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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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sauset, und krächzet und klirrt;
    Und der tolle Schwarm den Spielmann umschweift,
    Und der Spielmann wild in die Saiten greift:
    »Bravo! bravo! immer toll!
    Seid willkommen!
    Habt vernommen,
    Daß mein Zauberwort erscholl!
    Liegt man doch jahraus, jahrein,
    Mäuschenstill im Kämmerlein;
    Laßt uns heute lustig sein!
    Mit Vergunst –
    Seht erst zu, sind wir allein? –
    Narren waren wir im Leben,
    Und mit toller Wut ergeben
    Einer tollen Liebesbrunst.
    Kurzweil kann uns heut nicht fehlen,
    Jeder soll hier treu erzählen,
    Was ihn weiland hergebracht,
    Wie gehetzt,
    Wie zerfetzt
    Ihn die tolle Liebesjagd.«
    Da hüpft aus dem Kreise, so leicht wie der Wind,
    Ein mageres Wesen, das summend beginnt:
    »Ich war ein Schneidergeselle
    Mit Nadel und mit Scher’;
    Ich war so flink und schnelle
    Mit Nadel und mit Scher’;
    Da kam die Meisterstochter
    Mit Nadel und mit Scher’;
    Und hat mir ins Herz gestochen
    Mit Nadel und mit Scher’.«
    Da lachten die Geister im lustigen Chor;
    Ein Zweiter trat still und ernst hervor:
    »Den Rinaldo Rinaldini,
    Schinderhanno, Orlandini,
    Und besonders Carlo Moor
    Nahm ich mir als Muster vor.
    Auch verliebt – mit Ehr’ zu melden –
    Hab ich mich, wie jene Helden,
    Und das schönste Frauenbild
    Spukte mir im Kopfe wild.
    Und ich seufzte auch und girrte;
    Und wenn Liebe mich verwirrte,
    Steckt ich meine Finger rasch
    In des Herren Nachbars Tasch’.
    Doch der Gassenvogt mir grollte,
    Daß ich Sehnsuchtstränen wollte
    Tocknen mit dem Taschentuch,
    Das mein Nachbar bei sich trug.
    Und nach frommer Häschersitte
    Nahm man still mich in die Mitte,
    Und das Zuchthaus, heilig groß,
    Schloß mir auf den Mutterschoß.
    Schwelgend süß in Liebessinnen,
    Saß ich dort beim Wollespinnen,
    Bis Rinaldos Schatten kam
    Und die Seele mit sich nahm.«
    Da lachten die Geister im lustigen Chor;
    Geschminkt und geputzt trat ein Dritter hervor:
    »Ich war ein König der Bretter
    Und spielte das Liebhaberfach,
    Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter!
    Ich seufzte manch zärtliches: Ach!
    Den Mortimer spielt ich am besten,
    Maria war immer so schön!
    Doch trotz der natürlichsten Gesten,
    Sie wollte mich nimmer verstehn. –
    Einst, als ich verzweifelnd am Ende:
    ›Maria, du Heilige!‹ rief,
    Da nahm ich den Dolch behende –
    Und stach mich ein bißchen zu tief.«
    Da lachten die Geister im lustigen Chor;
    Im weißen Flausch trat ein Vierter hervor:
    »Vom Katheder schwatzte herab der Professor.
    Er schwatzte, und ich schlief gut dabei ein;
    Doch hätt mir’s behagt noch tausendmal besser
    Bei seinem holdseligen Töchterlein.
    Sie hatt mir oft zärtlich am Fenster genicket,
    Die Blume der Blumen, mein Lebenslicht!
    Doch die Blume der Blumen ward endlich gepflücket
    Vom dürren Philister, dem reichen Wicht.
    Da flucht ich den Weibern und reichen Halunken,
    Und mischte mir Teufelskraut in den Wein,
    Und hab mit dem Tode Smollis getrunken –
    Der sprach: ›Fiduzit, ich heiße Freund Hein!‹«
    Da lachten die Geister im lustigen Chor;
    Einen Strick um den Hals, trat ein Fünfter hervor:
    »Es prunkte und prahlte der Graf beim Wein
    Mit dem Töchterchen sein und dem Edelgestein.
    Was schert mich, du Gräflein, dein Edelgestein?
    Mir mundet weit besser dein Töchterlein.
    Sie lagen wohl beid’ unter Riegel und Schloß,
    Und der Graf besold’te viel Dienertroß.
    Was scheren mich Diener und Riegel und Schloß? –
    Ich stieg getrost auf die Leiterspross’.
    An Liebchens Fensterlein klettr’ ich getrost.
    Da hör ich es unten fluchen erbost:
    ›Fein sachte, mein Bübchen, muß auch dabei sein,
    Ich liebe ja auch das Edelgestein.‹
    So spöttelt der Graf und erfaßt mich gar,
    Und jauchzend umringt mich die Dienerschar.
    ›Zum Teufel, Gesindel! ich bin ja kein Dieb;
    Ich wollte nur stehlen mein trautes Lieb!‹
    Da half kein Gerede, da half kein Rat,
    Da machte man hurtig die Stricke parat;
    Wie die Sonne kam, da wundert’ sie sich,
    Am hellen Galgen fand sie mich.«
    Da lachten die Geister im lustigen Chor;
    Den Kopf in der Hand, trat ein Sechster hervor:
    »Zum Weidwerk trieb mich Liebesharm;
    Ich schlich umher, die Büchs’ im Arm.
    Da schnarret’s hohl vom Baum herab,
    Der Rabe rief: ›Kopf – ab! Kopf – ab!‹
    Oh, spürt’ ich doch ein Täubchen aus,
    Ich brächt es meinem Lieb nach Haus!
    So dacht ich, und in Busch und Strauch
    Späht ringsumher mein Jägeraug’.
    Was koset dort? was schnäbelt fein?
    Zwei Turteltäubchen mögen’s sein.
    Ich schleich herbei – den Hahn

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