisst, dass ich Euch liebe.
    Adelheid .
    Und Du warst mein Freund, meinem Herzen so nahe. Geh, verrat mich!
    Franz .
    Eher wollt’ ich mir das Herz aus dem Leibe reißen! Verzeiht mir, gnädige Frau. Mein Herz ist zu voll, meine Sinnen halten’s nicht aus.
    Adelheid .
    Lieber, warmer Junge! (Sie fasst ihn bei den Händen, zeiht ihn zu sich, und ihre Küsse begegnen einander. Er fällt ihr weinend um den Hals.)
    Adelheid .
    Lass mich!
    Franz (erstickend in Tränen an ihrem Hals) .
    Gott! Gott!
    Adelheid .
    Lass mich, die Mauern sind Verräter. Lass mich. (Sie macht sich los.) Wanke nicht von Deiner Lieb’ und Treu’, und der schönste Lohn soll Dir werden. (Ab.)
    Franz .
    Der schönste Lohn! Nur bis dahin lass mich leben! Ich wollte meinen Vater ermorden, der mir diesen Platz streitig machte.
    Götz an einem Tisch. Elisabeth bei ihm mit der Arbeit. Es steht ein Licht auf dem Tisch und Schreibzeug.
    Götz .
    Der Müßiggang will mir gar nicht schmecken, und meine Beschränkung wird mir von Tag zu Tag enger. Ich wollt’, ich könnt’ schlafen oder mir nur einbilden, die Ruhe sei was Angenehmes.
    Elisabeth .
    So schreib doch Deine Geschichte aus, die Du angefangen hast. Gib Deinen Freunden ein Zeugnis in die Hand, Deine Feinde zu beschämen; verschaff’ einer edlen Nachkommenschaft die Freude, Dich nicht zu verkennen.
    Götz .
    Ach! Schreiben ist geschäftiger Müßiggang, es kommt mir sauer an. Indem ich schreibe, was ich getan habe, ärger’ ich mich über den Verlust der Zeit, in der ich etwas tun könnte.
    Elisabeth (nimmt die Schrift) .
    Sei nicht wunderlich. Du bist eben an Deiner ersten Gefangenschaft in Heilbronn.
    Götz .
    Das war mir von jeher ein fataler Ort.
    Elisabeth (liest) .
    „Da waren selbst einige von den Bündischen, die zu mir sagten: Ich habe törig getan, mich meinen ärgsten Feinden zu stellen, da ich doch vermuten konnte, sie würden nicht glimpflich mit mir umgehn; da antwortet’ ich:“ Nun was antwortetest Du? Schreibe weiter.
    Götz .
    Ich sagte: Setz’ ich so oft meine Haut an anderer Gut und Geld, sollt’ ich sie nicht an mein Wort setzen?
    Elisabeth .
    Diesen Ruf hast Du.
    Götz .
    Den sollen sie mir nicht nehmen! Sie haben mir alles genommen, Gut, Freiheit –
    Elisabeth .
    Es fällt in die Zeiten, wie ich die von Miltenberg und Singlingen in der Wirtstube fand, die mich nicht kannten. Da hatt’ ich eine Freude, als wenn ich einen Sohn geboren hätte. Sie rühmten Dich untereinander und sagten: Er ist das Muster eines Ritters, tapfer und edel in seiner Freiheit und gelassen und treu im Unglück.
    Götz .
    Sie sollen mir einen stellen, dem ich mein Wort gebrochen! Und Gott weiß, dass ich mehr geschwitzt hab’, meinem Nächsten zu dienen als mir, dass ich um den Namen eines tapfern und treuen Ritters gearbeitet habe, nicht um hohe Reichtümer und Rang zu gewinnen. Und Gott sei Dank, worum ich warb, ist mir worden.
    Lerse. Georg mit Wildbret.
    Götz .
    Glück zu, brave Jäger!
    Georg .
    Das sind wir aus braven Reitern geworden. Aus Stiefeln machen sich leicht Pantoffeln.
    Lerse .
    Die Jagd ist doch immer was und eine Art von Krieg.
    Georg .
    Wenn man nur hierzulande nicht immer mit Reichsknechten zu tun hätte. Wisst Ihr, gnädiger Herr, wie Ihr uns prophezeitet: Wenn sich die Welt umkehrte, würden wir Jäger werden. Da sind wir’s ohne das.
    Götz .
    Es kommt auf eins hinaus, wir sind aus unserm Kreise gerückt.
    Georg .
    Es sind bedenkliche Zeiten. Schon seit acht Tagen lässt sich ein fürchterlicher Komet sehen, und ganz Deutschland ist in Angst, es bedeute den Tod des Kaisers, der sehr krank ist.
    Götz .
    Sehr krank! Unsere Bahn geht zu Ende.
    Lerse .
    Und hier in der Nähe gibt’s noch schrecklichere Veränderungen. Die Bauern haben einen entsetzlichen

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