0309 - Wir und die rätselhaften Morde
Die Ferry wohnte in einer vornehmen Gegend. Ich stoppte den Jaguar vor einer prächtigen Villa mit parkähnlichem Garten.
Wir stiegen aus, zogen die Hüte tiefer in die Stirn, schlugen die Mantelkragen hoch und stapften über den Kiesweg zur Haustür, die nur angelehnt war.
Wir traten in eine matt erleuchtete Halle, die viele Türen hatte. An der Decke hing ein geschmackloser Kristalllüster. Nur zwei Birnen brannten.
Hinter einer Tür brannte Licht. Ich öffnete sie.
Wir blickten in einen großen Raum, der von einer roten Lampe erhellt wurde.
Die Wände waren aus Marmor.
Den größten Teil des Raumes nahm ein Schwimmbecken ein, dessen spiegelglatte Oberfläche in dem roten Licht zu glühen schien.
An einer Schmalseite des Beckens gab es einen ungefähr drei Meter hohen Block, und auf ihm stand mit hocherhobenen Armen ein Mädchen im Badeanzug.
»Verrückter Laden«, knurrte Phil-Im gleichen Augenblick verschwand das Mädchen mit elegantem Hechtsprung im Wasser.
Es klatsche, Wasser spritzte auf, und kurz darauf erschien der Kopf des Girls an der Oberfläche.
»Hallo! Sind Sie G-men?«
»Allerdings. Vielleicht hätten Sie die Freundlichkeit, an Land zu kommen und uns zu erklären, was hier passiert ist.«
Sie schwamm zum Rand des Beckens und kletterte aufs Trockene.
Sie schüttelte sich, strich sich das kurz geschnittene Blondhaar aus dem Gesicht und sagte:
»Ich bin Mel vis Howard. Wenn Sie Dave suchen, so müssen Sie sich ein Stockwerk höher bemühen. Dort liegt er. Alf sitzt bei ihm und hält Totenwache.«
»Und Sie nehmen inzwischen ein Mitternachtsbad?«
»Warum nicht? Im Mai sind die Schwimmmeisterschaften, und bis dahin muss ich fit sein.«
»Wo ist Miss Ferry?«, fragte Phil.
»Ausgegangen. Sie weiß noch nichts von ihrem Glück.«
»Von welchem Glück?«
»Das man Dave umgebracht hat. Ich bin sicher, sie wird ihre Rolle als trauernde Witwe mit Begeisterung spielen.«
»Und was machen Sie in diesem Haus?«
»Ich bin das Mädchen für alles. Ich bin Kittys beste Freundin. Gehen Sie hinauf. Es ist genau gegenüber der Treppe.«
Damit drehte sie sich um, lief zu dem marmornen Dreimeterturm und war im nächsten Augenblick in das auf spritzende Wasser getaucht.
Wir verließen die Schwimmhalle und gingen zur Treppe.
Sie war so altmodisch, wie die Halle.
Im ersten Stock blieben wir auf der Schwelle des uns bezeichneten Zimmers stehen und blickten in das Atelier eines Malers.
Darin befanden sich viele abstrakte Gemälde und zwei Männer - ein Lebender und ein Toter.
Der Lebende sah gut aus, ein Frauentyp mit Cäsarenkopf und der Figur eines Leichtathleten. Er trug ein schwarzes Jackett.
Der Tote trug einen weißen Kittel, der sich auf der Brust rot gefärbt hatte. Neben ihm auf dem Boden lagen eine Palette und mehrere Pinsel.
»Wer sind Sie?«, fragte ich den Mann im schwarzen Jackett.
»Ich heiße Alf Thayer. Ich bin…« Er warf einen Blick auf den Toten und verbesserte sich. »Ich war Mister Loyns’ Diener.«
»Erzählen Sie, was geschehen ist. Wir sind G-men.«
Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
»Es mag ungefähr zwei Stunden her sein, als die Klingel anhaltend schrillte«, sagte Thayer. »Ich saß unten in der Küche und blickte auf das Nummernbrett, auf dem man erkennen kann, in welchem Zimmer geläutet wird. Es war das Atelier. Ich lief hinauf, und da stand Miss Melvis und sagte: ›Dave ist tot. Am besten ist es, wenn Sie Mister Wills anrufen. Vielleicht weiß der, wo Kitty ist.‹ - Ich überzeugte mich zuerst davon, dass Mister Lyons nicht mehr zu helfen war, und dann tat ich, was Miss Melvis gesagt hatte. Aber Mister Wills wusste nicht, wo Miss Ferry hingegangen war. Er war furchtbar aufgeregt und sagte mir, ich solle dafür sorgen, dass in dem Mordzimmer nichts verändert werde.«
Ich nickte und erklärte: »Mister Wills hat uns benachrichtigt. Er sagte allerdings nur, dass hier etwas Schreckliches passiert sei. Er war sehr aufgeregt.«
Phil fragte den Diener: »Kitty Ferry ist also nur der Künstlername Ihrer Chefin. In Wirklichkeit hieß sie Lyons.«
Alf Thayer nickte.
Während ich im Zimmer blieb, ging Phil in den Nebenraum, in dem - wie der Diener erklärt hatte - ein Telefon stand.
Ich hörte, wie Phil die Mordkommission der Stadtpolizei anrief.
Als er zurückkam, sagte er:
»Detectiv Captain Belmont von der Richmond Police wird sofort kommen.«
»Gibt es noch weiteres Personal im Haus?«, fragte ich den Diener.
»Nur Jack wohnt hier, der Hausknecht und
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