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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Dein Haar ist prachtvoll«, flüsterte Paul Colon. Er drückte sein Gesicht in die dunkelbraunen Wellen des Mädchens in seinen Armen. Vera Gardner stemmte eine Hand gegen seine Brust. »Nicht so nah, Paul!« flüsterte sie.
    Er gab nicht nach. »Zum Teufel, das ist unsere Verlobungsparty. Und da werde ich doch wohl meine Braut an mich drücken dürfen!« Vera lachte und gab ihren Widerstand auf. Wange an Wange tanzten sie den Slow zu Ende, und nur zögernd entließ Paul sie aus seinen Armen, als die Musik verklungen war. Er führte sie an den großen Ecktisch zurück. Die Freunde und Verwandten, die Paul eingeladen hatte, applaudierten.
    »Ihr seid ein hinreißendes Paar!« rief eine alte grauhaarige Lady, mit der Colon um sechs Ecken verwandt war. »Besonders du, Paul!« Das stürmische Gelächter überraschte sie. Verdutzt blickte sie in die lachenden Gesichter. »Es ist die Wahrheit!« trompetete sie. »Die blanke Wahrheit!« Das Gelächter schwoll noch weiter an.
    Paul Colon überschrie es. »Champagner!« rief er. »Champagner für alle, aber das erste Glas für Tante Helen, die den besten Witz des Abends lieferte.«
    Nach den später notwendig werdenden polizeilichen Ermittlungen ergab sich, daß die Party anläßlich der Verlobung von Vera Gardner und Paul Colon bis drei Uhr am Morgen dauerte. Zu dieser Stunde verließ die Gesellschaft geschlossen die Dachterrasse des Harbour Club; ausgenommen einige Gäste, die nicht mehr gehen konnten. Zu diesen Party-Geschädigten gehörte auch Tante Helen. Nachdem vier oder fünf rasch hintereinander getrunkene Glas Champagner, überschäumende Fröhlichkeit in ihr geweckt und sie zur Solovorführung kühner Tänze aus ihren Jungmädchentagen bewogen hatten, war sie später in einem Sessel eingeschlafen. Ein Mitleidiger stülpte ihr den eigenen Blumenhut aufs Gesicht, damit das Licht sie nicht störte.
    Auch die Gäste, die singend und lärmend die Dachterrasse verließen, waren alles andere als nüchtern. Paul Colon mußte gestützt werden, da es undenkbar war, daß er als Hauptbeteiligter im Klub zurückblieb. Die Gesellschaft bestieg drei Autos. Im Konvoi fuhren Vera, Paul und die Gäste zur Eston Street. Vor dem Eingang zum Apartmenthaus, in dem Vera wohnte, wurde eine große Abschiedsszene aufgeführt. Paul durfte seine Verlobte zum Abschied küssen. Als Vera dann aufschloß und ins Haus ging, hielten seine Freunde den jungen Mann zurück. Paul spielte das Spiel mit. Er brüllte sehnsüchtig auf und versuchte, sich loszureißen. Vera blieb in der Türöffnung stehen und lachte Tränen über die realistische Darstellung eines liebestollen, kaum zu bändigenden Bräutigams, die Paul bot. Die Freunde schrien: »Haltet ihn! Vorsicht!« Sie machten solchen Lärm, daß einige Bewohner des Apartmenthauses die Fenster öffneten und empört Ruhe verlangten.
    Vera beendete die Vorstellung. Sie schloß die Tür und fuhr im Lift zum Apartment E 17. Da alle Fenster ihres Apartments zum Innenhof blickten, mußte sie das Flurfenster öffnen, um nach Paul und seinen Freunden zu sehen. Sie waren im Begriff, wieder in die Wagen zu steigen. Vera hütete sich, ihnen noch einen Gruß zuzurufen. Sie fürchtete, daraus könne neuer Lärm entstehen. Sie sah, wie die Wagen abfuhren. Sie schloß die Tür zu ihrem Apartment auf. Schon in der Diele begann sie sich auszuziehen. Lächelnd stellte sie fest, daß sie nicht nur müde, sondern auch ziemlich betrunken war. Den Rest ihrer Kleidungsstücke verstreute sie im großen Wohn-Schlafraum. Sie fiel auf die große Couch, die ihr auch als Bett diente, zog die Decke bis ans Kinn und schlief sofort ein.
    Als sie aufwachte, wußte sie nicht, wieviel Zeit vergangen war. Sie starrte auf den Mann am Fußende der Couch. Erst war sie maßlos verblüfft, aber als sie seinen wahnsinnigen Blick sah und erkannte, daß er gekommen war, um sie zu töten, glaubte sie, daß sie laut und gellend um Hilfe schrie. In Wahrheit drang kein Laut aus ihrer vor Entsetzen gelähmten Kehle.
    ***
    Ich sah aus, daß ich mir nicht einmal selber fünf Dollar gepumpt hätte. Ein viertägiger Stoppelbart knirschte, wenn ich mein Kinn rieb. Mein Haar jammerte nach einem Frisör. Für meinen Anzug, mein Hemd, meine Schuhe hätte ein Altkleiderhändler nur noch ein Hohngelächter gegeben. Ich hatte die Nacht stilecht in einem Hafenschuppen geschlafen, in dem Gewürze gelagert wurden. Ich roch nach Nelken oder Piment, auf jeden Fall nicht nach Seife und Zahnpasta. Ich sah aus wie

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