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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verstehe, der Mandoline Töne zu erzwingen. Und in der That hing ihm an einem Bande ein solches Instrument um den Hals. Während er sich vor Don Augustin tief verneigte, fielen ihm die langen Locken seines ungekämmten Haares in das Gesicht, und diese Locken waren so steif und starr wie das Schilf, mit welchem die Mythologie die Götter und Göttinnen ihrer Flüsse bekränzt.
    Als Beide Platz genommen hatten, ergriff Diaz das Wort.
    »Wir haben gehört, daß zu Arispe eine Expedition nach dem Innern der Apacheria vorbereitet wird. Ist Euch der Führer derselben bekannt, Sennor Augustin?«
    »Er heißt Don Estevan de Arechiza.«
    »Ist er ein Mann, dem man Vertrauen schenken kann?«
    »Ich denke, ja.«
    »Ich vernahm, daß er oft bei Euch gewesen sei, und wollte fragen, in welcher Weise ich mich bei ihm zur Theilnahme melden könne.«
    »Bleibt hier bis er kommt! Ich erwarte ihn in einigen Tagen, dann könnt Ihr mit ihm selbst sprechen.«
    »So ist Euch das Nähere unbekannt?«
    »Er hält die Einzelnheiten sehr geheim. Also hat sich, mein lieber Diaz, der Golddurst endlich auch Eurer bemächtigt?«
    »Bei Leibe nicht! Gold zu suchen überlasse ich einem so erfahrenen Gambusino, wie Sennor Oroche ist. Was mich betrifft, so sehe ich in der Expedition nichts als eine treffliche Gelegenheit, mit den Wilden wegen des vielen Unrechtes, welches sie an mir begangen haben, einmal ganz gründlich Abrechnung zu halten.«
    Es wurde nach längerem Gespräche den zwei Gästen eine passende Räumlichkeit angewiesen, und die Dienerschaft war eben dabei, unter der Leitung Rosarita’s die Abendtafel zu serviren, als sich draußen Pferdegetrappel vernehmen ließ und das Licht mehrerer Fackeln durch die Fenster hereinleuchtete.
    »Don Estevan de Arechiza ist angekommen!« rief einer der Diener, und sofort eilte Pena hinaus, den jetzt nicht erwarteten Gast zu empfangen. Keiner seiner Begleitung wagte es, den Salon zu betreten, und nur Tiburcio trat ein, als verstehe es sich ganz von selbst, daß er nicht mit zur Dienerschaft gerechnet werde.
    Rosarita trat ihm sofort entgegen und bot ihm das kleine, weiße Händchen.
    »Sennor Tiburcio, willkommen. Recht, daß Ihr kommt; ich habe schon längst auf Euch gewartet!«
    Dann begrüßte sie mit vieler Ehrerbietung Don Estevan, der einen gehässigen Blick auf den Jüngling warf, welchen sie ihm vorgezogen hatte.
    »Welch ein Glück für mich,« meinte er, »daß Ihr noch ein Wörtchen für mich übrig habt! Ich dachte schon, der Pferdebändiger habe Euch vollständig in Beschlag genommen!«
    Sie erröthete über diesen unzarten Verweis, und auch der Haziendero runzelte leicht die Stirn.
    »Nehmt es dem Kinde nicht übel, Don Estevan! Wir stehen in einer großen Schuld bei Tiburcio Arellanos, und Ihr werdet gestatten dies ihm ohne Zurückhaltung beweisen zu können. Uebrigens trefft Ihr uns unvorbereitet, da ich Eure Ankunft erst in einigen Tagen erwartete.«
    »Ihr seid entschuldigt, Sennor! Mein Aufenthalt wird nicht von langer Dauer sein, da ich Grund habe, Tubac baldigst zu erreichen; ich werde Euch denselben später mittheilen.«
    Man setzte sich zur Tafel! Nach derselben zog sich Don Estevan mit dem Haziendero in das Zimmer des letzteren zurück.
    »Ihr wißt, daß mein ursprünglicher Plan bis in die Nähe des Rio Grande del Norte gerichtet war?«
    »So habe ich gedacht.«
    »Ich habe ihn geändert. Es meldete sich bei mir ein Mann, welcher am Rio Gilo eine ungeheure Bonanza entdeckt hat und mir sein Geheimniß verkaufte. Ich werde   die Expedition also zunächst dorthin führen, und dann sehen ob ich noch Zeit finde, mein erstes Vorhaben auszuführen.«
    »Ist dieser Mann mit bei Euch?«
    »Ja.«
    »Wie heißt er?«
    »Cuchillo.«
    »Hinkt er?«
    »Ja. Wie kommt Ihr auf diese Frage?«
    »Und sein Pferd stolpert zuweilen?«
    »Auch das stimmt. Kennt Ihr ihn.«
    »Sehr gut, obgleich ich ihn noch nicht gesehen habe,« antwortete Pena, der seine unwillkürliche Vermuthung so schnell bestätigt fand. »Nehmt Euch vor ihm in Acht; er ist ein Mörder!«
    »Ein Mörder? Was ficht Euch an!«
    »Die Bonanza gehört dem Tiburcio Arellanos. Sein Vater hat sie entdeckt und wurde von Cuchillo ermordet.«
    »Woher wißt Ihr das?«
    »Ich habe es aus einem sicheren Munde.«
    »Und dennoch seid Ihr falsch berichtet. Cuchillo hat diesen Marcos Arellanos niemals gesehen.«
    »Er ist mit ihm in der Apacheria gewesen, hat ihn erdolcht und dann in das Wasser geworfen. Er mag sich vor der Kugel Tiburcio’s

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