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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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ist hier von keinen Jacobis die Rede. Wie ist’s mit dem „Merkur“? Ihrem „Merkur“? Dem „Deutschen Merkur“?
    Wieland (kläglich) .
    Sie haben mir ihn nachgedruckt.
    Merkurius .
    Was tut uns das! So hört denn und seht.
    Wieland .
    Wo bin ich? Wohin führt mich der Traum?
    Alceste .
    Ich bin Alceste.
    Admet .
    Und ich Admet.
    Euripides .
    Solltet Ihr mich wohl kennen?
    Merkurius .
    Woher? – Das ist Euripides, und ich bin Merkur. Was steht Ihr so verwundert?
    Wieland .
    Ist das Traum, was ich wie wachend fühle? Und doch hat meine Einbildungskraft niemals solche Bilder hervorgebracht. Ihr Alceste? Mit dieser Taille! Verzeiht! Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    Merkurius .
    Die eigentliche Frage ist, warum Ihr meinen Namen prostituiert und diesen ehrlichen Leuten zusammen so übel begegnet.
    Wieland .
    Ich bin mir nichts bewusst. Was Euch betrifft, Ihr könntet, dünkt mich, wissen, dass wir Euerm Namen keine Achtung schuldig sind. Unsre Religion verbietet uns, irgendeine Wahrheit, Größe, Güte, Schönheit anzuerkennen und anzubeten außer ihr. Daher sind eure Namen wie eure Bildsäulen zerstümmelt und preisgegeben. Und ich versichre Euch, nicht einmal der griechische Hermes, wie ihn uns die Mythologen geben, ist mir je dabei in Sinn gekommen. Man denkt gar nichts dabei. Es ist, als wenn einer sagte: Recueil, Portefeuille.
    Merkurius .
    Es ist doch immer mein Name.
    Wieland .
    Haben Sie niemals Ihre Gestalt mit Flügel an Haupt und Füßen, den Schlangenstab in der Hand, sitzend auf Warenballen und Tonnen, im Vorbeigehn auf einer Tabaksbüchse figurieren sehn?
    Merkurius .
    Das lässt sich hören. Ich sprech’ Euch los. Und ihr andern werdet mich künftig ungeplagt lassen. So, weiß ich, war auf dem letzten Maskenballe ein gnädiger Herr, der über seine Hosen und Weste noch einen fleischfarbnen Jobs gezogen hatte und vermittelst Flügeln an Haupt und Sohlen seine Molchsgestalt für einen Merkurius an Mann bringen wollte.
    Wieland .
    Das ist die Meinung. Sowenig mein Vignettenschneider auf Eure Statue Rücksicht nahm, die Florenz aufbewahrt, so wenig auch ich.
    Merkurius .
    So gehabt Euch wohl. Und so seid Ihr überzeugt, dass der Sohn Jupiters noch nicht so Bankrutt gemacht hat, um sich mit allerlei Leuten zu assoziieren. (Merkurius ab.)
    Wieland .
    So empfehl’ ich mich dann.
    Euripides .
    Nicht uns so. Wir haben noch erst ein Glas zusammen zu leeren.
    Wieland .
    Ihr seid Euripides, und meine Hochachtung für Euch hab’ ich öffentlich gestanden.
    Euripides .
    Viel Ehre! Es fragt sich, inwiefern Euch Eure Arbeit berechtigt, von der meinigen Übels zu reden. Fünf Briefe zu schreiben, um Euer Drama, das so mittelmäßig ist, dass ich als kompromittierter Nebenbuhler fast drüber eingeschlafen bin, Euern Herrn und Damen nicht allein vorzustreichen, das man noch verzeihen könnte; sondern den guten Euripides als einen verunglückten Mitstreiter hinzustellen, dem Ihr den Rang abgelaufen habt.
    Admet .
    Ich will’s Euch gestehn, Euripides ist auch ein Poet, und ich habe mein Tage die Poeten für nichts mehr gehalten, als sie sind. Aber ein braver Mensch ist er und unser Landsmann. Es hätte Euch doch sollen bedenklich scheinen, ob der Mann, der geboren wurde, da Griechenland den Xerxes bemeisterte, der ein Freund des Sokrates war, dessen Stücke eine Wirkung auf sein Jahrhundert hatten wie Eure wohl schwerlich, ob der Mann nicht eher die Schatten von Alceste und Admet habe herbeibeschwören können als Ihr. Das verdiente einige ahndungsvolle Ehrfurcht. Der zwar Euer ganzes aberweises Jahrhundert von Literatoren nicht fähig ist.
    Euripides .
    Wenn Eure Stücke einmal so viel Menschen das Leben gerettet haben als meine, dann sollt Ihr auch reden.
    Wieland .
    Mein Publikum, Euripides, ist nicht das Eurige.
    Euripides .
    Das ist die Sache nicht. Von meinen Fehlern und Unvollkommenheiten ist die Rede, die Ihr vermieden habt.
    Alceste .
    Dass ich’s Euch sage als ein Weib, die eh’ ein Wort reden darf, dass es nicht auffällt. Eure Alceste mag gut sein und Eure Weibchen und Männchen amüsiert, auch wohl gekitzelt haben, was ihr Rührung nennt. Ich bin drüber weggegangen, wie man von einer verstimmten Zither wegweicht. Des Euripides seine hab’ ich doch ganz ausgehört, mich manchmal drüber gefreut und auch drüber gelächelt.
    Wieland .
    Meine Fürstin!
    Alceste .
    Ihr solltet wissen, dass Fürsten hier nichts gelten. Ich wünschte, Ihr könntet fühlen, wie viel glücklicher Euripides in

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